Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Arsch
Arsch m \
1. Gesäß. Fußt auf griech »orsos = Steißbein«. Seit dem frühen Mittelalter.
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2. Mann (abf ). 19. Jh.
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3. Rekrut, Soldat. Schütze. BSD 1960 ff.
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4. Liebediener. Verkürzt aus Arschkriecher. BSD 1960 ff.
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5. Ende einer marschierenden Kolonne. Sold 1914 ff.
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6. Arsch auf Arsch = der Spieler und die Gegner haben je 60 Punkte. Arsch 29. Kartenspielerspr. 1930 ff.
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7. Arsch mit Beinen = dicklicher Mensch. Berlin 1930 ff.
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8. Arsch im dritten Glied = Soldat ohne Rang. Schütze. Sold 1939 ff.
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9. Arsch mit Griff = a) Kopfbedeckung der Angehörigen des Reichsarbeitsdienstes. Die in der Mitte eine Einzugsspalte bildenden Wülste erinnern an das Aussehen des Gesäßes. »Griff« spielt auf den Schirm an. 1939 ff, sold . – b) Feld-, Bergmütze. BSD 1960 ff.
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10. Arsch mit Grundeis = hoffnungslose, rettungslose
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Lage. Arsch 110. Sold 1939 ff.
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11. Arsch über Kopf = kopfüber. 1900 ff.
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12. Arsch mit Ohren = a) häßliches, feistes Gesicht. Vom Gesäß unterscheidet es sich lediglich durch die Zugabe der Ohren. 1900 ff, sold . – b) Glatzkopf. 1900 ff. – c) sehr unsympathischer Mensch; Schimpfwort auf einen Einfältigen. 1900 ff, sold . – d) steife Schirmmütze der Reichsarbeitsdienstler. Arsch 9 a. Sold 1939 ff. – e) dicke weibliche Person, von hinten gesehen. 1920 ff.
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13. Arsch im Quadrat = breites Gesäß. 1935 ff.
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14. beim Arsche des Propheten!: Beteuerungsformel. Entstellt aus »beim Barte des Propheten«. Sold 1939 ff.
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15. am Arsch des Propheten = am Ende der Dienstzeit (wenn das Ende noch lange nicht gekommen ist). Arsch 206. BSD 1960 ff.
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16. Arsch der Welt = abgelegener Truppenübungsplatz. Vgl das Folgende. 1941 ff und BSD .
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17. am Arsch der Welt = sehr abgelegene, verlassene Weltgegend; weit vorgeschobene Truppenabteilung jenseits der allgemeinen Front; hoher Norden. In Tichwin (200 km östlich von Leningrad) sollten im Spätsommer 1941 die deutschen und die finnischen
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Truppen sich vereinen, um Leningrad abzuschnüren; während die Deutschen pünktlich in Tichwin eintrafen, blieben die Finnen aus, weil sie unterwegs auf unüberwindliche russische Truppenverbände gestoßen waren. Während dieser Wartetage entstand der Ausdruck zur Kennzeichnung der äußersten Unbehaglichkeit am »Ende« der Welt.
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18. hinter dem Arsch der Welt = völlig einsam und abgelegen; auf weit vorgeschobenem Posten tief im Feindesland. Sold 1941 ff.
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19. abber (apper) Arsch = Tod. ab (adj ); Arsch 243. Sold 1939 ff.
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20. du Arsch!: Schimpfwort; auch harmlose Schelte. 1920 ff.
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21. ach du armer Arsch!: Ausruf der Verwunderung oder Verzweiflung. Sold 1900 ff.
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22. mit besoffenem Arsch = in bezechtem Zustand. Das Gesäß ist insofern betrunken, als es keinen sicheren Gang zustandebringt (das Becken wankt und schwankt). 1920 ff.
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23. dicker Arsch = Mann, der vorwiegend eine sitzende Tätigkeit ausübt. BSD 1955 ff.
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24. dicker Arsch mit Furz = a) Antwort auf die neugierige Frage nach der Art des Mittagessens.
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1920 ff. – b) Erwiderung auf eine törichte Frage; Ausdruck der Abweisung. 1920 ff.
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25. einen Arsch!: derber Ausdruck der Ablehnung. Verkürzt aus »einen Arsch (= nichts) werde ich dir geben«. 1920 ff.
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26. eiserner Arsch = a) hohe Trumpfkarte, die man bis zum Schluß des Spiels zurückhält. Man hält die Karte » eisern« hinten. 1914 ff. – b) Mensch, der sich in allen Lagen durchsetzt. Wohl im Anschluß an den Begriff »eiserner Kanzler« entwickelt. 1920 ff.
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27. fauler Arsch = träger Mensch; Trägheit (das Aufstehen vom Sitz fällt schwer). 1900 ff.
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28. feiger Arsch = Feigling. 1940 ff.
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29. gespaltener Arsch = 60 Punkte des Spielers gegen 60 Punkte der Gegner. Auf jeder Gesäßbacke dieselbe Punktzahl. 1930 ff.
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30. goldener Arsch = sorgenloses Leben der Besitzenden. 1900 ff.
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31. lieber einen halben Arsch als einen toten! = lieber verwundet als tot: Sold 1914 ff.
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32. kalter Arsch mit Birnen = a) Antwort auf die Frage, was es zu essen gibt. »Kalter Arsch« meint den Schinken vom Schwein. 1914 ff. – b) nichts von Be-
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lang! Sold 1939 ff.
