Duden - Das Herkunftswörterbuch
Stuhlgang
1Gang:Das gemeingerm. Wort mhd. , ahd. ganc, got. gagg, engl. gang (2↑ "Gang" und ↑ "Gangway"), schwed. gång gehört mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen zu der idg. Wurzel * g̑hengh- »die Beine spreizen, schreiten«, vgl. z. B. aind. jáṅghā »Unterschenkel« und lit. žeñgti »schreiten«. Aus dem germ. Sprachbereich gehört zu dieser Wurzel ferner das gemeingerm. starke Verb ahd. gangan »gehen«, got. gaggan »gehen«, aengl. gangan »gehen«, aisl. ganga »gehen«. Mit Formen dieses Verbs wird im Dt. das unter ↑ "gehen" behandelte – nicht verwandte – Verb ergänzt, beachte das Präteritum »ging« und das zweite Partizip »gegangen«. Das gemeingerm. starke Verb seinerseits ist rückgebildet aus einem germ. Iterativum * gangjan, das bewahrt ist in mhd. gengen »gehen machen, losgehen« (↑ "gängeln") und aengl. gengan »gehen, reisen, ziehen«. – Das Substantiv »Gang« bezeichnet heute gewöhnlich das Gehen, dann auch den ‹Ab›lauf, ferner die Gang- oder Bewegungsart (daher Gänge beim Auto) und das einmalige Gehen (einer Strecke) zu einem bestimmten Zweck, beachte z. B. die Zusammensetzungen »Spazier-, Wahl-, Waffengang«. Außerdem bezeichnet »Gang« den Ort des Gehens, beachte die Zusammensetzungen »Haus-, Säulen-, Laubengang« und »unterirdischer Gang«, und bei der Mahlzeit das einzeln aufgetragene Gericht einer Speisenfolge. Abl. : gangbar »begehbar, üblich, gültig« (mhd. ‹un›gancbæ̅re), gängig »begehbar, befahrbar; gut laufend; gebräuchlich, üblich« (mhd. gengec). Zus. Gangspill (↑ "Spill"); Kreuzgang »Arkadengang in Klöstern und Stiftskirchen«, älter auch »Gang mit dem Kreuz, Prozession« (mhd. kriuz‹e›ganc); Stuhlgang (s. unter ↑ "Stuhl"). – »Ab-, Auf-, Ausgang« usw. stellen sich zu den mit ↑ "gehen" zusammengesetzten Verben.
Stuhl:
Das gemeingerm. Substantiv mhd. , ahd. stuol, got. stōls, engl. stool, schwed. stol gehört zu den Nominalbildungen des unter ↑ "stehen" dargestellten Verbs und bedeutet eigentlich »Gestell« (vgl. das verwandte lit. pa-stõlas »Gestell, Ständer«, weiterhin die slaw. Sippe von russ. stol »Tisch; Thron«). In den germ. Sprachen bezeichnete das Wort zuerst den aufgebauten Hochsitz des Fürsten (so z. B. got. stōls »Thron«) oder des Richters, im Dt. seit dem Mittelalter auch das Katheder des Gelehrten (Lehrstuhl, mhd. lērstuol). Die gewöhnliche Sitzgelegenheit in germanischer Zeit war die Bank (s. d.), doch ist schon früh auch der Stuhl im heutigen Sinn des Wortes bekannt. Die Zusammensetzung Stuhlgang (15. Jh.) bedeutet eigentlich »Gang zum ‹Nacht›stuhl«; das erste Glied bezieht sich auf ein Gerät für Kranke oder auf den Klosettsitz. Aus der zugehörigen Wendung »zu Stuhl gehen« (14. Jh.; vgl. nhd. ugs. »zu Stuhle kommen« »mit etwas fertig werden, zurechtkommen«) ergab sich schon spätmhd. für »Stuhl« die Bedeutung »menschliche Exkremente«, die vor allem im medizinischen Sprachgebrauch gilt.
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