Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Bau
Bau m \
1. Arrest, Arrestlokal, Gefängnisgebäude. Entweder dem Bau der Tiere nachgebildet oder Anspielung auf die frühere Verurteilung zur schweren Festungshaft, zum Festungsbau. Seit dem frühen 18. Jh.
\
2. Arrest-, Freiheitsstrafe. 19. Jh.
\
3. Wohnung, Wohnraum. Scherzhaft als Tierwohnung aufgefaßt. 19. Jh.
\
4. Schulgebäude. Die Schüler fühlen sich wie im Gefängnis. 1945 ff.
\
5. Heimschule, Österr 1950 ff.
\
6. Kaserne. 1965 ff, sold .
\
7. Kasernenstube. Bau 3. 1965 ff, BSD .
\
8. Dienstzeit bei der Bundeswehr. Als Freiheitsstrafe aufgefaßt. 1960 ff, sold .
\
9. Bau der Betten = vorschriftsmäßige Herrichtung der Kasernenbetten. Bettenbau. Aufgekommen 1870 mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.
\
10. dicker Bau = geschärfter Arrest; Verbüßung einer langjährigen Freiheitsstrafe in einem Festungsgefäng-
————
nis. Dick = umfangreich, hart, schwer. Seit dem frühen 18. Jh.
\
11. eigener Bau = Klassenzimmer. Ist die Schule der Bau schlechthin, ist das Klassenzimmer der eigene Bau. Schül 1945 ff.
\
12. freitragende Bauten = üppiger Busen. Die Brüste ragen ohne Stütze vor. 1950 ff.
\
13. schwerer Bau = Zuchthaus. Die (frühere) Haftanstalt für Schwerverbrecher. 1933 ff.
\
14. auf dem Bau arbeiten = eine Arreststrafe verbüßen. 1900 ff.
\
15. auf den Bau gehen = in Arrest gehen. 1900 ff.
\
16. nicht aus dem Bau kommen = daheim bleiben; daheim bleiben müssen. Bau 3. 1900 ff.
\
17. jn nicht aus dem Bau kriegen = jn nicht zum Verlassen seiner Wohnung bewegen können. Bau 3. 1900 ff.
\
18. vom Bau sein = Fachmann sein; ein Kollege sein. Mit »der ganze Bau« bezeichnet man alle an einem Bau tätigen Handwerker. »Einer vom Bau« wird durch Louis Angely (»Das Fest der Handwerker«, erstaufgeführt am 4. Januar 1818 zu Berlin) zur Bezeichnung eines Schauspielers für seinen Kollegen.
————
Seitdem über das Thsatersprachliche hinaus zur beliebten Bezeichnung für den Kollegen und den Fachmann geworden.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Bau