Duden - Das Herkunftswörterbuch
Herbstzeitlose
Herbst:Die germ. Benennung der Jahreszeit zwischen Sommer und Winter * harbista, * harbusta-, worauf mhd. herb‹e›st, ahd. herbist, niederl. herfst, engl. harvest »Ernte‹zeit›; (älter:) Herbst« und die nordische Sippe von schwed. höst beruhen, stellt sich mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen – z. B. lat. carpere »pflücken, rupfen, abreißen« und griech. karpós »Frucht, Ertrag« – zu der unter 1↑ "scheren" dargestellten idg. Wurzel * ‹s›ker- »schneiden«. Das Wort bedeutete demnach ursprünglich etwa »Pflückzeit, Ernte« oder »Zeit der Früchte«, falls es sich nicht um einen substantivierten Superlativ »am besten zum Pflücken geeignet‹e Zeit›« handelt. – In süd- und südwestd. Mundarten bedeutet »Herbst« auch »Traubenlese« oder »Obsternte«. – Abl. : herbsteln »herbstlich werden«, herbsten »herbstlich werden«, mdal. »Weinlese halten, ernten« (mhd. herbesten »Weinlese halten«); herbstlich (16. Jh.); Herbstling »Reizker, Blätterschwamm« (18. Jh.; bereits im 17. Jh., aber in der Bedeutung »Herbstapfel« und »im Herbst geborenes Vieh« bezeugt). Zus. : Herbstmonat, auch Herbstmond »September« (mhd. herb‹e›stmānōt, ahd. herbistmānōt); Herbstzeitlose (↑ "Zeit").
Zeit:
Das altgerm. Substantiv mhd. , ahd. zīt »Zeit; Tages-, Jahreszeit; Lebensalter«, niederl. tijd »Zeit«, engl. tide »Gezeiten«, schwed. tid »Zeit« gehört im Sinne von »Abgeteiltes, Abschnitt« zu der idg. Wurzel * dā‹i›- »teilen; zerschneiden; zerreißen«, vgl. z. B. aus anderen idg. Sprachen aind. dā̓ti »schneidet ab; mäht; trennt; teilt«, díti-ḥ »das Verteilen«, armen. ti »Lebenszeit, Alter, Jahre« und griech. daíesthai »‹ver›teilen« (↑ "Dämon"). Zu derselben Wurzel gehört auch das anders gebildete Wort engl. time (aengl. tīma) »Zeit« (entsprechend schwed. timme »Stunde«), das sich im Engl. durchgesetzt hat, während engl. tide auf die Bedeutung »Gezeiten (des Meeres)« eingeschränkt wurde (vgl. dazu niederd. Tide »Gezeiten«; s. auch den Artikel ↑ "Gezeiten"). Mit engl. time – beachte dazu to time »zeitlich abstimmen«, timing »zeitliche Abstimmung, woraus unsere Fremdwörter timen und Timing übernommen sind – ist z. B. griech. dēmos »Volk, Gau« (eigentlich »Volksabteilung«; ↑ "demo...", ↑ "Demo...") näher verwandt. Germ. Bildungen zur Wurzel * dā‹i›- sind u. a. wahrscheinlich das unter ↑ "Zeile" (eigentlich »abgeteilte Reihe«) und vielleicht das unter ↑ "Ziel" (eigentlich »Eingeteiltes, Abgemessenes«) behandelte Wort. Siehe auch den Artikel ↑ "Zeitung". – Abl. : zeitig »früh« (mhd. zītig, ahd. zītec »zur rechten Zeit geschehend«, mhd. auch »reif«), dazu zeitigen »hervorbringen; reifen lassen« (mhd. zītigen »reifen«); zeitlich »die Zeit betreffend; vergänglich« (mhd. zītlīch, ahd. zītlīh). Zus. : Zeitalter »größerer Zeitraum in der Geschichte, Ära« (18. Jh.); Zeitgenosse »mit jemandem in der gleichen Zeit lebender Mensch; Mitmensch« (16. Jh.); Zeitlose (der Blumenname mhd. zītelōse, ahd. zītelōsa bezeichnete ursprünglich sehr frühe Frühlingsblumen ‹Krokus u. a.› und bedeutet eigentlich »nicht zur richtigen Zeit blühende Blume«; seit dem 16. Jh. wurde der Name auf die spät blühende Herbstblume übertragen, die seit dem Anfang des 18. Jh.s genauer Herbstzeitlose genannt wird); Zeitschrift (18. Jh.); Zeitwort (17. Jh.; Übersetzung für lat. verbum in der Grammatik).
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