Duden - Das Herkunftswörterbuch
Dichtung
dicht:Das altgerm. Adjektiv mhd. dīhte »dicht«, mnd. dicht‹e› »dicht, fest; stark, zuverlässig«, aengl. đīht »dick, stark«, aisl. Þēttr »dicht, dick, fett« gehört zu der unter ↑ "gedeihen" dargestellten idg. Wortgruppe. Die heutige Form »dicht« mit kurzem i gegenüber frühnhd. deicht (mhd. dīhte mit langem i) stammt aus dem Mnd. Aus der wahrscheinlichen Grundbedeutung »fest, undurchlässig« (so z. B. in »wasser-, luftdicht« und in »1dichten«, s. u.) ist die heute vorherrschende »eng gedrängt, nahe« entstanden (z. B. »dichtes Gebüsch, dicht bevölkert, dicht beim Haus«). – Abl. : Dichte »dichtes Nebeneinander« (Ende des 16. Jh.s; heute besonders physikalisches Fachwort); 1dichten »abdichten, dicht machen« (im 16. Jh. seemännisch, dann allgemein verwendet), dazu 1Dichtung »Schicht, Vorrichtung zum ‹Ab›dichten« (19. Jh.).
2dichten:
Die nhd. Form geht über mhd. tihten zurück auf ahd. dihtōn, tihtōn »schriftlich abfassen, ersinnen«, das aus lat. dictare »zum Nachschreiben vorsagen, vorsagend verfassen« (vgl. ↑ "diktieren") entlehnt ist. Neben der allgemeinen Bedeutung »ein Schriftwerk verfassen«, die sich bis ins 17. Jh. hielt, zeigt schon mhd. tihten den heutigen Sinn »Verse machen«. – Abl. : Dichter (mhd. tihtæ̅re erscheint erst im 12. Jh. Das Wort blieb selten, bis es im 18. Jh. als Ersatz für das verflachte »Poet« neu belebt wurde), dazu dichterisch (17. Jh.) und Dichterling »schlechter Dichter« (17. Jh.); 2Dichtung (spätmhd. tihtunge »Diktat, Gedicht« wird erst nhd. zur Bezeichnung der Dichtkunst und des dichterischen Werks); Gedicht (mhd. getiht‹e› »schriftliche Aufzeichnung«, auch »Erfindung, Betrug«; seit dem 13. Jh. begegnet der heutige Sinn »‹lyrisches› Dichtwerk«, der im Gegensatz zu Lied und Spruch noch heute meist das Schreiben voraussetzt).
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