Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
zeigen
zei|gen [mittelhochdeutsch zeigen, althochdeutsch zeigōn, verwandt mit ↑ "zeihen"]:1. mit dem Finger, Arm eine bestimmte Richtung angeben, ihn auf jemanden, etwas, auf die Stelle, an der sich jemand, etwas befindet, richten und damit darauf aufmerksam machen:
mit dem Finger, einem Stock, dem Schirm auf etwas zeigen;
er zeigte auf den Täter;
sie zeigte nach oben, hinter sich, in die andere Richtung;
Ü der Zeiger zeigt auf zwölf;
die Magnetnadel zeigt immer nach Norden;
der Wegweiser zeigte nach Süden;
der Schreibtisch zeigt zur Wand (steht so, dass der Benutzer die Wand vor sich hat);
das Thermometer zeigt null Grad (zeigt null Grad an);
Die Flinte hing … so über einer Schulter, dass ihr Lauf senkrecht aufwärts zeigte (Gaiser, Jagd 70);
Seine Uhr zeigte eins (Böll, Adam 54).
2. a) jemandem etwas mit Hinweisen, Erläuterungen, Gesten o. Ä. deutlich machen, angeben, erklären:
jemandem den richtigen Weg, die Richtung zeigen;
jemandem einen Kniff, einen Trick zeigen;
sie ließ sich die Unfallstelle zeigen;
ich werde dir die Frau zeigen;
er zeigte mir den Ort auf der Landkarte;
sie hat mir genau gezeigt, wie man das Gerät bedient;
er zeigte an seinem Körper, wie hoch das Wasser gestanden habe (Ott, Haie 193);
das hängt aber, wie sich leicht zeigen lässt, … von der Art der Beschreibung ab (Musil, Mann 1276);
b) jemanden etwas ansehen, betrachten lassen; etwas vorführen, vorzeigen:
jemandem seine Bücher, seine Wohnung, die Sehenswürdigkeiten der Stadt, die Stadt zeigen;
sie hat mir den Brief gezeigt;
ich kann es dir schwarz auf weiß zeigen;
er ließ sich sein Zimmer zeigen (ließ sich zu seinem Zimmer führen);
er zeigt gern, was er hat, was er kann;
das Kino zeigt einen Western (im Kino wird ein Western gespielt);
Wenn ich Ihnen da einmal etwas zeigen darf, mein Herr (Kant, Impressum 202);
Zeigen Sie mal Ihren Ausweis (Chotjewitz, Friede 279);
weil heute die Neuaustragung des Fußballspiels in einer Aufzeichnung gezeigt (vom Fernsehen ausgestrahlt) wird (Zenker, Froschfest 31);
Ü weil sie alles enthielt, was er erlebt und was die Welt ihm gezeigt hatte (Ransmayr, Welt 266);
Er zeigt mir den Rücken (kehrt mir den Rücken zu; Frisch, Stiller 500);
Sie zeigten Arme und Beine und viel Busen (ließen Arme, Beine und viel Busen sehen; Simmel, Affäre 36);
wenn sie lachte und die spitzen Eckzähne zeigte (sehen ließ; Langgässer, Siegel 102);
es jemandem zeigen (umgangssprachlich: 1. jemandem gründlich die Meinung sagen, seinen Standpunkt klarmachen: dem habe ich es aber gezeigt! 2. jemanden von sich, von seinem wahren Können überzeugen: sie hat es ihnen allen gezeigt);
c) von andern zu sehen sein, irgendwo gesehen werden, sich sehen lassen:
sich in der Öffentlichkeit zeigen;
er zeigte sich am Fenster, auf dem Balkon;
die Königin zeigte sich der Menge;
in diesem Aufzug kannst du dich unmöglich in der Stadt zeigen (kannst du unmöglich in der Stadt umhergehen, auftreten);
mit ihm kann man sich überall zeigen (kann man überall hingehen, auftreten);
er will sich nur zeigen (die Aufmerksamkeit auf sich lenken);
die Stadt zeigte (präsentierte) sich im Festglanz;
er zeigte sich einer Frau nicht gern in seiner ältesten Unterhose (H. Gerlach, Demission 63);
dann rief sie nach den Hunden, aber keiner zeigte sich (keiner kam herbei; Frischmuth, Herrin 71);
Ganz neu zeigte sich die Welt, als wäre sie plötzlich aus Glas (Kronauer, Bogenschütze 259).