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33. kalter Arsch mit Schneegestöber = a) mit Sahne servierter Prünelle (Pflaumenlikör). 1920 ff, stud . – b) minderwertiges, unschmackhaftes Essen; auch Antwort auf die Neugierfrage, was es zu essen gibt. 1920 ff.
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34. kein Arsch, kein J'nick, – ein Jahr zurück!: Redewendung auf das negative Musterungsergebnis. J'nick = Genick, vor allem der Stiernacken. 1910 ff.
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35. wer bist du denn schon? Keinen Arsch in der Hose, keine Zähne im Maul, aber ›La Paloma‹ pfeifen!: Redewendung auf einen Schwächling. BSD 1965 ff.
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36. lahmer Arsch = schwungloser Mensch. Lahmarsch. 1939 ff, sold .
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36 a. letzter Arsch = großer Versager. 1930 ff.
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37. ach du mein Arsch!: Ausruf der Verzweiflung. Scherzhaft sagt man, so schreie das Huhn, wenn es ein Ei gelegt hat. Sold 1914 ff.
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38. plombierter Arsch = Stuhlverstopfung. Sold 1939 ff.
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39. mit sauberem Arsch = reuig und besserungswillig. Bezogen auf die Gesinnung eines zur Entlassung
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kommenden Häftlings. Die Beschmutzung durch früheres Tun ist abgewaschen (= abgegolten). Rotw 1950 ff.
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40. schwarzer Arsch = katholischer Geistlicher. Anspielung auf die schwarze Amtskleidung. 19. Jh., sold und rotw .
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41. verzagter Arsch = Energieloser, Vgl hierzu das Sprichwort »aus verzagtem Arsch kommt kein fröhlicher Furz«. 1900 ff.
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42. finster wie im Arsch = sehr dunkel. 1900 ff.
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43. am Arsch!: grobe Abweisung einer Behauptung. Verkürzt aus »leck mich am Arsch!«. 19. Jh.
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44. am Arsch die Brühe (am Arsch die Brieh)!: derbe Ablehnung; Fluch. Verkürzt aus »du kannst mir am Arsch die Brühe (= Schweiß in der Gesäßkerbe) lecken!«. 1950 ff.
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45. am Arsch die Räuber!: derbe Abweisung; Verwünschung. Antwort auf die Feststellung des bis zum Überdruß gesungenen Schlager- und Tanzlieds »Im Wald, da sind die Räuber«, etwa soviel wie »laß mich in Ruhe mit den Räubern!«. 1960 ff.
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46. besoffen bis über den Arsch = stark betrunken. Bayr 1930 ff.
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47. dir drehe ich den Arsch ab!: Drohrede. Gemeint ist wohl, daß man durch Schleifen den Gesäßumfang mindern will. Sold 1939 ff.
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48. sich etw am Arsch abfingern können = etw mit Leichtigkeit verstehen können. Derbere Fassung von »sich etw an den Fingern abzählen können«. 19. Jh.
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49. sich den Arsch abfrieren = im Winter Posten stehen; lange in der Kälte verharren müssen. Sold 1939 ff.
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50. sich etw am Arsch abklavieren können = etw ohne Mühe verstehen können. abklavieren. 20. Jh.
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51. sich den Arsch ablaufen = viele Wege machen. 1900 ff.
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52. jm den Arsch abschießen = jn tödlich verwunden, erschießen. Das Opfer hat kein »Sitzfleisch« mehr, sondern fällt um. Sold 1939 ff.
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53. dann ist der Arsch ab = dann ist Schluß, Ende; dann tritt der Tod ein. Arsch = Ende, dickes Ende. Vgl das Vorhergehende. Sold 1939 ff.
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54. der Arsch ist ab = die Dienstzeit ist zu Ende. BSD 1960 ff.
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55. sich einen goldenen Arsch anlachen = a) reich hei-
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raten (auf den Mann bezogen). Goldener Arsch = Gesäß einer begüterten weiblichen Person. 1900 ff. – b) ein Geschäft abschließen, das einen ungewöhnlich hohen Gewinn erbringt. 1900 ff.
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56. jm den Arsch anlüften = jn antreiben, anherrschen. Arsch 177 b. 1935 ff.
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57. jm den Arsch anschärfen = jn grob anreden. Parallel zu schleifen. 1930 ff.
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58. jn nicht (nicht mal) mit dem Arsch ansehen = jn gründlich verachten. Verstärkt aus »jn mit dem Rücken ansehen« als Sinnbildgebärde der Nichtbeachtung. 18. Jh.
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59. jm den Arsch anspitzen = jn anherrschen. Arsch 57. Sold 1939 ff.
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60. gegen einen vollen Arsch ist nicht anzustinken = der Gegner hat so gute Karten, daß man ihn nicht besiegen kann. Voller Arsch = große Menge. Vgl anstinken 6. 1900 ff.
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61. gut, daß der Arsch angewachsen ist: Redewendung auf einen Vergeßlichen. Der Betreffende würde sonst auch das Gesäß mitzunehmen vergessen. 1900 ff.
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62. den Arsch aufhaben = sich viel zutrauen. Der Betreffende leidet nicht an Verstopfung, ist also unbe-
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hindert. Sold 1939 ff.
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63. jm den Arsch aufreißen = jn anherrschen, rücksichtslos behandeln, körperlich erledigen; jn heftig unter Beschuß nehmen. Vergröberter Kasernenhofjargon, fußend auf »jm Angst einjagen« (daß ihm der Kot abgeht). 1914 ff, sold .
