Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Bauch
Bauch m \
1. unterer Teil des Schiffs. 1675 ff.
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2. Flugzeugunterseite. Fliegerspr. 1914 ff.
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3. Unterseite des Autos. 1939 ff.
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4. Mauerausbuchtung. 1920 ff.
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5. fähiger Bauch = anstelliger Mensch. 1900 ff.
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6. fauler Bauch = träger Mensch. 1850 ff.
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7. frommer Bauch = Geistlicher. 1900 ff.
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8. der ganze Bauch eine Falte: Redewendung, wenn einer unbändig lacht. 1850 ff, Berlin.
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9. gekälkter Bauch = weiße Weste. 1900 ff.
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10. kluger Bauch = (vermeintlich) kluger Mensch. 1900 ff.
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11. lauter Bauch = Magenknurren. 1900 ff, ziv und sold .
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12. sich einen Bauch anessen (anfressen) =beleibt werden. 19. Jh.
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13. sich einen Bauch anmästen = sehr viel essen. 19. Jh.
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14. sich einen Bauch ansaufen = durch Trinken an Leibesumfang zunehmen. 19. Jh.
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15. mit dem Bauch arbeiten = a) zum Geschlechtsverkehr verführen; die Wollust anstacheln. 1900 ff. – b) Prostituierte sein. 1900 ff.
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16. beiß ihn in den Bauch!: Anfeuerungsruf beim Fußballspiel. 1960 ff, sold .
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17. man möchte sich vor Wut in den Bauch beißen (und heißen Käse reinpusten)!: Redewendung eines Zornigen. Vor lauter Wut ist man zu Unsinnigkeiten fähig. 1910 ff,schül , stud und sportl .
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18. mit etw auf den Bauch fallen = mit etw scheitern; großen Mißerfolg ernten; in eine arge Lage geraten. Hergenommen vom fast waagerechten Aufprallen des Turmspringers auf der Wasseroberfläche oder von der »Bauchlandung« des Flugzeugs. 1920 ff.
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19. sich am Bauch gepinselt fühlen (seinen Bauch gepinselt fühlen) = sich geschmeichelt fühlen. bauchpinseln. Seit dem frühen 20. Jh.
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20. einen lauten Bauch haben = starkes Hungergefühl haben. 1900 ff.
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21. einen schlauen Bauch haben = schlau, gewitzt sein; altklug reden. Spätestens seit 1900.
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22. einen schlauen Bauch haben und dumme Eingeweide = sehr dumm sein. 1910 ff.
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23. er hat einen schlauen Bauch, nur schade, daß er rinnt = er ist zuweilen nicht recht bei Verstande. 1920ff.
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24. den ganzen Bauch voll Hunger haben = sehr hungrig sein. 1900 ff.
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25. den Bauch voll Wut (Zorn) haben = sehr wütend sein. 1910 ff.
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26. sich vor den Bauch geklatscht fühlen =sich geschmeichelt fühlen. Von einer Liebkosung hergenommen. 1920 ff.
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27. etw nicht aus dem hohlen Bauch können = a) etw ohne leibliche Stärkung nicht bewerkstelligen können. 1910 ff. – b) eine Aufgabe nicht ohne gründliche Sachkenntnisse meistern können. 1910 ff.
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28. vom Bauch in den Mund leben = Prostituierte sein. Abgewandelt aus »von der Hand in den Mund leben«. 1920 ff.
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29. ein Flugzeug auf den Bauch legen = beim Landen das Fahrgestell nicht ausfahren (können). Bauch = Rumpf. Fliegerspr. 1939 ff.
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30. auf dem Bauch liegen = mittellos sein. Versteht
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sich nach Bauch 18. 1920 ff.
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31. vor jm auf dem Bauch liegen = vor jm unterwürfig sein; sich völlig nach jm richten. Hergenommen von der Demutsgebärde. 1900 ff.
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32. jm einen dicken Bauch machen = schwängern. 1800 ff.
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33. solang' der Bauch noch in die Weste paßt, wird keine Arbeit angefaßt: Wahlspruch eines Trägen. Arsch 188. Etwa seit 1900.
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34. etw aus dem hohlen Bauch probieren = etw intuitiv und spontan versuchen. Vgl Bauch 27b.1910 ff.
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35. aus dem Bauch quatschen (reden) = Unsinn schwätzen; leere Worte äußern. Vom Bauchredner hergenommen (?). 1900 ff.
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36. aus dem hohlen Bauch reden = ohne Vorbereitung reden; unüberlegt reden. Bauch 27b. 1900 ff.
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37. jm etw in den Bauch reden = jm etw einreden. Verkürzt aus »jm ein Kind in den Bauch reden«. 1920 ff.
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38. vor jm auf dem Bauch rutschen = sich vor jm erniedrigen; jm kriecherisch schmeicheln. Vgl Bauch 31. Vor 1900.
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39. und schlägt der Bauch auch Falten, wir bleiben doch die alten!: Ausdruck der Beteuerung unverbrüchlicher Kameradschaft. Bauchfalten entwickeln sich mit dem Alter. Arsch 197. Sold 1939 ff.
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40. sich etw in den Bauch schlagen = etw essen, trinken. »Schlagen« spielt auf das hastige Hineinstopfen des gehäuften Löffels in den Mund an. 19. Jh.
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41. aus dem Bauch schreiben = ohne Unterlagen schreiben. »Aus dem Bauch« = improvisiert. Österr 1900 ff, Journalistenspr.
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42. der Bauch ist sein Gott = er lebt nur für Essen, Trinken und Geschlechtsverkehr. 1900 ff.
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43. nur Bauch sein = nur Essen und Trinken anstreben. 1870 ff.
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44. sich einen Bauch stehen lassen = beleibt werden. Scherzhaft nach »sich einen Bart stehen lassen«. 19. Jh.
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45. jn vor den Bauch treten = jn schwer beleidigen; jn abstrafen. 19. Jh.
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46. sich den Bauch verrenken = sich den Magen verderben. Magen. 1900 ff.
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47. den Bauch vollhaben = a) vollauf gesättigt sein. 19. Jh. – b) schwanger sein. 19. Jh.
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48. sich den Bauch vollhauen = gierig essen. Vgl Bauch 40. 19. Jh.
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49. den Bauch nicht vollkriegen = ein starker Esser sein. 1900 ff.
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50. sich den Bauch voll lachen (voll anlachen) = tüchtig lachen; schadenfroh sein. Analog zu »sich den Bauch vollstopfen«. Seit dem späten 19. Jh.
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51. sich den Bauch vollplempern = Getränke in Mengen zu sich nehmen (vor allem Limonade, Bier, Wein u.ä.). plempern. 1900 ff.
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52. sich den Bauch vollschlagen = beim Essen heftig zulangen; viel essen. Bauch 40. 19. Jh.
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53. der Bauch tut ihm weh, daß... = es tut ihm in der Seele weh, daß... Seelisches äußert sich im Körperlichen. 1600 ff.
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54. jm den Bauch wegmassieren = jn streng einexerzieren, über den Kasernenhof hetzen o.ä. Sold 1935 ff.
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55. er deckt sich mit dem Bauch zu = er ist arm; er schläft ohne Bettdecke. 19. Jh.
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56. er kann sich mit dem Bauch zudecken = er ist sehr beleibt. Er benutzt den Bauch scherzhaft als Oberbett. 1900 ff.
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57. er legt sich einen Bauch zu = er nimmt an Leibesumfang zu. Sich etw zulegen =sich etw anschaffen. Spätestens seit 1900.
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