Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Blatt
Blatt n \
1. Zeitung (auch in der Verkleinerungsform). Verkürzt aus dem »Intelligenzblatt« des 18. Jhs. 1750 ff.
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2. die Anzahl Spielkarten, die ein Spieler in der Hand hält. Verkürzt aus »Kartenblatt«. 14. Jh.
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3. pl = Geldscheine, Geld. 1930 ff.
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4. beschriebenes Blatt = Vorbestrafter. Blatt 11. 1920 ff.
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5. fliegende Blätter = Buchseiten, die sich aus der Bindung gelöst haben. 1900 ff.
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6. gut Blatt!: Wunsch an einen Skatspieler. Blatt 2. Kartenspielerspr. 1920 ff.
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7. kurzes Blatt (auch dim ) = Kartenspiel zu 32 Blatt. 1900 ff.
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8. langes Blatt (auch dim ) = Kartenspiel zu 52 Blatt. 1900 ff.
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9. schwarzes Blatt = schlechtes Zeugnis. Schwarz = unheilvoll. Schül 1950 ff.
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10. unbemaltes Blatt = unbekannter, charakterlich (beruflich) unfertiger Mensch. Vgl das Folgende. 1965 ff.
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11. unbeschriebenes Blatt = unbekannter Mensch, von dem man weder Gutes noch Schlechtes weiß. Leitet sich wohl her von dem unbeschriebenen Blatt in Polizei- und Gerichtsakten. 19. Jh. Vgl franz »être une page blanche«.
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12. kein unbeschriebenes Blatt = Vorbestrafter; Mensch, der nicht mehr unbescholten ist. 1900 ff.
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13. jm ins Blatt ficken = beim Kartenspiel eine Farbe aufspielen, die für den Partner ungünstig, für den Gegner (meist) günstig ist. In etw ficken = sich unbefugt in etw mischen (eigentlich auf den Geschlechtsverkehr bezogen). 1900 ff.
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14. das Blatt (Blättchen) hat sich gedreht (gewandt) = die Lage hat sich völlig geändert. Kann sich auf die Erfahrungstatsache gründen, daß ein Kartenspieler, der lange Zeit gute Karten bekommen hat, plötzlich schlechte erhält. Soll nach anderen Quellen mit der Pappel in Zusammenhang stehen, deren Blätter um den Johannistag (24. Juni) ihre Stellung ändern, so daß der Baum danach keinen Schutz mehr vor Regen bietet. 1500 ff.
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15. ein Blatt machen = Skat spielen. 1900 ff.
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16. kein Blatt vor den Mund (vor das Maul) nehmen = freimütig miteinander sprechen; offen seine Mei-
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nung sagen. Leitet sich her entweder vom Feigenblatt im Paradies als dem Sinnbild der Verstellung oder steht im Zusammenhang mit dem Blatten des Jägers. Seit mhd Zeit.
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17. etw vom Blatt singen = etw mühelos meistern. Hergenommen vom Sänger, der vom Notenblatt singt, ohne vorher geübt zu haben. 1850 ff.
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18. das steht auf einem anderen Blatt (das ist ein anderes Blatt) = davon reden wir jetzt nicht; das lassen wir vorerst unerörtert; das ist eine völlig andere Sache, die mit unserer nichts zu tun hat. Mit »Blatt« ist hier die Buchseite gemeint. 19. Jh.
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19. es steht im Blatt = darauf kannst du dich verlassen. »Blatt« meint entweder die Zeitung oder das Verordnungsblatt, die Dienstvorschrift o.ä. 1900 ff.
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