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64. jm den Arsch bis zum Scheitel (bis zum Maul; bis zum Stehkragen, bis zur Halsbinde; bis zum Kragenknopf; bis zum Kehlkopf; bis zur Kragenbinde; bis zum Halskragen; bis unter den Adamsapfel; bis zum Geht-nicht-mehr) aufreißen = jn heftig rügen, anschreien, moralisch erledigen, rücksichtslos einexerzieren. 1914 ff, sold .
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65. jm den Arsch kreuzweise aufreißen = jn äußerst streng behandeln, schikanieren. Sold 1914 ff.
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66. jm den Arsch aufreißen = jn beim Kartenspiel überlegen besiegen; jm beim Kartenspiel sehr viel Geld abgewinnen. 1935 ff.
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67. sich den Arsch aufreißen = von einer Sache viel Aufhebens machen. 1920 ff.
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68. sich nicht den Arsch aufreißen = sich nicht besonders anstrengen. 1920 ff.
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69. den Wagen bis zum Arsch aufreißen = mit Vollgas fahren. Kraftfahrerspr. 1920 ff.
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70. sich den Arsch ausfrieren = sehr starker Kälte lange ausgesetzt sein. Sold 1941 ff.
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71. dir hänge ich den Arsch aus!: Drohrede. Parallel zu »jm den Arsch anlüften« gebildet ( Arsch 56.). 1939 ff.
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72. jm den Arsch aushauen = jn heftig prügeln. 1900 ff.
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73. sich den Arsch auskugeln = sterben, im Krieg fallen. Fußt auf der Vorstellung vom Arm, den man sich auskugelt; vgl Arm 1. Sold 1939 ff.
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74. den Arsch auskühlen = a) in freiem Gelände koten. 1900 ff. – b) auf dem Marsch eine Ruhepause einlegen. Gemeint ist, daß das Gesäß sich heißgelaufen hat. 1914 ff. – c) neuen Mut schöpfen. Gemeint ist, daß man den Motor, der heißgelaufen ist, abstellt und erst nach Abkühlung wieder anläßt. 1914 ff, sold .
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75. jm den Arsch ausreißen = a) jn schikanieren, mißhandeln. 1800 ff. – b) jm im Spiel das Geld abgewinnen. 1800 ff, rotw .
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76. sich den Arsch ausreißen = sich sehr bemühen; sehr eifrig tun. Hühner legen des öfteren übergroße Eier, wobei der After aus-, die Darmwandung einreißt. 18. Jh.
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77. sich den Arsch ausreißen lassen = gründlich geprellt werden (etwa im Spiel). 1800 ff, rotw .
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78. dir renke ich den Arsch aus!: Drohrede. Sold 1939 ff.
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79. etw mit hohem Arsch beäugen = etw von hochgelegenem Punkt aus betrachten. 1940 auf Luftaufklärer bezogen, 1958 in Berlin auf die vom Zoo ausgehende und durch das Gelände der Internationalen Bauausstellung führende Seilbahn.
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80. sich den Arsch begießen = sich betrinken. Nordd 18. Jh.
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81. sich in den Arsch beißen = unsinnig handeln. Vgl das Folgende. Sold 1939 ff.
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82. man könnte vor Wut sich selbst in den Arsch beißen!: Ausruf der Verzweiflung. 1900 ff.
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83. lieber sich in den Arsch beißen als... = etw derb ablehnen; einer Zumutung nicht nachkommen. Seit dem letzten Drittel des 19. Jhs, sold und prost
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84. Ärsche betreuen = Abortwärter(in) sein. 1935 ff.
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85. den Arsch betrügen = a) Aufstoßen haben. Der After wird um einen Magenwind betrogen. Seit dem späten 19. Jh. – b) sich erbrechen. 1900 ff.
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86. den Arsch voll Koste beziehen = gründlich unterliegen. Koste = Prügel; Herkunft unbekannt. Sportl 1945 ff.
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87. blas' mir in den Arsch!: Ausdruck der Ablehnung. 1500 ff.
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88. der Arsch bleibt immer hinten = Naturgesetze sind unabänderlich; es ist sinnlos, gegen Unabänderliches aufzubegehren. Fußt, ins Derbe verwandelt, auf Adelbert von Chamisso, »Tragische Geschichte« (1822): »Der Zopf, der hängt ihm hinten«. 1900 ff. Vgl vorkommen 2.
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89. so arm, daß ihm der Arsch blutet = sehr arm. Wohl die derbere Fassung von »blutige Tränen weinen«. Spätestens seit 1900.
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90. da könnte einem der Arsch bluten! = das ist einfach unerhört! Vgl das Vorhergehende. 1930 ff.
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91. ihm brennt der Arsch = angesichts der Gefahr ist er völlig ratlos. Wohl vergröbert aus »ihm brennt der Boden unter den Füßen«. Sold 1939 ff.
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92. mein Arsch denkt nicht dran!: Ausdruck der Ablehnung. 1950 ff.
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93. bei ihm guckt der Arsch durch = er hat ein Loch im Hosenboden. 1870 ff.
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94. mir hängt der Arsch durch = ich bin erschöpft, kann nicht länger stehen. Durchhängen = nicht straff gespannt sein. 1940 ff.
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95. der Arsch ist auf Dauerfeuer eingerastet = man hat Durchfall. einrasten. BSD 1965 ff.
