Duden - Das Herkunftswörterbuch
preisgeben
geben:Das gemeingerm. Verb mhd. geben, ahd. geban, got. giban, aengl. giefan (engl. to give ist nord. Lehnwort), schwed. giva geht mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen auf die idg. Wurzel * ghabh- »fassen, ergreifen« zurück, vgl. z. B. air. gaibid »ergreift, nimmt«, lit. gabénti »fortbringen« und lat. habere »halten, haben, besitzen«, dazu habitus »Haltung, Aussehen, Kleidung« (↑ "Habitus"), habilis »handlich, tauglich« (↑ "habilitieren"), prae‹hi›bere »darreichen«, praebenda »Darzureichendes« (↑ "Proviant" und ↑ "Pfründe"). – Das gemeingerm. Verb ist in der Lautung von der Wortgruppe von »nehmen« beeinflusst worden. Die Bed. »darreichen, schenken« hat sich aus »fassen, greifen, reichen« entwickelt. Um »geben« gruppieren sich im germ. Sprachbereich die Substantivbildungen ↑ "Gift" und ↑ "Gabe" sowie das Verbaladjektiv ↑ "gäbe". Zusammensetzungen und Präfixbildungen: abgeben »einen Teil von etwas geben, weggeben; überreichen, überbringen; überlassen, zur Verfügung stellen; etwas sein«, reflexiv »sich mit etwas befassen oder beschäftigen« (mhd. ab‹e›geben, ahd. abageban), dazu Abgabe (17. Jh.); angeben »mitteilen, vorbringen; bestimmen; sich wichtig tun, prahlen«, dazu Angabe, Angeber und angeblich »vermeintlich, vorgeblich« (18. Jh.); aufgeben »auftragen zu tun, erledigen lassen; zur Beförderung geben, absenden; fahren lassen, preisgeben; vorzeitig abbrechen« (mhd. ūfgeben), dazu Aufgabe (17. Jh.); ausgeben »fortgeben, vertun; bekannt geben; aushändigen, verteilen«, ugs. auch für »spendieren« und für »Ertrag geben, Gewinn abwerfen« (mhd. ūz̧geben, ahd. ūz̧geban), dazu Ausgabe und ausgiebig »reichlich« (18. Jh.); begeben »in Umlauf setzen« (einen Wechsel oder dgl.), reflexiv »sich ereignen; sich aufmachen, ziehen, gehen; aufgeben, fahren lassen« (mhd. begeben, ahd. bigeban), dazu Begebenheit »Ereignis« (17. Jh.); beigeben »hinzufügen, zur Seite stellen; seine Ansprüche herabsetzen, sich bescheiden, sich fügen« (der seit dem 19. Jh. bezeugte Gebrauch im letzteren Sinne bezog sich ursprünglich wohl auf das Kartenspielen); eingeben »zu trinken geben, einnehmen lassen, einflößen; einreichen« (mhd. īngeben »übergeben«, dazu Eingabe (mhd. ingābe »Eingebung; Gesuch«) und Eingebung »Gedanke, Einfall«; ergeben »zum Resultat haben«, gewöhnlich reflexiv »zur Folge haben, zustande kommen; die Waffen strecken, sich beugen; sich hingeben, sich überlassen« (mhd. ergeben, ahd. irgeban), dazu Ergebung, ferner Ergebnis (um 1800 für »Resultat«), ergiebig (17. Jh. in der Bed. »sich ergebend«; seit dem 18. Jh. in der heute üblichen Bed. »ertragreich, fruchtbar«), beachte auch das in adjektivischen Gebrauch übergegangene zweite Partizip ergeben »gefügig, in Treue zugetan«, dazu Ergebenheit »Demut, Untertänigkeit« (18. Jh.); freigebig »gern schenkend, großzügig« (16. Jh.; wohl gebildet mit älter nhd. gebig, gäbig »gern gebend«); hingeben »fortgeben, verschenken«, reflexiv »sich ganz und gar widmen, sich opfern« (18. Jh., aber schon ahd. hinageban), dazu Hingabe und Hingebung, beachte hingebungsvoll; nachgeben »nicht standhalten, locker, schwankend sein; sich abfinden, zustimmen« (spätmhd. nachgeben), dazu nachgiebig »locker, schwankend, weich; gern bereit, sich dem Willen anderer anzupassen« (18. Jh.); preisgeben (s. d.); übergeben »überreichen, aushändigen; ausliefern«, reflexiv »sich erbrechen« (mhd. übergeben), dazu Übergabe (mhd. übergābe); umgeben »umringen, umschließen; umhüllen« (mhd. umbegeben, ahd. umbigeban eigentlich »etwas um etwas herumgeben« als Lehnübersetzung von lat. circumdare), dazu Umgebung (16. Jh. in der Bed. »das Herumgeben, Umhängen«; seit dem Beginn des 19. Jh.s in der heute üblichen Bed. »Landschaft, die einen Ort, Personenkreis, der jemanden umgibt«); untergeben veraltet für »unter Aufsicht stellen, in den Dienst geben« (mhd. undergeben, ahd. untargeban), dazu das substantivierte zweite Partizip Untergebene »der einem Vorgesetzten unterstellt ist«; vergeben »austeilen, verschenken; verzeihen; falsch geben, unrichtig austeilen« (mhd. vergeben, ahd. fargeban; der Wortgebrauch im Sinne von »verzeihen« geht von der Vorstellung aus, dass man jemandem etwas schenkt, was man von ihm zu beanspruchen hat), dazu Vergebung und vergebens »umsonst, ohne Erfolg, ohne Wirkung (mhd. vergeben‹e›s, mit sekundärem s für mhd. vergebene »schenkweise, unentgeltlich; umsonst«, Adverb zum zweiten Partizip mhd. vergeben in der Bedeutung »geschenkt«), vergeblich »erfolglos, unnütz« (mitteld. vergebelich, 15. Jh., wohl Kürzung aus einer Bildung zum 1. Partizip, vgl. mhd. vergebenlich); zugeben »hinzufügen, darauf geben; bedienen (im Kartenspiel); einräumen; gestehen« (mhd. zuogeben »jemandem zusetzen«), dazu Zugabe.
preisgeben
»ausliefern, aufgeben, im Stich lassen; verraten«: Das seit dem 16. Jh. bezeugte (lange Zeit getrennt geschriebene) zusammengesetzte Verb enthält als Vorderglied das unter ↑ "Prise" behandelte, aus dem Frz. entlehnte und eingedeutschte Substantiv (frz. prise »Weggenommenes; das Nehmen, Ergreifen; die Beute«). Es übersetzt frz. donner ‹en› prise und bedeutet demnach eigentlich etwa »zum Nehmen, zur Beute hingeben«. – Abl. : Preisgabe »Auslieferung; Verzicht; Verrat« (20. Jh.).
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