Duden - Das Herkunftswörterbuch
Strich
Strich:Das altgerm. Substantiv mhd. , ahd. strich, got. striks, niederl. streek, engl. streak (beachte auch schwed. streck »Strich«) gehört ablautend zu dem unter ↑ "streichen" behandelten Verb. Ursprünglich bedeutete es »gezogene, gestrichene Linie« (besonders beim Zeichnen und Schreiben), dann auch »Vorgang und Richtung des Streichens« (als Erstreckung oder Fortbewegung). So steht »Strich« für »Landschaft, Zone« (schon ahd. , dazu die Zusammensetzung Landstrich, 17. Jh.), für »Haar-, Faserrichtung«, für »Flug, das Hinundherstreifen der Vögel« (17. Jh.) und für »das Umhergehen der Prostituierten auf einer bestimmten Straße, in einer bestimmten Gegend, um sich zur Prostitution anzubieten« (17. Jh.). – Zus. : Beistrich (s. d.); Strichpunkt (1641 von Schottel als »Strichpünctlein« zur Verdeutschung von ↑ "Semikolon" gebraucht).
• Strich
auf den Strich gehen
(derb:) »sich prostituieren«
Die Herkunft dieser Wendung ist trotz aller Deutungsversuche nicht sicher geklärt. Wahrscheinlich steht sie im Zusammenhang mit dem Verb »streichen« im Sinne von »entlanggehen, umherziehen«. Das Substantiv »Strich« wäre dann also im Sinne von »Zugrichtung« oder allgemeiner als »Weg, Straße« zu verstehen. Möglicherweise spielt auch das jägersprachliche »Schnepfenstrich« (»Balzflug der Schnepfe«) hinein, zumal »Schnepfe« ein ugs. Ausdruck für »Prostituierte« ist.
jmdm. gegen/wider den Strich gehen
(ugs. ) »jmdm. widerstreben, jmdm. zuwider sein«
In dieser Wendung ist mit »Strich« die Lage der Haare im Fell gemeint. Streichelt man z. B. die einer Katze gegen den Strich, so empfindet sie dies meist als unangenehm.
nach Strich und Faden
(ugs. ) »gehörig, gründlich«
Diese Wendung stammt aus der Sprache der Weber. Ein Gewebe musste in früherem Sprachgebrauch nach Strich (= Webart) und Faden (= Material) einwandfrei sein und wurde auf diese beiden Komponenten hin gründlich überprüft.
unter dem Strich
1. »nach der Schlussrechnung, nach Abwägen der Vor- und Nachteile«
2. (ugs. ) »von ungenügender Leistung«
3. (veraltet) »im Unterhaltungsteil der Zeitung«
In der ersten Bedeutung dieser Fügung ist der Strich gemeint, der bei einer Additionsaufgabe unter die untereinander aufgeführten Summanden gezogen wird. In der zweiten Bedeutung könnte der Strich gemeint sein, der in einem Leistungsdiagramm den Durchschnittswert angibt. Die dritte Bedeutung geht darauf zurück, dass früher in den Zeitungen der Feuilletonteil oft durch einen waagerechten Strich vom Nachrichtenteil getrennt war.
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