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96. er reißt mit dem Arsch wieder ein (um), was er mit den Händen aufgebaut hat = er ist überaus ungeschickt. 1900 ff.
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97. ihm ist der Arsch eingeschlafen = er läßt Darmwinde laut entweichen. Hergenommen vom Schnarchen des Schläfers. 1900 ff.
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98. einen Arsch erben = nichts gewinnen; Mißerfolg erleiden. Vgl Arsch 25. 1940 ff.
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99. den Wagen in Arsch fahren = das Auto zuschanden fahren. Arsch 109. 1960 ff.
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100. mit etw auf den Arsch fallen = mit etw scheitern. 1930 ff.
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101. mit dem Arsch in die Butter fallen = vorteilhaft heiraten; Glück haben. 1900 ff.
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102. mit dem Arsch Fliegen fangen = Unmögliches mit unzureichenden Mitteln bewerkstelligen wollen. 1930 ff.
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103. mit dem Arsch Mücken (Fliegen o. ä.) fangen = dem erholsamen Nichtstun frönen. 1930 ff.
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104. ihm flattert der Arsch = er hat Angst. Vom Herzflattern übertragen auf die Flatterbewegung des Afters; vgl Muffensausen. Sold 1939 ff.
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105. du hast wohl lange nicht deinen Arsch mit den Händen fortgetragen?: Drohfrage. Man verheißt dem Betreffenden Prügel aufs Gesäß, so daß er sich dieses mit beiden Händen halten muß, um die Schmerzen zu lindern; das sieht dann so aus, als trüge er es von dannen. 1900 ff.
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106. jm nicht vom Arsch gefallen sein = so gut wie der andere sein. Sau. Oberd 19. Jh.
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107. mit dem Arsch fressen = rektal ernährt werden. Lazarettspr. 1914 ff, auch ziv .
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108. dem Arsch die Ehre geben = beim Essen stark zulangen. Die Ehre geben = die gebührende Ehre bezeugen. 19. Jh.
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109. in den Arsch gehen = zugrundegehen; verloren gehen; in Gefangenschaft geraten; sterben, fallen. »Arsch« als Sammelwort für Schlimmstes und Schlechtestes. 18. Jh.
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110. ihm geht der Arsch mit Grundeis = er hat bange Befürchtungen. Grundeis ist die untere Eisschicht
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oberhalb des Bodens; es bricht polternd los und steht hier im Vergleich mit dem Geräusch des abgehenden Durchfalls. 18. Jh.
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111. ihm geht der Arsch 1:1000 (1 : 100 000) = er hat große Angst. Der Maßstab bei Landkarten wird hier zum Höchstmaß an (Flucht-)Geschwindigkeit. Sold 1939 ff.
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112. ihm geht der Arsch wie eine Kreissäge = er fühlt sich äußerst beklommen. Die schnell sich drehende, kreischend laufende Kreissäge versinnbildlicht hier das Aufgeregtsein. Sold 1935 ff.
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113. ihm geht der Arsch mit Schneegestöber = er ist ängstlich, mutlos. Vgl Arsch 33 b. Sold 1939 ff.
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114. ihm geht der Arsch wie eine Windmühle = er ist aufgeregt, nervös. Die Windmühle als Sinnbild der Ruhelosigkeit. Sold 1939 ff.
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115. der Arsch gehört in die Hose = Ordnung muß sein. Spätestens seit 1900.
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116. in den Arsch gekniffen sein = sich in schlimmer Lage befinden. Kriegsgefangenen- und Konzentrationslagerspr. 1941 ff.
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117. wegen Umbau des Arsches werden alle Fürze über die Zunge geleitet: Äußerung nach vernehmlichem Aufstoßen. 1930 ff.
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118. ihm ist noch nie eine Mark (o. ä.) am Arsch gewachsen = er hat noch nie gespart, gibt leicht her, kann sich leicht von etw trennen. 19. Jh.
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119. sich in den Arsch gucken lassen (in den Arsch geguckt kriegen) = vom Musterungsarzt untersucht werden. BSD 1958 ff.
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120. jn am Arsch haben = jm übel mitspielen; jn zur Rechenschaft ziehen; jn verhaften, gefangennehmen. Man hat ihn am Gesäß ergriffen, so daß er nicht fliehen kann. Sold 1900 ff und ziv .
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121. einen im Arsch haben = betrunken sein. Gemeint als Hinweis auf die Ursache des Torkelns. BSD 1965 ff.
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122. einen blauen Arsch haben = von Adel sein. Fußt auf dem Begriff blaublütig. 19. Jh.
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123. einen dreckigen Arsch haben = ein schlechtes Gewissen haben; sich vergangen haben. Schmutziges Gesäß = moralische Unsauberkeit. 1900 ff.
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124. einen eisernen Arsch haben = sich in jeder Lebenslage durchsetzen können. Arsch 26 b. 1920 ff.
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125. einen faulen Arsch haben = träge sein; sich nicht erheben. Trägheit beruht (iron ) auf einer physiologischen Gegebenheit, nicht auf Willensschwäche.
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1900 ff.
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126. einen goldenen Arsch haben = verzärtelt erzogen worden sein. Arsch 30. In der Volksmeinung ist bei Reichen alles von Gold. 1900 ff.
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127. einen großen Arsch haben = a) dümmlich sein. Zum Ausgleich für das große Gesäß ist der Geist entsprechend kleiner. 1910 ff. – b) furchtsam, schüchtern sein. 1910 ff.
