Duden - Das Herkunftswörterbuch
Gespinst
Gespinst:Die nhd. Form geht über älter nhd. Gespünst‹e› zurück auf mhd. gespunst »das Spinnen; Gesponnenes«, eine Bildung zu dem unter ↑ "spinnen" behandelten Verb. – Auf das Geistige übertragen wird »Gespinst« im Sinne von »Ersonnenes« verwendet, beachte die Zusammensetzung Hirngespinst (18. Jh.).
spinnen:
Das gemeingerm. starke Verb mhd. spinnen, ahd. spinnan, got. spinnan, engl. to spin, schwed. spinna ist verwandt mit der unter ↑ "spannen" dargestellten idg. Wortgruppe und bezeichnet wohl das Ausziehen und Dehnen der Fasern, das dem Drehen des Fadens vorangeht. Bildungen zu »spinnen« sind die unter ↑ "Spinne" und ↑ "Spindel" genannten Substantive; außerhalb des Germ. sind lit. spȩsti »spannen, Fallstricke legen« und (ohne s-Anlaut) lit. pìnti »flechten« zu vergleichen. Das Spinnen von Wolle, Flachs, Hanf und dgl. war seit alters vor allem Frauenarbeit. Seit dem 17. Jh. gab es Spinnhäuser als Strafanstalten, daher bedeutete »spinnen« früher ugs. »im Zuchthaus sitzen«. Auf die Spinnarbeit beziehen sich bildliche Wendungen wie »Gedanken, Ränke spinnen«, seemännisch »ein Garn spinnen« (»fantasievoll erzählen«; ↑ "Garn") und das ugs. »er spinnt« für »spinnen« »verrückt« (im 19. Jh. mdal. , eigentlich »jemand spinnt Gedanken«, d. h. »jemand grübelt zu viel«). Siehe auch den Artikel ↑ "versponnen". – Abl. : Gespinst (s. d.); Spinner (im 15. Jh. »Spinnender«, seit dem 18. Jh. Bezeichnung bestimmter Schmetterlinge, deren Raupen Fäden spinnen, z. B. des Seidenspinners). Zus. : Spinnrad (zuerst im 15. Jh. als spinnredlain bezeugt).
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