Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Bein
Bein n \
1. Prostituierte. Entweder Analogie zur Schimpfwortgeltung von »Knochen« oder fußend auf zigeun »p'èn = Schwester«. Prost 1900 ff.
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2. pl = Fahrgestell des Flugzeugs. Anthropomorphisierung der Maschine. Fliegerspr. 1939 ff.
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3. pl = Autoreifen. Zusammenhängend mit einer Werbeanzeige der Reifenfirma Veith-Pirelli: auf ihr waren neben den Autoreifen auch die Beine der Frau des Werbefachmanns Kairies zu sehen. 1965 ff.
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4. bewaldete Beine = behaarte Beine. 1950 ff.
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5. blonde Beine = hell bestrumpfte Beine. 1920 ff.
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6. drittes Bein = a) erigierter Penis. 1800 ff. – b) Krücke, Spazierstock. Angelehnt an das Rätsel der Sphinx in der griech Mythologie. 1870 ff. – c) Gewehr (bei Fuß). 1870 ff.
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7. goldene Beine = Beine eines hervorragenden Fußballspielers. Mit ihnen spielt er sich und seinem Verein viel Geld ein. 1960 ff.
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8. gotische Beine = nach innen gebogene Beine. Anspielung auf die Spitzbogenform der Schenkel. 1955 ff.
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9. heiliges Bein!: Ausruf der Verwunderung. Meint eigentlich das Kreuzbein, den kreuzförmigen Knochen, der die Beckenschaufeln zusammenhält; er befindet sich in unmittelbarer Nähe der Geschlechtsteile, die als heilig (= unverletzlich) gelten. Analog zu »O du mein Arsch!«. 18. Jh.
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10. kein Bein = a) niemand. Bein = Lebewesen (pars pro toto). 1900 ff. – b) Ausdruck der Verneinung; durchaus nicht! Seit dem späten 19. Jh.
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11. kein Bein auf die Erde!: Ausdruck der Ablehnung. Metapher für »kein Erfolg«, »keine Standfestigkeit«, »kein fester Boden unter den Füßen«. 1900 ff.
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12. kurzes Bein = Penis. 1900 ff.
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13. lachende Beine = wackliger Gang. Bei herzhaftem Lachen wird der ganze Körper einschließlich der Beine geschüttelt. 1900 ff.
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14. linke Beine = die Prostituierten. Bein 1; link. 1900 ff.
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15. nahtlose Beine = Beine in nahtlosen Strümpfen; nackte Beine. 1960 ff.
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16. närrisches Bein = hochempfindliche Stelle am Ellenbogen. Sie treibt ein närrisches Spiel. Österr 1930 ff.
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17. tragische Beine = einwärts gebogene Beine. Die Tragik besteht darin, daß die Beine einmal zusammenkommen, sich dann aber wieder trennen müssen. Spätestens seit 1900.
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18. verliebte Beine = auswärts gekrümmte (O-)Beine. Erst haben sie sich, dann gehen sie auseinander, und am Schluß kommen sie für immer zusammen. Vgl Courths-Mahler-Beine; Romanbeine. 1900 ff.
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19. waffenscheinpflichtige Beine = nach hinten durchgebogene Beine; krumme Beine. Die Form ähnelt dem Säbel, weswegen man einen Waffenschein benötigt; vgl Säbelbeine. 1955 ff.
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19 a. zweites Bein = zweite Verdienstmöglichkeit. 1965 ff.
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20. immer noch auf zwei Beinen!: Antwort auf die Frage nach dem Wohlbefinden. 1900 ff.
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21. sich ein Bein abfreuen = sich sehr freuen. Vielleicht von einem leidenschaftlichen und stürmischen Tänzer herzuleiten. 1900 ff.
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22. sich die Beine ablaufen = viele Wege machen. Dadurch weiden die Beine abgenutzt. 1700 ff.
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23. etw mit einem (betont!) Bein abmachen = etw mühelos bewerkstelligen. Wer beim Warten sich auf ein
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einziges Bein stellt, rechnet mit sehr kurzer Wartezeit. 1950 ff.
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24. sich ein Bein abwundern = sich sehr wundern. Bein 27. 1950 ff.
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25. es zieht die Beine an = es wird knapp. Wie man es bei zu kurzer Bettdecke tut. 1900 ff.
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26. mit dem falschen (linken) Bein zuerst aufgestanden sein = mißgestimmt sein. »Links« bedeutet in der Aberglaubensregel die Seite, von der das Unheil kommt. 18. Jh. Vgl engl »to get up on the wrong side of the bed«.