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128. einen kalten Arsch haben = tot sein. Sold 1914 ff.
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129. keinen sitzenden Arsch haben = unruhig sitzen. 18. Jh.
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130. einen verzagten Arsch haben = mutlos, niedergedrückt sein. Arsch 41. 1910 ff.
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131. einen Arsch wie ein Brötchen haben = ein schmächtiger Mann sein. »Brötchen« steht sinnbildlich für kleines Format. 1914 ff, sold .
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132. einen Arsch in der Hose haben = ein tüchtiger Kerl sein. Der Betreffende hat wohl ein breites, kräftig entwickeltes Gesäß. Sold 1939 ff.
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133. ein Gesicht wie ein Arsch haben = ein feistes Gesicht haben. Arschgesicht 1. 19. Jh.
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134. ein Gesicht wie ein Arsch mit Ohren haben = ein häßlich feistes Gesicht haben. Arsch 12 a. 1900 ff.
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135. jetzt hat der Arsch Feierabend = a) jetzt kann man sich endlich ausruhen. 1914 ff. – b) er ist tot. 1914 ff.
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136. den Arsch vorn haben = dümmlich sein; leicht zu übervorteilen sein. Das Gesäß ist nicht aufmerksam, nicht wachsam, nicht intelligent. Wohl Gegenteilbildung zu »die Nase vom haben«, Nase 69. Sold 1939 ff.
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137. alles an den Arsch hängen = putzsüchtig sein. Spätestens seit 1600.
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138. am Arsche hängt der Kamm: Redewendung des Kartenspielers, wenn er beim Aufheben des Skats einen Buben findet und sich also überreizt hat. Willkürliche Vervollständigung des Ausrufs »am Arsch! (= ich bin verloren)«. 1900 ff.
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139. da hängst du den Arsch ins Feuer!: Ausruf der Verzweiflung. Halbw 1955 ff.
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140. den Arsch in die Luft hängen = a) fliegen, mit dem Flugzeug aufsteigen. Sold 1939 ff. – b) mit dem Fallschirm abspringen. Sold 1939 ff.
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141. ihm hängt der Arsch voller Tränen = ihm ist wehleidig zumute; er hat bange Befürchtungen. Ent-
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pathetisierung: an die Stelle des Auges wird hier der »Arsch« gesetzt. Sold 1935 ff.
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142. über den Arsch hinausfurzen wollen = das Ziel zu weit stecken; des Guten zuviel tun. Sold 1939 ff.
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143. seinen Arsch hinhängen = sich als Mitglied der Flugzeugbesatzung der Gefahr aussetzen. Fliegerspr. Variante zu »den Kopf hinhalten«, seit 1939.
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144. jm den Arsch hochbinden = a) jn streng einexerzieren. Parallel zu Arsch 56. BSD 1965 ff. – b) jm etw ablehnen; jn energisch zur Rede stellen. Sold 1939 ff. – c) jn hart bekämpfen, niederkämpfen. Sold 1939 ff.
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145. mit 'einem Arsch auf 'zwei Hochzeiten tanzen (hocken o. ä.) = zweierlei gleichzeitig tun wollen; es mit zwei Parteien halten. Hochzeit. 1900 ff.
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146. sich einen kalten Arsch holen = sterben; als Soldat fallen. Sold 1914 ff.
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147. etw in den Arsch jagen = ein Fahrzeug zuschanden fahren. Entsprechend Arsch 99; vgl Arsch 109. Sold 1939 ff.
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148. etw durch Arsch und Pimmel jagen = Hab und Gut verschlemmen. Gemeint ist, daß man sein Geld für Essen, Trinken und Geschlechtsverkehr ausgibt; vgl Pimmel. 1910 ff.
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149. mir juckt der Arsch = ich habe Lust. Konkretisiert aus »es juckt mich«, jucken. 1960 ff.
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150. den eigenen Arsch nicht kennen = nicht einmal über das Nächstliegende, über das persönlich Wichtige Bescheid wissen. 1900 ff.
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151. das kann er sich vor den Arsch klatschen!: Ausdruck der Ablehnung. Bezieht sich wohl auf ein Schriftstück, mit dem man sich das Gesäß reinigen kann, weil ein anderer Zweck nicht einzusehen ist. Sold 1939 ff.
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152. sich in den Arsch kneifen = sich gröblich irren. Umschreibung für »sich selber wehtun«. 1955 ff.
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153. ihm klebt der Arsch am Stuhl (o. ä.) fest = er ist energielos, träge. Das klebrige Gesäß soll schuld sein an der Willensschwäche. 19. Jh.
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154. jn drillen, daß ihm das Wasser im Arsch kocht = jn rücksichtslos drillen. Das kochende Wasser meint den Schweiß, der den Rücken hinunterläuft bis in die Gesäßspalte. Sold 1930 ff.
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155. zu einem kalten Arsch kommen = sterben; im Kriege fallen. Sold 1939 ff.
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156. jn am Arsch kratzen = jm schmeicheln. 19. Jh.
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157. sich den Arsch (am Arsch) kratzen = in Verlegenheit, ratlos sein. 1935 ff, sold und ziv .
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158. kratz dir den Arsch! = hilf dir selber, ich kann dir nicht helfen. 1935 ff, sold und ziv .
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159. das laß deinen werten Arsch nicht kratzen = das geht dich nichts an; misch' dich nicht ein! Vgl »es kratzt mich nicht = es geht mir nicht nahe«. Sold 1910 ff.
