Duden - Das Herkunftswörterbuch
Sein
sein:Die Formen des Hilfszeitworts werden in allen germ. Sprachen aus drei verschiedenen Stämmen gebildet: 1. Das Präteritum nhd. war, waren (mhd. was, wāren, ahd. was, wārun, entsprechend got. was, engl. was usw.) und das zweite Partizip gewesen (mhd. Neubildung) gehören zu dem unter ↑ "Wesen" dargestellten gemeingerm. Verb ahd. wesan, got. wisan »sein«; 2. Die Präsensformen nhd. ist, sind, seid (Indikativ), sei, seist, seien, seiet (Konjunktiv) werden in allen germ. Sprachen von der idg. Wurzel * es- »sein« gebildet, die auch den Präsensformen von lat. esse (s. die Fremdwörter um ↑ "Essenz") und griech. eīnai »sein« zugrunde liegt. Beachte besonders die Übereinstimmung von mhd. , ahd. , got. ist, engl. is, aisl. es mit lat. est, griech. estí, aind. ásti »er ist« und von mhd. , ahd. sint, got. , aengl. sind mit lat. sunt, aind. sánti »sie sind«. Deutsche Neubildungen zu diesem Stamm sind der Infinitiv mhd. , ahd. sīn, nhd. sein, das erste Partizip mhd. sīnde, nhd. seiend und der Imperativ mhd. bis (s. unter 3), sīt, nhd. sei, seid. Hier galten früher nur Formen von ahd. wesan; 3. Ursprünglich wurden auch die 1. und 2. Person des Indikativs mit Formen der idg. Wurzel * es- gebildet (z. B. engl. I am, got. im, aisl. em »ich bin«, entsprechend griech. eimí, aind. ásmi). In den westgerm. Sprachen hat hier jedoch die Wurzel * bheu- »wachsen, werden, sein« eingewirkt, die z. B. in engl. to be »sein«, aber auch in lat. fui »bin gewesen« zugrunde liegt (vgl. ↑ "bauen"). So kam es zu den Mischbildungen nhd. bin (mhd. , ahd. bin, älter bim, entsprechend aengl. bēom) und nhd. bist (mhd. , ahd. bis‹t›, aengl. bis). Der substantivierte Infinitiv Sein wird erst in nhd. Zeit gebräuchlich und bezeichnet im Unterschied zu dem ursprünglich gleichbedeutenden Wort »Wesen« (s. d.) vor allem die Tatsache oder Art des Vorhandenseins von Lebewesen und Dingen. Siehe auch den Artikel ↑ "Dasein".
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