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27. sich ein Bein ausfreuen = sich sehr freuen. Fußt auf dem Folgenden. 19. Jh.
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28. sich für etw ein Bein ausreißen = sich sehr anstrengen, um etw zu erreichen. Gemeint ist wohl ein solch angestrengtes Laufen, daß man dabei ein Bein verliert. 1800 ff. Vgl franz »travailler d'arrache-pied«.
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29. jm die Beine bis zu den Ellenbogen ausreißen = jn körperlich und moralisch schlimm zurichten. Sold 1939 ff.
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30. ein Bein aus-, umtauschen = im Krieg ein Bein verlieren; eine Beinprothese erhalten. Sold 1914 ff.
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31. sich selbst ins Bein beißen = sich selber schaden.
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1920 ff.
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32. laß dich nicht ins Bein beißen = laß dich nicht übertölpeln; sei vorsichtig. Warnung vor dem Hunde (doppelsinnig). 1920 ff.
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33. jm etw ans Bein binden = a) jn stark behindern. Hergenommen vom Weidevieh, dem man auf nicht eingefriedeten großen Weideflächen die Vorderbeine zusammenbindet und durch ein dickes Rundholz beschwert. 1850 ff. – b) jm unverkäufliche Ware verkaufen. Sie beeinträchtigt den Käufer, als habe man ihm einen Klotz ans Bein gebunden. 1900 ff. – c) jn bezichtigen. Die Bezichtigung ist eine schwere Behinderung. 1910 ff.
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34. etw ans Bein binden = a) Schulden machen und sie nicht tilgen können. 1700 ff. – b) etw leichthin verschmerzen, einbüßen. Was man ans Bein bindet, achtet man gering. 14. Jh. – c) etw leichtsinnig vergeuden. 19. Jh.
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35. sich etw ans Bein binden = sich einer Sache annehmen, der man nicht gewachsen ist; Bein 33 a. 1900 ff.
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36. mit beiden Beinen auf der Erde bleiben = besonnen bleiben; sich nicht von Hirngespinsten leiten lassen. Der Betreffende schwebt nicht in »höheren Regionen«. 1900 ff.
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37. sich bei etw ein Bein brechen = bei einem scheiternden Unternehmen seinen Einfluß einbüßen. Man zieht sich einen nachwirkenden Schaden zu. 1950 ff.
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38. die Beine breitmachen = beischlafwillig sein (auf die Frau bezogen). Spätestens seit 1900.
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39. Leute auf die Beine bringen = Leute aufbieten, mobilisieren. Ursprünglich auf das Heer bezogen, zu dem man die Soldaten aufbietet. 19. Jh.
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40. etw auf die Beine bringen = etw fertigbringen; mit etw Erfolg haben. 1800 ff.
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41. jn auf die Bein bringen = jn gesund machen; jn mit allen Mitteln unterstützen. 14. Jh.
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42. das bringt auf die Beine = das muntert auf, macht lebhalt. 1930 ff.
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43. er hat die Bein zu weit durchgestoßen (durchgestreckt) = er trägt zu kurze Hosen. Scherzhafte Verkehrung von Ursache und Wirkung. 1910 ff.
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44. ihm haben sie die Beine zu kurz (zu weit) in den Arsch gedreht (geschraubt) = er ist groß (klein) gewachsen. 1920 ff.
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45. die Beine verkehrt eingehängt haben = ungelenke Beine haben. 1920 ff.
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46. die Beine sind verkehrt eingeschraubt = die Beine sind einwärts gekrümmt. 1910 ff.
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47. ihm haben sie zwei linke Beine eingeschraubt = er ist krummbeinig. 1920 ff.
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48. wieder auf die Beine fallen = gesundheitlich (wirtschaftlich) genesen. Der Katzenart nachempfunden. 1920 f .Vgl franz »retomber sur ses pieds«.
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49. seine Beine nicht fühlen = infolge großer Marschanstrengung o.ä. sehr müde sein. 19. Jh.
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50. der Weg geht in die Beine = der abschüssige, harte Weg verursacht Schmerzen in den Beinen. 1900 ff.
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51. diese Musik geht in die Beine = diese Musik regt zum Tanzen an. 1920 ff.
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52. er ist falsch ans Bein gepinkelt = er irrt sich. Sold 1939 ff.
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53. ihm sind die Beine durch die Hose gewachsen = er trägt zu kurze Hosen. Bein 43. 1910 ff.
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54. es in den Beinen haben = ein guter Fußballspieler sein. 1950 ff.