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160. jm den Arsch kräuseln = a) jn verprügeln. Kräuseln = in Falten legen. 1900 ff. – b) jn besiegen. Sold 1939 ff.
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161. jm in den Arsch kriechen = jm würdelos ergeben sein; sich gegenüber jm völlig unterwürfig zeigen. Soviel wie »vor der schimpflichsten Erniedrigung nicht zurückschrecken«. 18. Jh.
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162. jm nicht nur in den Arsch, sondern (sogar) bis in den Dickdarm kriechen = jm würdelos schmeicheln. 1950 ff.
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163. jn am (beim) Arsch kriegen = jn zur Rechenschaft ziehen. Vgl Arsch 120. Etwa seit 1920.
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164. etw auf den Arsch kriegen = eine Niederlage erleiden; einen Rückschlag hinnehmen müssen; beschossen werden. Bezieht sich eigentlich auf Prügel. Sold in beiden Weltkriegen.
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165. einen kalten Arsch kriegen = sterben, fallen, abstürzen. Sold in beiden Weltkriegen.
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166. keinen warmen Arsch kriegen = oft versetzt werden; an einem Ort, auf einem Stuhl »nicht warm werden«. 1935 ff, Bürospr.
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167. da lacht der Arsch = a) es wird eine leckere Speise aufgetischt. Vergröbert aus »da lacht einem das Herz«. 1914 ff. – b) man erlebt eine große Freude. 1914 ff.
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168. den Arsch in der Hose lassen = besonnen bleiben; nicht übertreiben. Vgl Arsch 115. 1900 ff.
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169. er kann mich am Arsch lecken! (leck mich am Arsch!; leckmi'oasch): Ausdruck derber Abweisung. Etwa seit 1500; volkstümlich geworden durch Goethe, Urgötz (1771).
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170. leck mich am (im) Arsch, ich geh ins Kloster!: Ausruf eines dienstüberdrüssigen Soldaten. Sold 1939 ff.
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171. leck dich selbst im Arsch!: Ausdruck derber Abweisung, gern als Erwiderung auf die gleichlautende Aufforderung. 1900 ff.
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172. man könnte sich selbst im Arsch lecken!: Ausdruck der Verzweiflung. 1900 ff.
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173. leck mich am Arsch (da leckst du mich am Arsch)!: freudiger Begrüßungsausruf bei unerwarteter Begegnung. Spätestens seit 1900.
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174. jn im Arsch lecken = jm würdelos schmeicheln. 19. Jh.
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175. den Arsch in Falten legen = a) nach schwerer körperlicher Anstrengung eine Pause einlegen. Umschreibung für »sich entspannen«. 1900 ff. – b) sich nach der Notdurftverrichtung vom Sitz erheben. 1900 ff. – c) sich schlafen legen. 1900 ff.
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176. den Arsch lüften = a) zur Notdurftverrichtung das Gesäß entblößen. 19. Jh. – b) Darmwinde entweichen lassen. 1850 ff.
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177. jm den Arsch lüften = a) jn auf das nackte Gesäß schlagen. 1850 ff. – b) jn über den Kasernenhof, über das Übungsgelände oder übers freie Feld hetzen; jn strafexerzieren lassen. Sold 1900 ff.
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178. etw mit halbem Arsch machen = etw oberflächlich, flüchtig, ohne Interesse erledigen. Derbe Variante zu »etw mit halbem Herzen tun«. 19. Jh.
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179. jm den Arsch nachtragen = jm alle Mühen abnehmen; jn übereifrig bedienen. 1800 ff.
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180. den Arsch in die Hand nehmen = weglaufen;
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sich beeilen. Derber als »die Beine in die Hand nehmen«. Vgl auch Arsch 105. 19. Jh.
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181. den Arsch offenhaben = a) Darmwinde entweichen lassen. Sold 1930 ff. – b) Angst haben. Der Schließmuskel des Afters versagt. Sold 1939 ff. – c) ein schlechter Kerl sein. Wohl Anspielung auf Furcht und Feigheit. Sold 1939 ff.
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182. du hast wohl den Arsch auf (offen; dir steht wohl der Arsch auf?) = du bist wohl nicht recht bei Verstand? Der Betreffende gibt Darmwinde von sich, aber keine vernünftigen Ansichten. Parallel zu »nicht dicht sein«. 1930 ff.
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183. den Arsch offenhalten = für guten Stuhlgang sorgen. 19. Jh.
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184. ihm steht der Arsch offen = er hat leichten Stuhlgang. 1900 ff.
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185. das paßt wie der Arsch auf den Eimer (das paßt wie Arsch auf Eimer) = das paßt ausgezeichnet, ist bestens in Ordnung. Eimer = Toiletteneimer. Frühestens seit dem späten 19. Jh.
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186. das paßt wie der Arsch zum Igel = das paßt sehr schlecht zusammen. Igel. Sold 1935 ff.
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187. das paßt wie der Arsch auf den Nachttopf = es paßt hervorragend, ganz genau. 1900 ff.
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188. solang' der Arsch noch in die Hose paßt, wird keine Arbeit angefaßt: Redewendung arbeitsunwilliger Leute. Gearbeitet wird erst wieder, wenn die Hose zu weit geworden ist, weil man mangels Geldes sich nicht mehr satt essen kann. 1910 ff.
