Duden - Das Herkunftswörterbuch
Faden
Faden:Das Substantiv mhd. vadem (abgeschwächt auch schon vaden), ahd. fadum beruht auf der idg. Wurzel * pet- »‹die Arme› ausbreiten, umfassen, sich erstrecken«. Ihm entsprechen asächs. fađmos (Plural) »die ausgespannten Arme«, aengl. fæđm »ausgebreitete Arme, Umarmung, Klafter, Faden«, aisl. fađmr »Umarmung, Schoß, Faden«. In engl. fathom, schwed. famn und dt. seemännisch »Faden« gilt das Wort noch heute für ein Längenmaß. Es bedeutete demnach ursprünglich »so viel Garn, wie man mit ausgespanntem Arm misst«, dann das »Garn« selbst. Aus dem germ. Sprachbereich stellt sich ↑ "Fuder" ablautend zu der Wurzel, außergerm. verwandt sind z. B. lat. pandere »ausbreiten« (s. ↑ "Patent" und die Lehn- und Fremdwörter um ↑ "Passus"), lat. patere »sich erstrecken, offen stehen« und griech. patánē »Schale, Schüssel« (s. das Lehnwort ↑ "Pfanne"). Nhd. »Faden« gilt allgemein für die gedrehte Faser zum Nähen, Weben, Binden, dann auch für Metallfäden, die Staubfäden der Pflanzen u. a.
An das Spinnen schließt bildlicher Gebrauch an: Der Lebensfaden (von der Parze zerschnitten) reißt, der Faden des Gesprächs geht verloren usw. Ein »roter Faden« zieht sich als Kennzeichen durch alles Tauwerk der britischen Kriegsmarine.
• Faden
alle/die Fäden in der Hand haben/halten
»jmd. überschaut und lenkt alles«
Die Wendung hat ihren Ursprung in der Spinn- oder Webarbeit.
Sie ist dann auch auf den Marionettenspieler bezogen worden, der mithilfe der Fäden die Puppen bewegt.
den Faden verlieren
»den gedanklichen Zusammenhang verlieren«
Die Wendung meint eigentlich »den Faden beim Garnwickeln, Spinnen o. dgl. aus der Hand rutschen lassen«.
keinen guten Faden an jmdm., an etwas lassen
»jmdn., etwas gründlich schlecht machen«
Die Wendung meint eigentlich »jmds. Äußeres, seine Kleidung kritisieren und schlecht machen«. Unsere Kleidung besteht aus Tausenden von Fäden.
an einem ‹dünnen/seidenen› Faden hängen
»sehr gefährdet sein«
Die Wendung wurzelt wohl in der Erzählung Ciceros vom Schwert des Damokles. Der Höfling Damokles rühmte den König von Syrakus als den glücklichsten König unter der Sonne. Der König bot dem Höfling daraufhin an, mit ihm den Platz zu tauschen; über dem Thron aber ließ er ein Schwert aufhängen, das nur an einem Pferdehaar befestigt war. Damit zeigte er, dass der Platz des Mächtigsten stets auch ein Ort der größten Gefahr ist.
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