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55. etw am Bein haben = a) mit etw belastet sein; Schulden haben. Versteht sich nach Bein 33 a. 19. Jh. – b) vorbestraft sein. 1900 ff.
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56. jn am Bein haben = a) jn in seiner Gewalt haben. Man hat ihn entweder am Bein ergriffen oder ihm einen Klotz ans Bein gebunden. 19. Jh. – b) ein außereheliches Liebesverhältnis unterhalten. 19. Jh.
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57. alles, was Beine hat = alle. 19. Jh.
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58. hinein, was Beine hat: Aufforderung an den Kartenspieler, in den Stich eine Karte zu werfen, die viele Augen zählt. Kartenspielerspr. seit dem späten 19. Jh.
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59. frohe Beine haben = wegen Harndrangs vom einen Fuß auf den anderen treten. Es sieht wie Tanzen aus. 1900 ff.
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60. gute Beine haben = weglaufen, fliehen. Sold in beiden Weltkriegen.
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61. das hat noch lange Beine = das hat noch lange Zeit. Das Gemeinte hat sich noch nicht auf den Weg gemacht. 19. Jh.
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62. zwei linke Beine haben = krummbeinig sein; leicht ins Stolpern geraten. 1920 ff.
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63. ein linkes Bein haben = den Fußball nur mit dem linken Bein treten können. Sportl 1920/30 ff.
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64. vergnügte Beine haben = torkeln. 1800 ff.
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65. ein Bein mehr haben als der Gegner = ein besserer
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Fußballspieler sein als der Gegner. Sportl 1950 ff.
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66. 'was zwischen den Beinen haben = geschlechtlich voller Temperament sein. 1900 ff.
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67. 'was Rechtes zwischen den Beinen haben = koitieren. 1900 ff.
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68. Beine bis auf die Erde haben = sich zu helfen wissen; hilfsbereit sein. Der Betreffende ist ein Wirklichkeitsmensch: er steht mit beiden Beinen auf der Erde. 1920 ff.
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69. ein schweres rechtes Bein haben = mit dem Auto schnell fahren. Das rechte Bein ist so schwer, daß es ständig das Gaspedal niederdrückt. Kraftfahrerspr. 1955 ff.
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70. jn auf den Beinen halten = jn vor dem Bankrott bewahren. Man sorgt dafür, daß er nicht zu Fall kommt. 1920 ff.
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71. jn ums Bein hauen = jn übervorteilen. Dem Betreffenden schlägt man die Peitschenschnur ums Bein und bringt ihn zu Fall. 1900 ff, österr .
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72. jm auf die Beine helfen = a) jm in der Not helfen. Geht zurück auf die Fechtersprache: der Sekundant hilft dem, der zu Fall gekommen ist. Seit mhd Zeit. – b) jn aus dem Bett treiben. Sold 1910- 1945. – c) koitieren, schwängern. 1920 ff.
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73. jn von den Beinen holen = jn im Boxkampf zu Boden zwingen. 1920 ff.
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74. einen zwischen die Beine jubeln = koitieren. 1950 ff.
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75. auf die Beine kommen = a) wirtschaftlich vorwärtskommen. 1900 ff. – b) mobilgemacht werden. Bein 39. 1900 ff.
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76. wieder auf die Beine kommen = a) genesen. 14. Jh. – b) als ehemaliger Häftling wieder zum geordneten bürgerlichen Leben zurückfinden. 1900 ff.
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77. Beine kriegen = weglaufen. 1900 ff.
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78. es hat Beine gekriegt = a) die Sache macht Fortschritte. 1900 ff. – b) es ist verschwunden, gestohlen. In iron Meinung ist es davongelaufen. 19. Jh.
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79. kein Bein an (auf) die Erde kriegen = a) sich vergeblich bemühen; sich kein Gehör verschaffen können; wirtschaftlich nicht emporkommen; keinen festen Halt gewinnen. Seit dem späten 19. Jh. – b) keinen Stich bekommen. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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80. ein Bein aufs Pflaster kriegen = eine Erwerbsmöglichkeit finden. 1920 ff.
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81. jn wieder auf die Beine kriegen = jn wieder gesund machen. 1900 ff.
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82. Leute auf die Beine kriegen = Leute aufbieten, mobilmachen. Bein 39. 19. Jh.
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83. kein Bein krumm kriegen = nicht zum Sitzen, zum Ausruhen kommen. 1900 ff.
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84. weiche Beine kriegen = eine Erschütterung erleben; ängstlich werden. 1900 ff.
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85. ihm lachen die Beine = er geht torkelnd, wankend. Bein 13. 1900 ff.