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189. jm den Arsch zu Butter prügeln = jn sehr heftig verprügeln. 1950 ff.
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190. jn drillen, daß ihm der Arsch raucht = jn sehr rücksichtslos ausbilden. Vgl Arsch 154. Sold 1930 ff.
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191. es reimt sich wie Arsch und Friedrich = es paßt durchaus nicht zusammen. Seit dem 16. Jh. geläufig, ursprünglich mit Bezug auf Kaiser Friedrich III. (1440-1493).
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192. den halben Arsch riskieren = (bei einem gefährlichen Unternehmen) viel aufs Spiel setzen. Der »halbe Arsch« bedeutet eine Verwundung, aber nicht den Tod. 20. Jh., sold und ziv .
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193. jn antreiben (o.ä.), bis ihm der Arsch runterfällt = jn zu größerer Geschwindigkeit, bis zu seiner Erschöpfung antreiben. Sold 1939 ff.
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194. jm den Arsch salben = jn verprügeln. 19. Jh.
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195. sich in den Arsch hinein schämen = sich sehr
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schämen. 19. Jh.
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196. der Arsch schlägt Falten = man wird unmutig. Derbe Variante zu »die Stirn in Falten legen«. Sold 1939 ff.
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197. und schlägt (wirft, zieht) der Arsch auch Falten, wir bleiben doch die alten!: Beteuerung unverbrüchlicher Kameradschaft. Vergröbert aus Bauch. Sold 1939 ff.
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198. es schmeckt wie Arsch auf Eimer = es schmeckt widerlich. BSD 1965 ff.
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199. es schmeckt wie kalter Arsch vom Friedrich = es schmeckt abscheulich. 1950 ff. Zur Herkunft Arsch 191.
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200. es schmeckt nach Arsch und Friedrich = es schmeckt sehr schlecht. Arsch 191. Etwa seit 1935.
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201. den Arsch schonen = sich erbrechen. Mildere Bezeichnung als »den Arsch betrügen«; denn Betrug ist unmoralisch, Schonen mildtätig und rücksichtsvoll. 19. Jh.
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202. den Arsch schwingen = aufreizend die Hüften hin- und herbewegen. 1900 ff.
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203. das ist mir Arsch = das ist mir völlig gleichgül-
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tig. Wohl verkürzt aus arschegal. 1940 ff.
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204. das ist für den Arsch = das taugt nichts, ist vergeblich, schmeckt widerlich. 1910 sold und ziv .
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205. im (am) Arsch sein = a) entzwei, verloren, betriebsunfähig, dem Tode nahe sein. Arsch 109. Etwa seit dem 18. Jh. – b) sich in Verlegenheit befinden. 19. Jh. – c) geflüchtet sein. Rotw 1900 ff.
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206. im Arsch des Propheten sein = a) zugrunde gegangen sein; entzwei, unbrauchbar sein. Ironisches Gegenteil von »in Abrahams Schoße sein«. Sold 1939 ff. – b) in weiter Ferne, in unwirtlicher Gegend sein; unerreichbar sein. Sold 1939 ff.
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207. mit dem Arsch auf allen Kirmessen (Hochzeiten) sein wollen = möglichst viele Vorteile wahrnehmen wollen. Vgl Arsch 145 sowie Hochzeit. 19. Jh.
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208. im Arsch ist's duster (finster)!: Ausruf zur Bekräftigung einer Selbstverständlichkeit. Als Begründung steht in einem Bierlied: »scheint doch weder Sonn' noch Mond hinein!«. 19. Jh.
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209. der Arsch ist nicht von Glas: auf einen Zimperlichen gemünzte Redewendung. 19. Jh.
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210. glatt wie ein Arsch sein = mittellos sein. Wortspielerei: glatt = 1. unbehaart, faltenlos; 2. ohne Geld. BSD 1965 ff.
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211. völlig im Arsch sein = sehr dumm sein. BSD 1965 ff.
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212. sich auf den Arsch setzen = sehr erstaunt sein. Vor Überraschung setzt man sich spontan und instinktiv: man sucht Halt. 1950 ff.
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213. mit seinem fetten Arsch auf etw sitzen = etw nicht hergeben mögen. Etwa wie die Glucke auf den Eiern. Sold 1939 ff, mittlerweile auch ziv .
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214. mit geilem Arsch in den Nesseln sitzen = eine gründliche Abfuhr erlitten haben. Geiler Arsch = Geschlechtstrieb, Wollust. Vgl »sich in die Nesseln setzen«. 1939 ff.
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215. der Arsch hat sich gespalten = jede Partei hat beim Kartenspiel die Hälfte der möglichen Punktezahl erreicht. Vgl Arsch 29. 1930 ff.
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216. mit solchen Karten kann ich nicht mal aus dem Arsch spielen = ich habe sehr schlechte Karten bekommen. Mit ihnen kann man aus der Hand ohnehin nicht spielen. 1930 ff.
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217. aus dem Arsch spielen = ein hoffnungsloses Spiel dadurch zu gewinnen suchen, daß man gegen jegliche Regel verfährt und zu Tricks greift. 1930 ff.
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218. jm mit dem Arsch ins Gesicht (in die Fresse
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o. ä.) springen = jm keck entgegentreten; jn energisch zur Ordnung rufen; jn grob anherrschen. 19. Jh.
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219. jm mit dem nackten Arsch ins Gesicht springen = der persönlichen Geringschätzung sichtbaren oder hörbaren Ausdruck geben; jn nicht leiden können. 1900 ff.
