Duden - Das Herkunftswörterbuch
fensterln
Fenster:Die festen Wohnstellen der Germanen waren in der ältesten Zeit Flechtwerkbauten, später auch Holzhäuser. Daran erinnern alte Bezeichnungen wie ↑ "Wand" (ursprünglich »Gewundenes, Geflecht«) und ↑ "Zimmer" (ursprünglich »Bauholz; Holzbau«). Erst mit dem Vordringen der Römer an Rhein und Donau lernten die Germanen den römischen Stein- und Mauerbau kennen; vgl. hierzu das Kapitel zur Sprachgeschichte Römischer Kultureinfluss. Zahlreiche lat. Bezeichnungen aus diesem Bereich gelangten als Lehnwörter in die germ. Sprachen, wo sie bis heute lebendig sind. Zu dieser Gruppe von Lehnwörtern wie ↑ "Kalk", ↑ "Mauer", ↑ "tünchen", ↑ "Mörtel", ↑ "Ziegel", ↑ "Keller", ↑ "Kammer", ↑ "Pforte", ↑ "Pfeiler", ↑ "Pfosten" u. a. gehört auch das Substantiv Fenster (mhd. venster »Lichtluke, Fensteröffnung; Fenster«, ebenso ahd. fenstar, niederl. venster, aengl. fenester; schwed. fönster stammt unmittelbar aus mnd. vinster). Es geht zurück auf lat. fenestra »Öffnung für Luft und Licht in der Wand, Fensteröffnung; (seit der Kaiserzeit auch:) Glasfenster«, das auch die Quelle für entsprechend frz. fenêtre ist. Durch das Lehnwort »Fenster« wurden die alten germ. Bezeichnungen wie ahd. augatora (= got. augadaúro; eigentlich wohl »Tor, Öffnung in Form eines Auges«), aisl. vindauga (eigentlich wohl »‹augenförmige› Öffnung für den Wind«) zurückgedrängt. Letzteres ist allerdings bewahrt in dän. vindue und in dem aus dem Aisl. entlehnten engl. Wort window »Fenster« (aengl. fenester konnte sich in der Volkssprache nicht durchsetzen). – Abl. : fensterln »bei der Geliebten nachts durchs Fenster einsteigen« (südd. ; zuerst im 16. Jh. in der Form fenstern bezeugt).
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