3. a) (gehoben) sehen lassen, zum Vorschein kommen lassen; sichtbar werden lassen:
die Bäume zeigen das erste Grün;
ihr Gesicht zeigt noch keine Falten;
das Bild zeigt eine Landschaft (stellt sie dar);
der Platz zeigte (bot) wieder das alte Bild, den gewohnten Anblick;
der Spiegel zeigte ihm (er sah darin) ein müdes Gesicht;
Ü die Arbeit zeigt Talent (lässt Talent erkennen);
sein Verhalten zeigt einen Mangel an Reife, Erziehung (macht ihn deutlich);
dies hat die Erfahrung gezeigt (weiß man aus Erfahrung);
dieser Fall, dieses Beispiel zeigt (veranschaulicht) besonders drastisch, wohin so etwas führen kann;
seine Antwort zeigt mir (macht mir klar), dass er nichts begriffen hat;
Ich stellte fest, dass meine Fingernägel eine bläuliche Färbung zeigten (Th. Mann, Krull 45);
Der Vogelflug zeigte ihm, wie sehr er sich verirrt hatte (Ransmayr, Welt 227);
b) zum Vorschein kommen; sichtbar, erkennbar werden:
am Himmel zeigten sich die ersten Sterne;
auf ihrem Gesicht zeigte sich ein schwaches Lächeln;
endlich zeigte sich ein Hoffnungsschimmer;
die Folgen zeigen sich später;
jetzt zeigt sich, dass deine Entscheidung falsch war;
es wird sich ja zeigen, wer im Recht ist;
Linker Hand zeigten sich die beiden Leuchttürme (Hausmann, Abel 151);
Es zeigten sich schon nach einer Stunde Flecken (Alexander, Jungfrau 157).
4. a) in seinem Verhalten, seinen Äußerungen zum Ausdruck bringen, andere merken, spüren lassen; an den Tag legen:
Verständnis, Interesse für etwas zeigen;
seine Ungeduld, Verärgerung, Freude zeigen;
keine Einsicht, Reue zeigen;
er will seine Gefühle nicht zeigen;
jemandem seine Zuneigung, seine Liebe, sein Wohlwollen zeigen;
damit will er nur seine Macht, Überlegenheit zeigen (demonstrieren);
sie hat bei der ganzen Sache Haltung gezeigt (verblasst; eine gute Haltung bewahrt);
Er gab sich Mühe, seine Angst nicht zu zeigen (Ott, Haie 63);
Um ihm aber meinen guten Willen zu zeigen, gab ich ihm ein bisschen Butter (Normann, Tagebuch 87);
Ihr Sohn hier zeigt (verblasst; hat) einen gesunden Appetit (Brecht, Mensch 107);
b) einen Beweis von etwas geben; andern vor Augen führen, offenbar machen:
großen Fleiß, Mut zeigen;
um hier zu bestehen, muss man schon sein ganzes Können zeigen;
nun zeige einmal, was du kannst;
Er … zeigte unübertreffliche Umsicht (Niekisch, Leben 156);
c) in bestimmter Weise wirken, einen bestimmten Eindruck machen; sich als etwas erweisen, herausstellen:
sich freundlich, anständig, großzügig zeigen;
sie zeigte sich darüber sehr befriedigt, erfreut, enttäuscht;
er zeigte sich ein wenig erstaunt, besorgt, gekränkt;
er zeigte sich (war) dieser Aufgabe durchaus gewachsen;
er wollte sich von seiner besten Seite zeigen (wollte den besten Eindruck machen);
… zeigte er sich willens, seine Würde zu wahren (Thieß, Reich 316);
Markian zeigte sich als ganzer Mann (Thieß, Reich 388);
Erst zeigen Sie sich als Höfling und nun auch noch als frommen, gottesfürchtigen Mann (Frank, Tage 47).
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