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220. jm etw in den Arsch stecken = jn überreichlich beschenken; jm alles zuwenden. 19. Jh.
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221. dem eigenen Arsch nicht trauen = sehr mißtrauisch sein. 1935 ff.
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222. jn (jm) in den Arsch treten = a) jn fortjagen, aus der Arbeit entlassen. 1900 ff. – b) jn empfindlich rügen. 1930 ff.
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223. dem trete ich in den Arsch, daß ihm das Blut aus den Ohren spritzt!: Drohrede. Jug 1955 ff.
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224. ich trete dir in den Arsch, daß die Darmsaiten zum Schalloch rauskommen!: Drohrede. 1900 ff.
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225. ich trete Sie in den Arsch, daß Sie den Stiefel rausscheißen müssen!: Drohrede auf dem Kasernenhof. 1939 ff.
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226. ich trete dich in den Arsch, daß der Stiefel steckenbleibt!: Drohrede. 1939 ff, sold .
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227. ich trete dir in den Arsch, daß die Stiefelspitze abbricht!: Drohrede. 1939 ff, sold .
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228. im Arsch verbogen sein = verrückt sein; unsinnige Handlungen begehen. Anatomische Mißgestaltung wird als Ausdruck eines geistigen Schadens vorgeschoben. 1900 ff.
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229. im Arsch verbohrt sein = in falschen Ansichten befangen sein. verbohrt. 19. Jh.
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230. sich den Arsch verbrennen = sich gröblich irren; einen Mißerfolg selbst verschulden. Derbe Variante zu »sich in die Nesseln setzen«. 1800 ff.
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231. den Arsch aus der Hose verlieren = abmagern. 1900 ff.
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232. jm den Arsch verlöten = a) jn auf das Gesäß prügeln. Gemeint ist wohl, daß durch die Hiebe die Gesäßbacken anschwellen und den After schließen. 1910 ff. – b) analkoitieren. 1935 ff.
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233. ihm ist der Arsch vermauert = er leidet an Stuhlverhärtung. 1935 ff.
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234. jm den Arsch versohlen = jn auf das Gesäß schlagen. versohlen. 19. Jh.
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235. den Arsch vollhaben = a) geprügelt worden sein. 1900 ff. – b) vollauf gesättigt sein. Arsch steht hier
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für Bauch. 1900 ff. – c) betrunken sein. Vollendete Handlung von Arsch 80. 1900 ff.
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236. jm den Arsch vollhauen = a) jn verprügeln. 19. Jh. – b) Krieg gegen jn führen; jn besiegen. Prügel beziehen = unterliegen. Sold und ziv 1920 ff.
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237. den Arsch vollkriegen = a) Prügel erhalten. 19. Jh. – b) besiegt werden. Sold , ziv und sportl 1920 ff.
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238. sich den Arsch vollsaufen = sich betrinken. 1900 ff.
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239. jm den Arsch warmmachen = a) jn aufs Gesäß prügeln. Nordd . 1900 ff. – b) jm heftig zusetzen; jn antreiben, drillen. Sold 1939 ff.
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240. mit dem Arsch wedeln = liebedienerisch sein. Hergenommen vom schweifwedelnden Hund.1900 ff.
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241. er gibt den Arsch noch weg = er ist überaus freigebig. 1900 ff.
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242. es reißt einem den Arsch unterm Gesäß weg = es ist überwältigend; Ausdruck des Erstaunens. 1935 ff.
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243. der Arsch ist weg = er ist tot. Sold 1939 ff.
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244. da tut mir der Arsch weh!: Ausdruck der Überraschung. BSD 1965 ff.
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245. das gibt dem Arsch seine rosige Gesichtsfarbe wieder!: Ausdruck der Anerkennung über eine Speise, ein Getränk o. ä. Nordd 1930 ff.
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246. sich keinen Rat am Arsch wissen = unbeholfen, ratlos sein. 1950 ff.
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247. dem Arsch die Gegend zeigen = in freier Natur koten. Sold 1939 ff.
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248. jm einen freundlichen Arsch zeigen = jm wohlwollen; jn begünstigen; jds Zuvorkommenheit erwidern. Seit dem späten 19. Jh.
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249. jm den heißen Arsch zeigen = überhastet fliehen. Sold 1939 ff, ziv 1945 ff.
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250. sich mit dem nackten Arsch zudecken = arm sein. 19. Jh.
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251. den Arsch zukneifen (zuschnappen, zumachen, zudrücken) = sterben; als Soldat fallen. 18. Jh.
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252. den Arsch zusammenkneifen = straffe militärische Haltung annehmen. 1935 ff.
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253. das zieht einem den Arsch zusammen = das ist sehr sauer. Vergröbert von: »das zieht einem den Mund zusammen«. 1930 ff.
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254. es wird ein großer Arsch kommen und alles zuscheißen!: Ausruf größten Pessimismus oder sicherer
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Untergangsstimmung. Auch in der Wunschform: »ich möchte, es erschiene ein großer Arsch über der Welt und würde alles zuscheißen!«. Sold 1939 ff.
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255. den Arsch zuschließen = sterben; als Soldat fallen. Sold in beiden Weltkriegen.
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256. wir können den Arsch zuschließen = mehr gibt es nicht zu essen. Sold in beiden Weltkriegen.
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257. dann ist der Arsch zu = dann ist das Ende gekommen. 1935 ff.
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