Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Affe
Affe m \
1. eitler, eingebildeter Mensch; dummer Mensch. Affen gelten als putzsüchtig. 1500 ff.
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2. nachahmungssüchtiger Mensch. Der Affe gilt international als Sinnbildtier der Nachahmungssucht. Schon seit mhd Zeit.
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3. Rekrut. Er macht alles nach und gilt als dumm. Sold 1900 ff.
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4. Tornister, Rucksack. Er ragt über die Achsel, wie der Affe dem Leierkastenmann über die Schulter sieht. Sold 1800 ff.
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5. Schulranzen, Büchermappe. Schül 1920 ff.
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6. Trunkenheit, Rausch. Affen gelten als trunksüchtig; im alkoholischen Rausch gebärden sie sich menschlich-allzumenschlich: die einen lärmen und toben, werden bösartig; andere dösen stumpfsinnig vor sich hin. Der Ausdruck spielt wohl auch auf schaukelnde Gangart an. 19. Jh.
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7. Affe am (auf dem) Schleifstein = Motorrad-Mitfahrer. Anspielung auf die gekrümmte Haltung. 1920 ff. Affe 55.
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8. alter Affe = Schimpfwort. 19. Jh.
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9. aufgeblasener Affe = eingebildeter Mann. aufgeblasen. 1900 ff.
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10. blöder Affe = Schimpfwort. 1900 ff.
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11. eingebildeter Affe = eingebildeter Mensch. Affe 1. 19. Jh.
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12. eitler Affe = eitler Geck. Affe 1. 19. Jh.
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13. wie ein gebissener Affe = sehr schnell. 1950 ff.
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14. im Tempo des gehetzten Affen = sehr schnell. Affen sind schnelle Läufer und Kletterer. 1950 ff.
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15. geleckter Affe = vornehm gekleideter Mensch; eleganter Geck. geleckt. 19. Jh.
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16. geschniegelter Affe = elegant gekleideter Mann. geschniegelt 1. 1900 ff.
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17. geselchter Affe = vermeintlich kluger Mensch; Schimpfwort. Selchen = räuchern. Bayr 1920 ff.
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18. haariger Affe = niederträchtiger Mann (Vorgesetzter). haarig 1. Sold 1939 ff.
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19. lackierter Affe = a) pomadisierter Stutzer; aufgeputzter Mann; eitler Geck. Lackaffe. Seit dem späten 19. Jh. – b) übertölpelter Mensch. lackiert sein. 1920 ff.
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20. polierter Affe = elegant auftretender Mann. Analog zu Affe 19 a. 1900 ff.
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21. vergammelter Affe = zähes Gulasch . vergammelt. BSD 1960 ff.
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22. blau wie tausend Affen = volltrunken. Affe 6. 1950 ff.
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23. fit wie ein Affe = volleistungsfähig; einsatzbereit. Leitet sich her entweder von der Lebhaftigkeit der Affen oder von ihrem starken Geschlechtstrieb. BSD 1960 ff.
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24. wie ein Affe = sehr schnell. 1900 ff.
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25. wie ein vergifteter Affe = überaus rasch. Der an sich bewegliche Affe – so denkt man – läuft noch schneller, wenn er vergiftet ist (bzw. Angst hat). 1900 ff.
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26. Affe tot, Kasten zu! – Schluß damit! Klingt nach der Redewendung eines Vorführers auf dem Jahrmarkt: Der Affe ist tot, drum ist der Kasten (= Käfig) geschlossen. 19. Jh.
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27. sich einen Affen ansaufen (antrinken) = sich betrinken. Affe 6. 19. Jh.
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28. den Affen ausschlafen = den Rausch ausschlafen. Affe 6. 19. Jh.
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29. einem alten Affen braucht man das Lausen nicht beizubringen = erfahrene Leute soll man nicht belehren wollen. Was beim Affen als »Lausen« aufgefaßt wird, ist in Wirklichkeit die Suche nach salzigen Hautpartikeln. 1930 ff.
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30. sich wie ein wilder Affe benehmen = sich ungesittet aufführen. 1930 ff.
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31. da fällt ein Affe aus dem Nest!: Ausdruck höchster Überraschung oder Empörung. Da Affen keine Nester bauen, will die Redensart besagen, daß über Ungewöhnliches gestaunt wird. 19. Jh.
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32. frieren wie ein Affe = sehr stark frieren. Wohl vom Verhalten der Jungtiere hergenommen. 1920 ff.
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33. ich denke, mir (mich) soll der Affe frisieren!: Ausdruck der Verwunderung, der Abweisung. 19. Jh., Berlin.
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34. dem Affen Zucker geben = a) im Rausch sehr lustig und guter Dinge sein; sich in Komik selbst übertreffen. Affen in Zoologischen Gärten gebärden sich in Erwartung von Zuckerstückchen besonders possierlich. 1700 ff. – b) jds Torheit zum eigenen Vorteil ausnutzen. »Affe« meint hier den Dummen. 19. Jh.
