Duden - Das Herkunftswörterbuch
ver...
ver...:In dem Präfix »ver...« (mhd. ver-, ahd. fir-, far-, mnd. vör-, vor-) sind mehrere Vorsilben zusammengeflossen, die im Got. als faír- »heraus-«, faúr- »vor-, vorbei-« und fra- »weg-« noch getrennt sind, vgl. z. B. die außergerm. Entsprechungen lat. per-, por-, pro-, griech. peri-, par-, pro- und aind. pári-, pr̥-, prá-. Die zugrunde liegenden idg. Formen * per‹i›-, * pr̥-, * pro- gehören zu dem idg. Wurzelnomen * per-, das etwa »das Hinausführen über ...« bedeutete und die Grundlage zahlreicher Adverbien, Präpositionen und Präfixe bildet. Außer den oben Genannten (s. die Artikel ↑ "per...", ↑ "Per...", ↑ "peri...", ↑ "Peri...", ↑ "pro...", ↑ "Pro...") gehören hierher z. B. noch lat. prae »vor, voraus« (↑ "prä...", ↑ "Prä..."), dt. ↑ "für" (mit »Fürst«), ↑ "vor" (mit »vorn, vorder, fordern«; nahe verwandt mit griech. pará »entlang, über – hinaus«, ↑ "para...", ↑ "Para..."), ↑ "fort" (mit »fördern«), ↑ "früh" (mit »Frühling«) und ↑ "fern". Darüber hinaus liegt idg. * per-, vielfach weitergebildet und erweitert, zahlreichen Nominalbildungen in fast allen idg. Sprachen zugrunde. Aus dem dt. Wortschatz gehören hierher die unter ↑ "Frau" (mit »Fron«), ↑ "fremd" und ↑ "fromm" behandelten Wörter, ferner die verdunkelte Zusammensetzung ↑ "First" (eigentlich »Hervorstehendes«) und das ähnlich gebildete Wort ↑ "Frist" (eigentlich »Bevorstehendes«), dem griech. présbys »alt« (s. den Artikel ↑ "Priester") nahesteht. Zu der gleichen großen Sippe stellen sich schließlich die unter ↑ "fahren" (eigentlich »hinüberführen, -kommen, übersetzen«) und ↑ "Gefahr" (zu * per- in der Bedeutung »unternehmen, wagen«) behandelten idg. Wortgruppen, deren Bedeutungen sich schon sehr früh selbstständig ausgebildet haben. – Die heutige Verwendung des Verbalpräfixes »ver...« ist sehr vielseitig und mit den Bedeutungen der drei got. Präfixe kaum zu verbinden. Am ehesten entspricht »ver...« got. fra- »weg« in den Verben, die ein Verarbeiten, Verbrauchen, Verderben oder Verschwinden bezeichnen. Dem stehen die Begriffe des »Verschließens« (in »verkleben, verbauen«), des »Hinbringens der Zeit« (in »verschlafen, versäumen«) und des »Irregehens oder -führens« (in »verlaufen, verführen«) nahe. Zu Adjektiven bildet »ver...« Bewirkungsverben (z. B. »vergüten, verschönern«), zu Substantiven Verben des Verwandelns (z. B. »versklaven, verfilmen«) und Versehens (z. B. »vergolden, verschalen«). Zu Weiterem s. die folgenden Artikel. Ugs. und mdal. ist »ver...« oft an die Stelle von »er...« und »zer...« getreten (»verzählen« für »erzählen«, »verreißen« für »zerreißen«).
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