Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Bart
Bart m \
1. bärtiger Mann. 1900 ff.
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2. Schamhaare der Frau. Rotw 1950 ff, österr .
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3. blasenförmig aufsteigende Warmluft. Aus dem Wortschatz der Segelflieger. 1930 ff.
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4. Bart mit Dauerwellen = völlig veraltete Ansicht. Halbw 1950 ff. (obwohl der Bart wieder in Mode gekommen ist und also nicht eigentlich als Sinnbild veralteter Denk- und Handlungsweisen gelten kann).
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5. beim Bart(e) des Propheten!: scherzhafter Beteuerungsausdruck. Beim Schwur den Bart zu berühren, ist eine (vor-)islamische Sitte, bekannt aus vielen orientalischen Erzählungen. Der Prophet ist allerdings hier nicht Mohammed, sondern Moses. 18. Jh.
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6. langer Bart = altbekannte Sache. Das Gemeinte hat einen langen Bart, besteht also seit langer Zeit. 1930 ff.
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7. müder Bart = schwache Andeutung eines Schnurrbarts. Dieser Bart ist zu müde zum Wachsen. 1950 ff.
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8. so ein Bart! = das ist längst bekannt, ist völlig veraltet! (Dabei streicht man mimisch mit der Hand kinnabwärts, als trage man einen Bart.) 1930 ff,jug .
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9. das Ende des Bartes ist im Keller zu besichtigen = die Sache ist völlig veraltet, längst bekannt. 1930 ff,jug .
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10. jm den Bart abmachen = jn entlarven, zurechtweisen. Stammt wohl aus der Theatersprache und bezieht sich auf das Ablegen der Maske. 1900 ff.
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11. der Bart ist ab = a) die Sache ist erledigt, überstanden, gescheitert; die Sache (= der Lauf der Dinge) ist nun unabänderlich. Im ausgehenden 19. Jh. aufgekommen, vielleicht mit Bezug auf die drei Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II, von denen die beiden erstgenannten einen Vollbart bzw. einen Backen- und Schnurrbart trugen, während Wilhelm II. nur den Schnurrbart stehenließ; nach anderer Deutung hängt die Redensart mit dem abgebrochenen Schlüsselbart zusammen: das Reststück ist zu nichts mehr nütze. – b) das Dienstzeitende ist gekommen; man wird aus der Bundeswehr entlassen. Sold 1965 ff.
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12. ab der Bart! = fertig! Schluß! erledigt! Etwa seit 1920.
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13. sich einen Bart anbändigen = sich einen gepflegten Bart stehen lassen. Der Wildwuchs wird gezähmt wie ein wildes Tier. 19. Jh.
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14. der Bart ist an = der bisher Bartlose trägt jetzt
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einen Bart; aus dem Jüngling ist ein Mann geworden. 1960 ff.
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15. etw in den Bart brummen (murmeln) = undeutlich vor sich hinreden. 18. Jh.
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16. jm in den Bart fahren = a) jm energisch widersprechen. Meint eigentlich das Handgreiflichwerden, wobei man in den Bart faßt. 1910 ff. – b) jn grob zur Rede stellen, tadeln. 1910 ff.
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17. der Bart will flattern, mach's Fenster auf!: Zuruf, wenn jemand einen längst bekannten Witz erzählt. Der Witz hat einen Bart, wenn er nicht neu ist, 1920 ff.
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18. jm an den Bart gehen = jn (handgreiflich) bedrängen. 1950 ff.
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19. jm um den Bart gehen = jm schmeicheln. Man streichelt mit der Hand das Kinn. 1400 ff.
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20. einen Bart haben = a) unrasiert sein. 1900 ff. – b) böse dreinschauen; wütend sein. 1900 ff. – c) veraltet, längst bekannt sein. Bart 8. 1920 ff.
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21. einen Bart mit Dauerwellen haben = völlig veraltet sein. Vgl Bart 4. 1950 ff.
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22. einen Bart am Kinn haben = a) charakterfest sein. Hier ist der Bart das Zeichen des Alters und der
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Würde. 1935 ff. – b) eigenwillig sein. Alte Leute können eigenwillig, uneinsichtig, unmodern sein. 1935 ff. Um 1960 auch Charakteristikum der jungen Leute.
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23. innerlich einen Bart haben = abständig, gealtert sein. 1950 ff.
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24. ich hüpfe dir in den Bart!: Drohrede. Jug 1930 ff.
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25. einen Bart schleifen = lange schmollen. Der Bart verlängert das lange Gesicht. Österr 1950 ff.
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26. jm um den Bart schmieren = jn umschmeicheln. Verkürzt aus »jm Honig um den Bart schmieren«. 1900 ff.
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27. das ist ein starker Bart! = das ist eine Zumutung, eine Unverschämtheit! Wohl aus »starker Tabak« umgewandelt. 1955 ff, halbw .
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28. den Bart vom Dienst verpassen = die Aufwinde verfehlen. Vgl Bart 3. Segelfliegerspr. 1920 ff.
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29. der Bart wächst schon in den Keller =der Bart ist sehr lang. 1900 ff.
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30. das soll wohl mal ein Bart werden?: Frage an einen Unrasierten. 1950 ff.
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