Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Zahn
Zahn, der; -[e]s, Zähne [mittelhochdeutsch zan(t), althochdeutsch zan(d), eigentlich = der Kauende]:1. in einem der beiden Kiefer wurzelndes, gewöhnlich in die Mundhöhle ragendes [spitzes, scharfes] knochenähnliches Gebilde, das besonders zur Zerkleinerung der Nahrung dient:
scharfe, spitze, strahlend weiße, regelmäßige, schöne, gepflegte, gesunde, schlechte, stumpfe, gelbe, kariöse, faule Zähne;
ein hohler, lockerer, kranker Zahn;
die Zähne kommen, brechen durch;
der Zahn wackelt, schmerzt;
mir ist ein Zahn abgebrochen;
der Zahn muss gezogen werden;
ihm fallen die Zähne aus;
du musst [dir] öfter die Zähne putzen;
er hat noch die ersten, schon viele bleibende Zähne;
der Hund zeigte, fletschte, bleckt die Zähne;
einen Zahn plombieren, füllen;
jemandem einen Zahn ausschlagen;
jemandem die Zähne einschlagen;
falsche Zähne haben (ein Gebiss tragen);
durch die Zähne pfeifen;
mit den Zähnen knirschen;
etwas zwischen die Zähne nehmen;
er murmelte dauernd etwas zwischen den Zähnen (artikulierte nicht deutlich);
Als der Zug in Wurzen ankam, war Franks Brille zu Klump geschlagen, aus einer Platzwunde über dem Auge troff das Blut, Benny fehlten zwei Zähne (Zeit 1. 7. 99, 11);
Meine Zähne schlugen aufeinander vor Erregung (Simmel, Affäre 32);
Nimm die Zähne auseinander, Kerl. Laut und deutlich sprechen (B. Vesper, Reise 319);
Pass auf, Alter, du spuckst gleich Zähne (ich schlage dir gleich die Zähne ein; Hornschuh, Ich bin 26);
»Schlimm genug«, sagte Nello hinter geschlossenen Zähnen (H. Mann, Stadt 58);
Ich fing an, mir den Salat zwischen die Zähne zu schieben (den Salat zu essen; Plenzdorf, Leiden 69);
Ü Der Zahn des Zweifels und der Sorge nagt nicht an ihnen (keine Zweifel und Sorgen zehren an ihnen; Remarque, Obelisk 218);
dritte Zähne (künstliches Gebiss: Wenn die »dritten Zähne« zur Reparatur müssen … [Hörzu 6, 1974, 108]);
der Zahn der Zeit (umgangssprachlich; die in Verfall, Abnutzung sich zeigende zerstörende Kraft der Zeit; wohl Lehnübersetzung von englisch tooth of time, Shakespeare, Maß für Maß, V, 1: dem Zahn der Zeit zum Opfer fallen; der Zahn der Zeit nagt auch an diesem Baudenkmal);
jemandem tut kein Zahn mehr weh (umgangssprachlich; jemand ist tot);
jemandem den Zahn ziehen (umgangssprachlich; jemandem eine Illusion, Hoffnung nehmen; jemanden ernüchtern: Man muss den Herstellern generell den Zahn ziehen, sportliche Wagen zu produzieren. Autos dürfen nur noch ein Mittel zum Zweck sein [natur 3, 1991, 47]);
[jemandem] die Zähne zeigen (umgangssprachlich; [jemandem gegenüber] Stärke demonstrieren, [jemandem] seine Entschlossenheit zeigen zu handeln, sich durchzusetzen; nach der Drohhaltung von Hunden und bestimmten Raubtieren, die das Maul weit aufreißen oder bei geschlossenem Maul die Lippen auseinanderziehen, sodass die Zähne bedrohlich sichtbar werden: Der Rechtsstaat darf nicht … daran gehindert werden, politisch motivierten Terroristen die Zähne zu zeigen [MM 29. 9. 92, 1]);
die Zähne zusammenbeißen (umgangssprachlich; ein Höchstmaß an Selbstbeherrschung aufbieten, um etwas sehr Unangenehmes, Schmerzhaftes ertragen zu können; nach der Beobachtung, dass Menschen bei großer Anstrengung, bei Schmerz, Wut o. Ä. die Zähne fest zusammenbeißen: Werden Sie nicht schwach. Beißen Sie die Zähne zusammen. Dann schaffen Sie es [Petra 11, 1966, 73]);
die Zähne nicht auseinanderkriegen (umgangssprachlich; sich nicht äußern, nichts sagen, schweigen: Der stand immer nur dumm rum … und hat die Zähne nicht auseinandergekriegt [Hölscher, Keine 68]);