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86. die Beine langmachen = sich ausstrecken, ausruhen. 1900 ff.
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87. jm die Beine langmachen = jn zur Eile antreiben; jn hetzen. 1910 ff, sold .
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88. dem werde ich die Beine langziehen!: Drohrede. Hammelbeine. 1900 ff.
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89. sich die Beine aus dem Arsch laufen =sich heftig bemühen; wegen einer Sache viele Wege machen. Bein 22. 1939 ff, sold .
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90. sich die Beine aus der Hose laufen = sich um etw eifrig, aber erfolglos bemühen. Der Betreffende läuft so schnell, daß die Hose nicht mithalten kann. 1955 ff, jug .
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91. sich die Beine aus dem Leib laufen = sehr schnell
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laufen. 1920 ff.
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92. sich die Beine aus dem Po laufen (o. ä.) = überaus diensteifrig sein. 1939 ff.
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93. jm Beine machen = a) jn zur Eile antreiben; jn anfeuern, wegjagen. Gemeint ist, daß man den Betreffenden aus dem Sitzen oder Liegen aufscheucht. 1500 ff. – b) eine Tanzplatte auflegen; zum Tanz aufspielen. 1920 ff.
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94. mach Bein! = geh weg! 1900 ff.
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95. sich auf die Beine machen = aufbrechen; flüchten. 1700 ff.
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96. ein langes Bein machen = a) jm ein Bein stellen. Sportl 1950 ff. – b) durch Strecken des Beins einen Tortreffer erzielen. Sportl 1950 ff.
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97. lange Beine machen = stark und schnell ausschreiten; flüchten. 1800 ff.
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98. die Beine unter den Arm (die Arme) nehmen = schnell laufen. Fußt auf der Vorstellung, man flöge und gebrauche nicht die Beine. 19. Jh.
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99. die Beine in die Hand nehmen = schleunigst fortlaufen; die Gangart beschleunigen. 19. Jh.
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100. seine Bein nehmen kein Ende = er ist langbeinig. 1920 ff.
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101. die Beine auf den Buckel packen = weglaufen. Bein 98. 1955 ff, jug .
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102. jm ans Bein pinkeln = jn übervorteilen, betrügen. Beharnung und Bekotung stehen in volkstümlicher Vorstellung für Betrug. 1930 ff.
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103. da guckt ein Bein raus. = da stimmt was nicht; das ist unwahr. Zusammenhängend mit dem Pferdefuß. 1900 ff.
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104. ein Bein reinstecken = koitieren (vom Mann gesagt). Bein 6. 1900 ff.
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105. sich die Beine aus dem Leib reißen = sich heftig bemühen. Bein 28. 1900 ff.
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106. jm auf den Beinen rumtrampeln = a) jn im Dienst streng behandeln. Wohl hergenommen vom Treten auf die Schuhspitze oder gegen die Schuhferse beim Ausrichten der in Reihen angetretenen Soldaten. 1900 ff. – b) jn heftig zurechtweisen. 1900 ff.
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107. jn von den Beinen säbeln = den Spieler der gegnerischen Mannschaft durch unfaires Treten zu Fall bringen. Säbeln = schneiden = beim Sensenschwung treffen. Sportl 1950 ff.
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108. mit den Beinen schielen = betrunken schwanken. Die Beinstellung des Torkelnden ähnelt der Augen-
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stellung des Schielenden. 1945 ff.
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109. mit den Beinen schlenkern = ängstlich sein; vor Furcht zittern. Schlenkern = schlottern. 1914 ff.
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110. mit dem dritten Bein schlenkern = koitieren. Bein 6. 1900 ff.
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111. etw ans Bein schmieren = etw verloren geben. Bein 34 b. 19. Jh.
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112. auf dem verkehrten (falschen) Bein Hurra schreien = a) sich gröblich irren; sich für etw verkehrterweise ereifern. Beim Hochrecken des rechten Arms ist das linke Bein das Standbein (oder umgekehrt). 1910 ff. – b) etw ungeschickt bewerkstelligen. 1930 ff.
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113. auf den Beinen sein = aus dem Bett sein; unterwegs sein; tätig sein. 1700 ff. Ygl engl »he is always on the feet«.
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114. wieder auf den Beinen sein = wieder gesund sein. 1700 ff.
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115. geh auf deinen eigenen Beinen spazieren!: Redewendung, wenn einem auf die Füße getreten wird. 1900 ff, Berlin.
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116. mit 'einem Bein spielen = als Fußballspieler eine schlechte Leistung zeigen. 1930 ff.
