Duden - Das Herkunftswörterbuch
drehen
drehen:Das westgerm. Verb mhd. dræ̅‹je›n, dræ̅hen, ahd. drāen, niederl. draaien, aengl. đrāwan (engl. to throw »werfen«) beruht mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen auf der idg. Wurzel * ter‹ə›- »drehen, ‹drehend› reiben, bohren«, vgl. z. B. lat. terere »reiben«, griech. teírein »reiben« und griech. tórnos »Dreheisen, Zirkel« (s. die Fremdwortgruppe um ↑ "Turnus"). Zu der vielfach weitergebildeten und erweiterten Wurzel gehören ferner im germ. Sprachbereich z. B. die Verben ↑ "drohen", ↑ "drücken" und ↑ "dringen" (alle mit der von »reiben« abgeleiteten Grundbedeutung des Drängens), die Sippen von ↑ "drillen" (dazu ↑ "drall" und ↑ "drollig") und ↑ "drechseln" (dazu die Gruppe um ↑ "zwerch" »quer«) mit der Grundbedeutung des Drehens, schließlich auch ↑ "Darm". Das dt. Verb »drehen« bezeichnet zunächst verschiedene handwerkliche Verrichtungen wie Drechseln, Töpfern, Seil- und Garndrehen (dazu ↑ "Draht"). Kurbeln werden gedreht (daher noch »einen Film drehen« und »Drehbuch«), wer sich beeilt, »dreht auf« (ursprünglich konkret auf das Ventil der Dampfmaschine bezogen). Aus der Gaunersprache stammt »ein Ding drehen« für »etwas (ein Verbrechen) geschickt ausführen«. Die Bedeutung »wenden« ist z. B. seemännisch, an die sich abdrehen »den Kurs ändern, ausweichen« (16. Jh.) und beidrehen »durch ein Wendemanöver stoppen« anschließen. Um »drehen« gruppieren sich ferner die Präfixbildungen und Zusammensetzungen andrehen ugs. auch für »jemandem etwas Minderwertiges aufschwatzen« (wohl nach der alten Wendung »jemandem eine Nase andrehen« »jemandes Leichtgläubigkeit missbrauchen, ihn zum Narren halten«, mit Bezug auf die Wachs- oder Pappnasen der Narren), durchdrehen ugs. auch für »kopflos werden, die Nerven verlieren« (ausgehend von der Bedeutung »sich um die eigene Achse drehen«) und verdrehen »zu weit herausdrehen; unrichtig darstellen, entstellt wiedergeben« (mhd. verdræjen). Vgl. auch den Artikel ↑ "bewenden".
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