sich an etwas die Zähne ausbeißen (umgangssprachlich; an einer schwierigen Aufgabe trotz größter Anstrengungen scheitern: an dieser Frage haben sich die meisten Prüflinge die Zähne ausgebissen);
sich an jemandem die Zähne ausbeißen (umgangssprachlich; mit jemandem nicht fertigwerden; sich vergeblich bemühen, jemanden zu etwas Bestimmtem zu veranlassen);
lange Zähne machen/mit langen Zähnen essen/die Zähne heben (selten; beim Essen seinen Widerwillen deutlich erkennen lassen; nach der Beobachtung, dass Menschen bei Widerwillen das Gesicht verkrampfen und dabei die oberen Zähne entblößen);
jemandem auf den Zahn fühlen (umgangssprachlich; jemanden ausforschen, einer sehr kritischen Prüfung unterziehen; der Zahnarzt versuchte früher an der Reaktion des Patienten zu erkennen, welcher Zahn der kranke war, indem er mit den Fingern die infrage kommenden Zähne beklopfte oder befühlte: die Kommission fühlte den Bewerbern gründlich auf den Zahn; Man fühlte mir politisch auf den Zahn [Niekisch, Leben 120]);
bis an die Zähne bewaffnet (schwer bewaffnet);
[nur] für einen Zahn/für den hohlen Zahn reichen, sein (salopp; [von Essbarem] bei Weitem nicht ausreichen, allzu wenig sein: dieses Steak war nur etwas für den hohlen Zahn);
etwas mit Zähnen und Klauen verteidigen (umgangssprachlich; etwas äußerst entschlossen und mit allen verfügbaren Mitteln verteidigen: seine Privilegien, Besitzstände mit Zähnen und Klauen verteidigen);
etwas, nichts, nichts Ordentliches o. Ä. zwischen die Zähne kriegen (umgangssprachlich; etwas, nichts, nichts Nahrhaftes o. Ä. zu essen bekommen);
K einen Zahn auf jemanden, etwas haben (über jemanden, etwas sehr verärgert, wütend sein; wohl Lehnübersetzung von französisch avoir une dent contre quelqu'un: Die weltlichen Stände, meine Nachbarn, haben alle einen Zahn auf mich [Goethe, Götz II]; der Nordostwind, der auch seinen Zahn auf die Stadt haben muss, kam uns trefflich zustatten und half die Flamme bis hinauf in die obersten Giebel jagen [Schiller, Räuber II, 3]).
2. (Zoologie) einem spitzen Zahn (1) gleichendes Gebilde auf der Haut eines Haifisches; Plakoidschuppe.
3. zackenartiger Teil, Zacke:
die Zähne einer Säge, eines Kamms, einer Briefmarke, eines Laubblatts;
an dem Ritzel fehlt ein Zahn;
die Räder stehen dann Zahn auf Zahn im Getriebe (Frankenberg, Fahren 55);
Das Schärfen der Säge erfolgt Zahn um Zahn mit einer Dreikantfeile (Freie Presse 4. 11. 88, Beilage, S. 6).
4. [wohl nach dem mit Zähnen (3) versehenen Teil, an dem früher der Handgashebel entlanggeführt wurde] (umgangssprachlich) hohe Geschwindigkeit:
der Wagen hatte einen ziemlichen, einen ganz schönen Zahn drauf;
er kam mit einem höllischen Zahn um die Kurve;
einen Zahn zulegen (umgangssprachlich: 1. seine Geschwindigkeit, sein Tempo [deutlich] erhöhen: Leg noch 'nen Zahn zu, Emil, ich hab das eilig! [Fallada, Jeder 43]. 2. sich in seinen Anstrengungen, seinen Bemühungen zur Erreichung eines Ziels [erheblich] steigern: Bisher hat das hervorragend funktioniert, nun müssen wir alle einen Zahn zulegen. Denn dieser Kampf wird beinhart, und wir machen es uns ja alles andere als leicht [Woche 13. 3. 98, 6]).
5. (salopp veraltend) junge Frau:
ein heißer, steiler Zahn;
Ich bin mit dem Zahn ungefähr 'ne Stunde da dringeblieben. Wir haben zwei Nummern geschoben (Bukowski [Übers.], Fuck 75).
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