Duden - Das Herkunftswörterbuch
Grazien
Grazie»natürliche Anmut«: Unter dem Einfluss des im 18. Jh. stark belebten mythologischen Gebrauchs des Namens »Grazien« bildete der Archäologe Winckelmann die abstrakte Verwendung von »Grazie« im Sinne von »Anmut« heraus. Der Name der drei Göttinnen der Anmut, lat. Gratiae (für griech. Chárites), ist der personifizierte Plural von lat. gratia »Gunst, Dank, Erkenntlichkeit; Anmut, Lieblichkeit«. Dies gehört zu einer idg. Wurzel * ger‹ə›- »loben, preisen, willkommen heißen«. Auf eine tiefstufige Partizipialbildung * gṛ-to-s geht das lat. Adjektiv gratus »willkommen, angenehm« zurück, das eine Rolle in den besonders im modernen diplomatischen Verkehr üblichen Wendungen »Persona grata« oder »Persona ingrata« spielt. – Unmittelbar zu lat. gratia gehören das Adjektiv gratiosus »wohlgefällig, lieblich« (↑ "graziös") und das Adverb gratis (↑ "gratis"); dazu stellt sich noch lat. gratulari »Glück wünschen« (↑ "gratulieren", ↑ "Gratulant", ↑ "Gratulation"). – Im heutigen Sprachgebrauch werden hübsche junge Damen oft scherzhaft-spöttisch als Grazien bezeichnet.
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