Duden - Das Herkunftswörterbuch
tollen
toll:Das westgerm. Adjektiv mhd. tol, dol, ahd. tol »dumm, töricht«, niederl. dol »toll, ausgelassen«, engl. dull »stumpf, unempfindlich; schwerfällig« gehört im Sinne von »getrübt, umnebelt, verwirrt« zu der unter ↑ "Dunst" behandelten Wortgruppe. Verwandt sind z. B. got. (ablautend) dwals »einfältig, töricht« und weiterhin lett. duls »betäubt, dunkel«, air. dall »blind« und griech. tholerós »trübe, verwirrt«. Schon mhd. tritt das Adjektiv in der Bedeutung »ansehnlich, bewundernswert« auf, im Frühnhd. wurde es dann auch im Sinne von »erstaunlich; sehr, stark« verwendet (dafür heute ugs. meist die landsch. Nebenform doll). – Abl. : 1tollen (15. Jh.; ursprünglich »toll sein«, heute eingeengt auf Kinder: »ausgelassen umherspringen«); Tollheit (mhd. tolheit). Zus. : Tollhaus »psychiatrische Klinik« (17. Jh.; heute veraltet); Tollkirsche (17. Jh.; der Genuss der mit Kirschen verglichenen glänzend schwarzen Beeren des Nachtschattengewächses ruft wegen der darin enthaltenen Alkaloide beim Menschen Erregungs- und Verwirrtheitszustände hervor); tollkühn »in toller Weise kühn« (17. Jh.); Tollwut (Hundekrankheit, Ende des 18. Jh.s, Zusammenrückung aus älterem tolle Wut).
2tollen
»kräuseln, fälteln«: Das mittel- und nordd. Wort lautet ostpreuß. tullen, tüllen. Mit dem Tolleisen (mnd. duliser, ostpreuß. Tull-, Tülleisen) werden röhrenförmige Wäschefalten oder Haarlocken gepresst, somit ist ↑ "Tülle" verwandt.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: tollen