Duden - Das Herkunftswörterbuch
Statthalter
Statt:Das gemeingerm. Substantiv mhd. , ahd. stat, got. staÞs, engl. stead, schwed. stad ist eine Bildung zu der unter ↑ "stehen" dargestellten idg. Verbalwurzel und bedeutet »‹Stand›ort, Stelle«, eigentlich »das Stehen«. Verwandte Wörter aus anderen idg. Sprachen sind z. B. griech. stásis »Stellung« und lat. statio »Standort« (↑ "Station"). Im Dt. hat »Statt« im 12. Jh. die Bedeutung »Ortschaft« (eigentlich »Wohnstätte«) erhalten, die später durch die abweichende Schreibung ↑ "Stadt" ausgedrückt wurde. Heute erscheint »Statt« in der Bedeutung »Stelle« fast nur noch als Grundwort in Zusammensetzungen wie »Werk-, Lager-, Ruhestatt«, in denen es aber mit der gleichbedeutenden Weiterbildung Stätte konkurriert (spätmhd. stete, entstanden aus den flektierten Formen von mhd. stat). Auch steht »Statt« noch – nach den neuen amtlichen Rechtschreibregeln jedoch kleingeschrieben – in bestimmten Fügungen wie »an meiner statt«, »an Kindes, an Eides statt«, die eine Stellvertretung bezeichnen. Daraus hat sich im 15. Jh. die Präposition anstatt ergeben (zusammengerückt aus mhd. an-stat, an-stete).
Sie wird seit dem 17. Jh. meist zu statt verkürzt und in den Verbindungen »‹an›statt zu«, »‹an›statt dass« auch als Konjunktion gebraucht. Eine Ableitung von »Statt« »Stelle« ist das im Frühnhd. untergegangene Verb mhd. staten »an eine Stelle bringen«, das fortlebt in den Zusammensetzungen und Präfixbildungen abstatten (17. Jh., besonders »einen Besuch abstatten«), bestatten (s. d.) und erstatten (mhd. erstaten »ersetzen«, nhd. auch für »leisten«, besonders in der Fügung »Bericht erstatten«). Dagegen gehören die unter ↑ "gestatten" behandelten Wörter zu einem anders gebildeten Substantiv mhd. stat‹e›, ahd. stata »rechter Ort, Gelegenheit«, das im Spätmhd. mit stat »Stelle« lautlich zusammenfiel. Auch die erst nhd. zusammengerückten Verben stattfinden »vor sich gehen« (so im 19. Jh.; eigentlich »eine Stelle finden«, mhd. stat, state vinden) und stattgeben »Raum, Gelegenheit geben« (16. Jh.) gehen wohl vor allem auf dieses mhd. state zurück.
Die Zusammensetzung Statthalter »Stellvertreter (eines Fürsten)« (spätmhd. stathalter) ist eine Lehnbildung nach mlat. locum tenens »der die Stelle (des Abwesenden) Innehabende« (s. auch den Artikel ↑ "Leutnant").
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