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35. vom Affen (vom blauen, blinden, blöden, dicken, heiligen, lahmen, tollen, wilden Affen) gebissen sein =
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wunderliche Einfälle haben; nicht recht bei Sinnen (bei Verstande) sein. Die älteste dieser Redensarten lautet »vom blauen Affen gebissen sein«, wobei »blau« entweder »betrunken« meint oder rotw »sehr böse«. Seit dem späten 19. Jh.
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36. wie vom wilden Affen gebissen = überstürzt, hastig. 1900 ff.
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37. an jm einen Affen gefressen haben = für jn besondere Vorliebe hegen. Fußt auf älterem, gleichbedeutendem »an jm einen Narren gefressen haben«. Affen wirken auf Menschen wie närrisch. 19. Jh.
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38. du hast wohl einen Affen gefrühstückt? = du bist wohl nicht recht bei Verstande? 1920 ff.
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39. vom Affen gevögelt sein = wunderliche Einfälle haben; geistig nicht normal sein. vögeln. 1920 ff, schül .
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40. jn zum Affen haben (halten) = jn veralbern. Der Betreffende ist ebenso hilf- und wehrlos wie der mit einer Fußkette angebundene Affe des Schaustellers: auch er muß sich allen Wünschen seines Herrn fügen. 19. Jh.
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41. sich einen Affen holen (kaufen) = sich betrinken. Affe 6. 19. Jh.
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42. klettern wie ein Affe = ein besonders gutes Steigvermögen haben. Fliegerspr. 1939 ff.
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43. ich denke (glaube), mich soll der Affe lausen (mich laust der Affe): Ausdruck höchster Verwunderung, ungläubigen Staunens o. ä. Hängt wohl mit Schaustellern zusammen: deren Affen sprangen gelegentlich Zuschauern auf die Schulter und suchten vermeintlich nach Läusen. Etwa seit 1850.
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44. den Affen loslassen = sich ausgelassen amüsieren; zu lustigen Streichen aufgelegt sein. Der Affe als Sinnbildtier der Narretei. 19. Jh.
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45. den Affe machen (sich zum Affen machen) = sich närrisch aufführen; zur Unterhaltung anderer sich töricht benehmen; sich auslachen lassen. 19. Jh.
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46. jm den Affen machen = jm diensteifrig sein; zu allen schweren (unangenehmen) Arbeiten bereit sein, die ein anderer nicht übernehmen mag. Hergenommen von den zur Unselbständigkeit verurteilten Affen eines Schaustellers. 19. Jh.
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47. jn zum Affen machen (mit jm den Affen machen) = jn nicht ernst nehmen; jn veralbern, übertölpeln. 19. Jh.
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48. ein Gesicht machen wie ein pensionierter Affe = einfältig, teilnahmslos blicken. Seit dem späten
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19. Jh.
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49. ich denke, mir bohrt (piekt) ein Affe in den Arsch!: Ausruf höchster Verwunderung, höchsten Mißfallens. Berlin 1920 ff.
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50. schwitzen wie ein Affe = stark schwitzen. Daß Affen stark schwitzen müssen, schließt man aus ihrem lebhaften Hinundherspringen. Seit dem frühen 20. Jh.
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51. jds Affe sein = von jm abhängig sein; sich jm fügen müssen. Affe 46. 19. Jh.
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51 a. auf dem Affen sein = unter Rauschgiftentzugserscheinungen leiden. Hergenommen vom Erregungszustand des Affen.Jug 1970 ff.
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52. das ist unter allem Affen = das ist überaus minderwertig. Für das Gemeinte reicht die Schimpfwortgeltung von »Affe« nicht aus. 19. Jh.
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53. Sie denken wohl, Sie sind ein Affe, und ich bin nichts?: Frage an einen, der mit seiner Klugheit (Bildung) prunkt. Berlin seit dem späten 19. Jh.
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54. einen Affen sitzen haben = betrunken sein. Affe 6. Seit dem frühen 19. Jh.
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55. sitzen wie ein Affe auf dem Schleifstein = mit krummem Rücken sitzen; in gekrümmter Haltung reiten; in schlechter Haltung radfahren. Gemeint ist
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wahrscheinlich, daß bei gekrümmtem Sitzen die Jacke nicht mehr das Gesäß bedeckt, oder daß die unbequeme Unterlage zu unbequemer Haltung zwingt. Spätestens seit 1900.
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56. das ist der Moment, wenn (wo) der Affe ins Wasser rennt (springt, luppt) = das ist der wichtige Augenblick. Affen sind vielfach schlechte Schwimmer oder schwimmen nur ungern. Wohl eine dem Jahrmarktsausrufer abgehörte Redensart. Spätestens seit 1900.
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