Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
alle
alle adj präd \
1. bankrott. Verkürzt aus einem Satz wie »die Gelder sind alle aufgebraucht« zu »die Gelder sind alle« o.ä. Nach anderen Quellen ist von franz »allé = gegangen« auszugehen, das in der französischen Kolonie zu Berlin weiterentwickelt worden sei. Vgl aber auch engl »to be all gone«. 16. Jh.
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2. alle gehen = verhaftet werden; in Gefangenschaft geraten. Verhaftung und Gefangennahme sind für den Betreffenden eine Bankrotterklärung. Analog zu pleite. 1800 ff.
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3. etw alle haben = etw aufgezehrt, verbraucht haben; einer Sache überdrüssig sein. 1900 ff.
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4. nicht alle haben = nicht ganz bei Verstand sein. Hinter »alle« ergänze »Sinne«. 18. Jh.
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5. etw alle kriegen = etw zu Ende bringen, aufbrauchen; einer Sache überdrüssig werden. 1900 ff.
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6. jn alle machen = a) jn töten. 1500 ff. – b) jn gesellschaftlich, moralisch vernichten. 1900 ff.
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7. etw alle machen = etw leeren, verzehren, vergeuden. 19. Jh.
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8. alle machen = sterben. 1900 ff.
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9. sichalle machen = a) sich abmühen; alle seine Kräfte erschöpfen. 1900 ff. – b) sich entfernen; sich einer Verpflichtung entziehen. 1900 ff.
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10. alle sein = a) aufgebraucht, zu Ende sein. 16. Jh. – b) übermüdet, erschöpft sein. 19. Jh. – c) verrückt sein. 1920 ff.
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11. mit etw alle sein = mit etw zu Ende sein; etw geleert, zu Ende gelesen haben u.ä. 19. Jh.
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12. alle werden = a) weggehen, verschwinden. 1800 ff. – b) sterben. 19. Jh. – c) aufgebraucht werden; zu Ende gehen. 1500 ff. – d) verhaftet werden. 1800 ff.
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13. jn alle werden lassen = jn denunzieren; jn verhaften lassen. 1800 ff. rotw und prost .
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14. zu denen gehören, die nicht alle werden = zu den Dummen gehören. 1900 ff.
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