Duden - Das Herkunftswörterbuch
minderjährig
Jahr:Das gemeingerm. Substantiv mhd. , ahd. jār, got. jēr, engl. year, schwed. år geht mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen – vgl. z. B. awest. yārə »Jahr«, griech. hō̓ra »Jahr‹eszeit›, Tageszeit, Stunde« (↑ "Horoskop" und ↑ "Uhr") und russ. -kirchenslaw. jara »Frühling« – auf idg. * i̯ēro-s zurück. Die Bedeutung des idg. Wortes ist nicht sicher bestimmbar. Falls idg. * i̯ēro-s eine Substantivbildung zu der Wurzelform * i̯ā-, * iē- der Wurzel * ei- »gehen« (vgl. ↑ "eilen") ist, bedeutete es ursprünglich etwa »Gang (der Sonne?); Lauf, Verlauf«. – In altgerm. Zeit spielte das Wort eine untergeordnete Rolle, weil der unter »Winter« (s. d.) behandelte Name der Jahreszeit früher auch »Jahr« bedeutete und Zeitspannen und Lebensjahre vorwiegend nach Wintern gezählt wurden. – Abl. : jähren, sich »ein Jahr her sein« (17. Jh.; mhd. jæ̅ren, jāren bedeutete dagegen »mündig, alt werden; alt machen; auf-, hinhalten«, beachte auch bejahrt und verjähren); jährig veraltet für »ein Jahr alt«, heute nur noch als 2. Bestandteil in Zusammensetzungen wie einjährig, minderjährig, volljährig (mhd. jæ̅rec, ahd. jārig); jährlich (mhd. jæ̅rlich, ahd. jārlīh); Jährling »ein Jahr altes Tier« (mhd. jæ̅rlinc »einjähriges Fohlen«). Zus. : Jahrbuch (17. Jh.; zunächst Plural als Lehnbildung von lat. annales); Jahrgang (mhd. jārganc »Jahreslauf; Ereignisse im Jahre«; in nhd. Zeit »was in einem Jahre hervorgebracht wird«); Jahrhundert (17. Jh.); Jahrmarkt (mhd. jārmarket, ahd. iārmarchat); Jahreszeit (17. Jh.). Siehe auch den Artikel ↑ "heuer".
minder
»in geringerem Grade, nicht so sehr«: Mhd. minner, ahd. minniro, got. minniza, niederl. minder, schwed. mindre beruhen auf einer Komparativbildung zu einem im germ. Sprachbereich untergegangenen idg. Adjektiv * minu-s »klein«, vgl. z. B. griech. miný-ōros »kurzlebig«, lat. minus »weniger« (↑ "minus"), minister »Untergebener, Diener« (↑ "Minister"), minimus »kleinster, geringster« (↑ "Minimum", ↑ "minimal"), minuere »verkleinern, verringern« (↑ "Minute", ↑ "minutiös", ↑ "Menü" und ↑ "Menuett"), russ. menee »weniger«. – Im heutigen Sprachgebrauch wird »minder« als Komparativ zu »wenig« verwendet, das früher keinen Komparativ und Superlativ hatte. – Der Superlativ lautet mindest »geringst« (mhd. minnest, ahd. minnist, got. minnists, niederl. minst, schwed. minst), beachte dazu mindestens »wenigstens; auf keinen Fall weniger als« (18. Jh.; genitivische Umbildung aus »zum Mindesten«). – Abl. : Minderheit »kleinerer Teil; zahlenmäßig unterlegene Gruppe« (18. Jh.; wohl Lehnübersetzung von frz. minorité); mindern »geringer werden lassen« (mhd. minnern, ahd. minnirōn; beachte auch die Präfixbildung vermindern). Zus. : minderjährig »nicht volljährig« (16. Jh.; Lehnübersetzung von mlat. minorennis); Minderzahl (19. Jh.).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: minderjährig