Duden - Das Herkunftswörterbuch
ziehen
ziehen:Das altgerm. Verb mhd. ziehen, ahd. ziohan, got. tiuhan, aengl. tēon (vgl. aisl. togenn »gezogen«) gehört zu einer idg. Wurzel * deuk »ziehen«; vgl. aus anderen idg. Sprachen z. B. lat. ducere »ziehen, führen« (s. die Fremdwortgruppe um ↑ "Dusche") und mittelkymr. dygaf »bringe«. Im germ. Sprachbereich stellen sich zu »ziehen« die unter ↑ "Zaum", ↑ "Zeug", ↑ "Zeuge", ↑ "zögern", ↑ "Zögling", ↑ "Zucht", ↑ "zucken", ↑ "Zug" und ↑ "Zügel" behandelten Wörter. Auch in ↑ "Herzog" (eigentlich »Heerführer«) steckt eine Bildung zu »ziehen«. Zu dem 2. Part. »gezogen« von »ziehen« im Sinne von »erziehen« gehört das Adjektiv ungezogen »unartig« (mhd. ungezogen, ahd. ungazogan). Zusammensetzungen und Präfixbildungen: abziehen (mhd. abeziehen »weg-, herunter-, zurückziehen«, ahd. abaziohan »herunterziehen«), dazu Abzug (mhd. abezuc »das Abziehen; Aufhören; Abbruch«, im Nhd. dann auch »Hebel an einer Schusswaffe zum Auslösen des Schusses; Vorrichtung, Öffnung, durch die etwas abziehen kann; von einem Negativ hergestelltes Positiv«, im Plural auch »Abgaben, Steuern«) und abzüglich »nach Abzug« (19. Jh.); anziehen (mhd. aneziehen »an sich ziehen; bekleiden; beschuldigen ‹eigentlich »etwas als Beweis heranziehen«›; beanspruchen; zu ziehen anfangen«), dazu Anzug (in der Bedeutung »aus Hose und Jacke bestehendes Kleidungsstück für Männer« erst seit dem 18. Jh.; spätmhd. anzuc bedeutete »Stellung von Zeugen; Beschuldigung, Vorwurf; Ankunft«; zu der spätmhd. Verwendung stellt sich im 17. Jh. das Adjektiv anzüglich »auf etwas Unangenehmes anspielend; anstößig«); aufziehen (mhd. ūfziehen »in die Höhe ziehen; auf-, erziehen; fördern; beanspruchen; verschieben«, ahd. ūfziohan »emporziehen«), dazu Aufzug (mhd. ūfzuc »Vorrichtung zum Aufziehen; Verzögerung, Verzug; Einfluss«; im Nhd. dann auch »das ‹feierliche› Aufziehen, Art und Weise, wie man vor anderen erscheint, Aufmachung, Kleidung«; seit dem 17. Jh. in der Bedeutung »Schauspielakt«, nach dem Aufziehen des Vorhangs oder nach dem feierlichen Auftreten der Schauspieler, schließlich auch für »Fahrstuhl, Lift«); ausziehen (mhd. ūz̧ziehen »‹her›ausziehen; entkleiden; ausnehmen, befreien«, ahd. ūz̧ziohan »herausziehen«), dazu Auszug (mhd. ūz̧zuc »das Ausziehen; Einwand, Einspruch; Ausnahme«; seit dem 16. Jh. für »gekürzte Wiedergabe einer Schrift«); beziehen (mhd. beziehen »zu etwas kommen, erreichen; überziehen; an sich nehmen, einziehen«, ahd. biziohan »überziehen, wegziehen«; seit dem 17. Jh. reflexiv für »gerichtlich appellieren«, dann »beweisend anführen«), dazu Beziehung »(menschliche) Verbindung; innerer Zusammenhang« (17. Jh.), Bezug »Beziehung, Verbindung; das ‹regelmäßige› Beziehen«, im Plural »Einkünfte, Gehalt«, ferner »etwas, womit man etwas bezieht, ‹Bett›überzug« (18. Jh.; vgl. mhd. bezoc »Unterfutter«), dazu bezüglich »sich auf etwas beziehend« (um 1800); erziehen (mhd. erziehen, ahd. irziohan »zu etwas anleiten, jemandes Geist und Charakter bilden und seine Entwicklung fördern«, eigentlich »herausziehen«; nach dem Vorbild von lat. educare »großziehen, ernähren, erziehen« entwickelte sich in ahd. Zeit die heutige Bedeutung), dazu Erzieher (17. Jh.) und Erziehung (17. Jh.); nachziehen (mhd. nāchziehen, ahd. nāhziohan »hinter sich herziehen«), dazu Nachzügler »jemand, der verspätet ‹an›kommt« (Ende des 18. Jh.s zu jetzt veraltetem Nachzug »Nachhut eines Heeres« gebildet); überziehen (mhd. überziehen »über etwas ziehen; bedecken; überfallen; besetzen; gewinnen«), dazu Überzieher »Herrenmantel« (Mitte des 19. Jh.s für »Wettermantel«), Überzug »Hülle; Schicht« (15. Jh.); umziehen (mhd. umbeziehen »herumziehen; umzingeln, überfallen; belästigen«), dazu Umzug (seit dem 16. Jh. »festlicher Aufmarsch«, seit dem 19. Jh. für »Wohnungswechsel«); verziehen (mhd. verziehen »auseinanderziehen; verstreuen; hinziehen, verzögern; wegziehen; entfernen; wegnehmen, entziehen; verweigern«, ahd. farziohan »wegnehmen; falsch erziehen«), dazu Verzug »Verzögerung, Rückstand« (mhd. verzuc, verzoc); vollziehen (mhd. vollziehen, ahd. follaziohan »ausführen, vollenden«), dazu Vollzug (mhd. volzuc »das Vollenden, Ausführen«); vorziehen (mhd. fürziehen, ahd. furiziohan »vorziehen, hervorholen«; die Bedeutung »lieber mögen, bevorzugen« entwickelte sich im Mhd.), dazu Vorzug »gute Eigenschaft; Vorrang; Vorrecht« (im 15. Jh. für »bevorzugte Eigenschaft«) und vorzüglich »besonders gut, ausgezeichnet« (18. Jh.); zuziehen (mhd. zuoziehen »zufügen; verschließen«, ahd. zuozihen »anziehen«), dazu im 19. Jh. zuzüglich »hinzukommend, zuzurechnend« (wohl nach »abzüglich« gebildet).
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