Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Baum
Baum m \
1. ein Baum von einem Kerl (ein Kerl wie ein Baum; ein Kerl groß wie ein Baum) = tüchtiger, kräftiger, unerschütterlicher Mann. Der Baum als Bild der Festigkeit, der Größe und Kraft. 19. Jh.
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2. Sache wie ein Baum = a) eine völlig sichere Sache. Sie steht fest wie ein Baum. Berlin 19. Jh. – b) großartige Sache. Der hochgewachsene Baum ist eindrucksvoll. 1900 ff.
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3. auf die Bäume, ihr Affen (der Wald wird gefegt)!: Befehl zu klettern; Befehl zur Beeilung. Sold 1939 ff.
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4. den Baum anmachen (anstecken) = die Kerzen am Weihnachtsbaum anzünden. 19. Jh.
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5. Bäume ansägen = schnarchen. sägen. 1900 ff.
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6. einen Baum aufstellen = sich widersetzen; sich empören. Österr Variante zu »sich aufbäumen«, etwa seit 1930.
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7. Bäume ausreißen können = sehr viel Kraft haben. Fußt wohl auf Märchen oder Sagen von Riesen. 1500 ff.
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8. keine Bäume mehr ausreißen (können) = an Leistungsvermögen nachlassen. 1900 ff.
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9. vor dem falschen Baum bellen (am verkehrten Baum raufbellen) = sich in der Wahl eines Menschen irren; den Falschen verdächtigen, kritisieren. Hergenommen vom übereifrigen Hund. 1950 ff.
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10. das bleibt nicht im hohlen Baum (das geht nicht in einen hohlen Baum) = das bedrückt einen innerlich; das greift die Gesundheit an. Zusammenhängend mit dem Volksglauben, man könne Krankheiten o. ä. in hohle Bäume bannen. 1700 ff.
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11. das bringt ihn auf die Bäume (auf den nächsten Baum) = das erbost ihn. Aufbrausen = hochgehen. 1920 ff. Vgl franz »faire monter quelqu'un a l'arbre«.
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12. was hängt am Baum und riecht?: Frage an einen Dummen oder Unfähigen. Umschreibend ist »Pflaume = Versager« gemeint. 1950 ff,jug ..
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13. den Baum hochgehen = aufbrausen. Baum 11. 1910 ff.
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14. es ist, um auf die Bäume zu klettern (zum Auf- die-Bäume-Klettern)! = es ist zum Verzweifeln, unerträglich. Vgl das Vorhergehende. 1850 ff.
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15. Bäume sägen = schnarchen. sägen. 1900 ff.
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16. schlafen wie ein Baum = fest schlafen. Der Baum als Sinnbild der Festigkeit. 1900 ff.
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17. ich schlafe schließlich nicht auf Bäumen! = ich bin ja nicht dumm, bin geistig nicht zurückgeblieben! Anspielung auf die Affen, die auf Bäumen schlafen. 1960 ff.
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18. auf dem Baum sein = seht wütend sein. Baum 13. 1910 ff.
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19. zwischen Baum und Borke sitzen = keine Bewegungsfreiheit haben; sich in peinlicher Lage befinden; ratlos sein. Zwischen Holz und Rinde ist kein Spielraum. 1800 ff. Vgl franz »se trouver entre l'arbre et l'ecorce«.
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20. einen alten Baum versetzen = einen bejahrten Menschen zum Verlassen seiner Wohnung zwingen. Der Baum ist hier das Sinnbild des festen Eingewurzeltseins. Alte Bäume soll man nicht versetzen, weil sie sonst eingehen. 1900 ff.
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21. das Auto um den Baum wickeln = durch Auffahren auf einen Baum den Totalschaden des Autos herbeiführen. 1930 ff.
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22. dicke Bäume zersägen = heftig schnarchen. sägen. 1900 ff.
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