Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Bär
Bär m \
1. Soldat. Meint mal den großen, kräftigen Mann, mal den unerzogenen Menschen (ungeleckter Bär 10.), mal den, der fremdem Willen unterworfen ist (Tanzbär). Sold 1960 ff.
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2. kleinere Geldschuld; Zechschuld. Mißverstanden aus »bere, bäre = Abgabe«. Stud 19. Jh.
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3. Ramme, Rammklotz. Hergenommen von der plumpen Kraft des Bären. 1600 ff.
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4. Kosewort für einen Mann. Hängt zusammen mit dem Stoff-, Plüschbären, einem beliebten Kinderspielzeug. (Dessen Inbegriff »Teddybär« ist freilich keinem Bären im zoologischen Sinn, sondern dem australischen Beuteltier Koala nachgebildet.) 1920 ff.
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5. weibliche Schamhaare; Vulva. Vom Bärenpelz hergenommen oder von der dichtbehaarten Bärenraupe. 1500 ff.
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6. Freundin eines jungen Mannes; Kosewort für eine weibliche Person. 1920 ff.
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7. Bär auf Socken = plumper Mensch. Unterscheidet sich vom echten Bären mit seinem schwerfälligen Gang nur durch die »Socken« (= Schuhwerk). 1900 ff, westd .
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8. ein Bär von einem Menschen = großer, kräftiger Mensch. Steht wohl im Zusammenhang mit der Vorführung von Tanzbären. 1800 ff.
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9. großer Bär = Vagina, Vulva. Bär 5. BSD 1960 ff.
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10. ungeleckter Bär = unerzogener, plumper Mensch. Fußt auf dem alten Volksglauben, daß der Bär seine Jungen durch Belecken vervollkommnet. Im 18. Jh. aufgekommen.
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11. einen Bären anbinden = Schulden machen; Geld aufnehmen. Bär 2. 1700 ff.
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12. jm einen Bären aufbinden = jm Unwahres vorgaukeln; jn belügen. Im Mittelalter führte man den Bären vor dem Schlachten aufgeputzt durchs Dorf; als man am Festumzug auch ohne Bären festhielt, führte man einen vermummten Mann (mit ihm aufgebundenem Bärenfell) als »Bär« herum: dies nannte man »einen Bären aufbinden«. 1700 ff.
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13. aussehen wie ein Bär um die Eier = ein bleiches Aussehen haben. Anspielung auf die Pelzfarbe des Bären um die Hodengegend. 1960 ff, sold .
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14. einen Bären bauen = salutieren; militärisch grüßen. Hängt mit dem abgerichteten Tanzbären zusammen. 1965 ff, sold .
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15. er ist auf den Bären zu binden = er ist zornig, unausstehlich, streitsüchtig. Man sollte ihn auf einen Bären binden und in den Wald jagen. 19. Jh.
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16. der Bär ist auf die Nase gefallen = die Frau menstruiert. Bär 5. (Der Bär blutet...) 1930 ff.
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17. gehen wie ein Bär auf Socken = schwerfällig gehen. Bär 7. 1900 ff, westd .
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18. den Bären haben = sehr schlechter Laune sein; streitsüchtig sein. Bären brummen, und »brummen = murren« 1920 ff.
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19. Hunger wie ein Bär haben = großen Hunger haben. Der Bär ist gefräßig und nahezu ein Allesfresser. 1900 ff.
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20. einen Bären hängen haben = Geldschulden haben. Bär 2. Stud 19. Jh.
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21. ab hier kommen die Bären von rechts: Redewendung angesichts einer einsamen, unbekannten Gegend. Sold 1965 ff.
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22. leck einen Bären!: derbe Abweisung. 1930 ff.
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23. einen Bären losbinden = Schulden bezahlen. Bär 2. Stud 19. Jh.
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24. der Bär ist los = man ist hochgradig wütend.
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1900 ff.
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25. den Bären machen = die Gäste unterhalten; alles herbeibringen; den Lustigmacher abgeben. Hergenommen vom Tanzbären, der vom Willen des Schaustellers abhängig ist. 1900 ff.
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26. hast du schon mal mit einem Bären gerungen?!: Drohfrage. 1930 ff.
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27. schlafen wie ein Bär = fest, lange schlafen. Leitet sich vom Winterschlaf des Bären her. Seit dem späten 19. Jh.
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28. hast du schon mal mit einem Bären geschmust?: Drohfrage. schmusen, Jug 1930 ff.
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29. schnarchen wie ein Bär = stark und tief schnarchen. Hängt zusammen mit dem Brummlaut des Bären. 18. Jh.
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30. schwitzen wie ein Bär = stark schwitzen. Wegen seines dichten und dicken Fells nimmt man an, der Bär müsse entsprechend schwitzen. 1850 ff.
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31. das Fell des Bären teilen, bevor er erlegt ist = einen Gewinn im voraus teilen. Stammt aus einer Fabel des Jean de La Fontaine (1668). 18. Jh.
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