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117. mit beiden Beinen auf der Erde stehen = keinen Phantastereien Raum geben;ein Wirklichkeitsmensch sein. 1900 ff. Vgl franz »avoir les pieds sur terre«.
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118. auf dem falschen Bein stehen = den in einer anderen Richtung erwarteten Ball verfehlen. Sportl 1950 ff.
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119. auf keinem Bein stehen = keine Möglichkeit haben, das Kartenspiel zu seinen Gunsten zu entscheiden. 1900 ff.
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120. auf kein Bein zu stehen kommen = nicht ans Spiel kommen; zu keinem Stich kommen. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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121. auf keinem Bein mehr stehen können = volltrunken sein. 1700 ff.
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122. auf einem Bein nicht gut stehen können = das zweite Glas Alkohol nicht verweigern. 1700 ff.
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123. jn auf einem Bein stehen lassen = jm keinen zweiten Schnaps eingießen. 1900 ff.
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124. sich die Beine in den Leib (Bauch, Arsch) stehen = lange stehen und warten; Posten stehen. 1800 ff.
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125. mit einem Bein im Bankrott stehen = dem Bankrott nahe sein. 1900 ff.
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126. mit einem Bein im Gefängnis (Zuchthaus; hinter Gittern) stehen = eine strafbare Handlung begangen haben, aber (noch) nicht als Täter erkannt sein. 1900 ff.
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127. mit einem Bein im Grabe stehen = dem Tode sehr nahe sein. 17. Jh. Vgl franz »avoir un pied dans la tombe«.
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128. sich die Beine ins Gehirn stehen = ungeduldig wartend stehen. Berlin 1950 ff.
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129. jm ein Bein (Beinchen) stellen = a) jm ein Hindernis in den Weg legen, an dem er straucheln muß; jn zu Fall bringen. 1600 ff. – b) jm eine Fangfrage stellen. 1920 ff, stud .
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130. jm ein langes Bein stellen = jds Vorgehen schwer behindern. 1950 ff.
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131. etw auf die Beine stellen = etw bewerkstelligen; etw aufbauen. Bein 40. 19. Jh.
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132. sich auf eigene Beine stellen = sich selbständig machen; die Obhut der Eltern verlassen. 1900 ff.
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133. mit den Beinen stottern = a) hinken. 19. Jh.-b) torkeln. 1900 ff.
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134. die Beine unter jds Tisch strecken = von jm geldlich abhängig sein. 18. Jh.
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135. etw ans Bein streichen = etw verloren geben. Bein 111. 19. Jh.
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136. mit den Beinen stricken = beim Gehen nach innen übertreten. Es ähnelt dem Kreuzen der Stricknadeln. Österr 1950 ff.
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137. sich die Beine in den Leib treten = lange wartend stehen. Bein 124. 1900 ff.
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138. jn (jm) auf die Beine treten = jn schlecht behandeln, kränken. Analog zu »jm auf den Fuß treten«; vgl Bein 106. 1800 ff.
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139. alle Beine voll zu tun haben = eilen; sich rasch zurückziehen. Der Redewendung »alle Hände voll zu tun haben« nachgebildet. Sold 1939 ff.
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140. sich die Beine vertreten = nach langem Sitzen sich Bewegung verschaffen. 1900 ff.
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141. die Bein nicht mehr voneinanderkriegen = müde sein. Sie streifen einander beim Gehen. Rhein 1930 ff.
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142. ein Bein vorstrecken = beim Kartenspiel vorfühlen. Hergenommen von den Tieren (Katzen), die vorsichtig ein Bein vorstrecken, ehe sie zum Sprung ansetzen. Seit dem späten 19. Jh., Kartenspielerspr.
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143. ihm knicken die Beine weg = er ist fassungslos. Der Betreffende wird vor Überraschung oder Schreck
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weich in den Knien. 1900 ff.
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144. jm die Beine wegsäbeln = jn durch ein Foul zu Fall bringen. Bein 107. Sportl 1950 ff.
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145. jm die Beine unterm Hintern wegziehen = jds Stellung erschüttern. Meint eigentlich »jn brutal zu Fall bringen«. Drastischer als »jm den Stuhl unterm Hintern wegziehen«. 1950 ff.
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146. jm die Beine wegziehen = jn besiegen. 1950 ff.
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147. viel Bein zeigen = einen sehr kurzen Rock tragen. 1965 ff.
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148. das zieht in die Beine = das lähmt allmählich, wirkt sich hemmend aus. Vom Rheumatismus hergenommen. Seit dem frühen 20. Jh.
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