Duden - Das Herkunftswörterbuch
Auge
Auge:Das gemeingerm. Wort mhd. ouge, ahd. ouga, got. augō, engl. eye, schwed. öga gehört mit verwandten Wörtern in den meisten anderen idg. Sprachen zu der idg. Wurzel * ok- »sehen; Auge«, vgl. z. B. russ. oko »Auge«, lat. oculus »Auge« (↑ "okulieren" und ↑ "Okular") und griech. ópsesthai »sehen werden«, ómma »Auge«, optikós »zum Sehen gehörig« (↑ "Optik"). Falls die idg. Wurzel ursprünglich verbal war und »sehen« bedeutete, ist das Auge als »Seher« benannt worden. – Im übertragenen Gebrauch bezeichnet »Auge« im Dt. Dinge, die mit der Form eines Auges Ähnlichkeit haben, speziell augenförmige Öffnungen und Tupfen, beachte z. B. die Zusammensetzungen »Bullauge« (1↑ "Bulle"), »Hühnerauge« (s. d.), »Pfauenauge« (↑ "Pfau").
Vor allem wird es übertragen im Sinne von »‹geschlossene› Pflanzenknospe, Keim«, »Punkt auf dem Würfel« und »Fetttropfen auf einer Flüssigkeit« verwendet. Die große Bedeutung des Gesichtssinnes für den Menschen spiegelt sich sprachlich in einer Fülle von Verbindungen und Redewendungen wider, beachte z. B. »im Auge haben«, »unter die Augen kommen«, »ein Auge zudrücken«, »einem Sand in die Augen streuen«, »aus den Augen, aus dem Sinn«. Abl. : äugen »vorsichtig oder scharf blicken«, gewöhnlich vom Wild (17. Jh.; dagegen mhd. öugen »vor Augen bringen, zeigen«, siehe dazu den Artikel ↑ "ereignen"). Zus. : Augapfel (mhd. ougapfel, ahd. ougapful; auch übertragen im Sinne von »Liebstes« gebraucht); Augenblick (mhd. ougenblic »‹schneller› Blick der Augen«, seit dem 13. Jh. dann auch »ganz kurze Zeitspanne«); Augenweide (2↑ "Weide"); Augenwischerei »Täuschung, Betrug« (20. Jh.; für älteres »Augenauswischerei«, das zu einer veralteten Wendung »jemandem die Augen auswischen« »jemanden täuschen, übervorteilen, betrügen« gehört).
• Auge
das Auge des Gesetzes
(scherzh. ) »die Polizei«
Dieser idiomatische Ausdruck ist allgemein bekannt durch Schillers »Lied von der Glocke« (»... denn das Auge des Gesetzes wacht.«). Schon bei antiken Autoren ist vom »Auge der (strafenden) Gerechtigkeit« die Rede.
Auge um Auge, Zahn um Zahn
»Gleiches wird mit Gleichem vergolten«
Die Wendung stammt aus der Bibel, vgl. z. B. Moses 24, 19: »Und wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man tun, wie er getan hat. Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Es handelt sich also eigentlich um Strafen, wie sie für die Rechtsprechung in den Bußkatalogen festgelegt waren.
jmdm. Sand in die Augen streuen
»jmdm. etw. vortäuschen, jmdn. täuschen«
Beim Fechten und bei anderen Zweikämpfen ist es ein alter Trick, dem Gegner Sand in die Augen zu werfen, um ihn in seiner Kampfkraft zu beeinträchtigen. Darauf geht diese Wendung zurück.
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