Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
abreißen
abreißen v \
1. intr = weggehen, davonlaufen. Hergenommen vom Abreißen der Marktstände; parallel zu abbauen 2. Österr 1900 ff.
\
2. jn abreißen = jn ausbeuten, schröpfen, zur Geldhergabe nötigen. Gemeint ist wohl, daß der Betreffende nachher aussieht wie einer in abgerissener Kleidung. 1940 ff.
\
3. es reißt nicht ab = es hört nicht auf; es nimmt kein Ende (z.B.: die Hitze reißt nicht ab). Beruht wohl auf der Vorstellung eines nicht reißenden Fadens (oder dehnbaren Bandes) als Sinnbild einer ununterbrochenen Folge. Gebräuchlich wohl seit dem 18. Jh.
\
4. etw abreißen = etw feiern, vorführen. Entweder Parallele zu » abziehen« oder beruhend ruhend auf der Vorstellung, daß eine Sache von Anfang bis Ende, Stück um Stück abgebaut wird. Halbw 1950 ff.
\
5. einen abreißen = einen Darmwind entweichen lassen. Wohl wegen der Klangverwandtschaft mit dem Reißen eines Tuches. 19. Jh.
\
6. seinen Dienst (seine Dienstjahre) abreißen = seinen Militärdienst wahrnehmen, abdienen. Abreißen = abnutzen, verschleißen. Etwa seit 1870.
————
6 a. ein Jahr (»Jährchen«) abreißen = eine einjährige Freiheitsstrafe verbüßen. Um 1900 aufgekommen.
\
7. 40 000 Kilometer abreißen = 40 000 Kilometer fahren. 1920 ff.
\
8. ein Pensum abreißen = ein Pensum erledigen. 1950 ff.
\
9. 10 Semester abreißen = zehn Semester studieren. Stud 1950 ff.
\
10. eine Strafe im Stehen abreißen = eine Freiheitsstrafe ohne Besserungsvorsatz verbüßen. 1900 ff.
\
11. 8 Stunden abreißen = täglich acht Stunden arbeiten. 1950 ff.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: abreißen