Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
wissen
wịs|sen [mittelhochdeutsch wiʒʒen, althochdeutsch wiʒʒan, eigentlich = gesehen haben, ursprünglich = erblicken, sehen (Bedeutungsentwicklung über »gesehen haben [und daher wissen]«)]:1. durch eigene Erfahrung oder Mitteilung von außen Kenntnis von etwas, jemandem haben, sodass zuverlässige Aussagen gemacht werden können:
etwas [ganz] genau, sicher, mit Sicherheit, bestimmt, nur ungefähr, im Voraus, in allen Einzelheiten wissen;
das weiß ich nur zu gut (das ist mir ein ganz vertrauter Sachverhalt);
den Weg, die Lösung, ein Mittel gegen etwas wissen;
jemandes Adresse, Namen wissen;
etwas aus jemandes eigenem Munde, aus zuverlässiger Quelle wissen;
weißt du schon das Neu[e]ste?;
das Schlimmste, (ironisch:) Beste, Schönste weißt du noch gar nicht;
nichts von einer Sache wissen;
das hätte ich wissen sollen, müssen;
wenn ich das gewusst hätte!;
woher soll ich das wissen?;
in diesem/für diesen Beruf muss man viel wissen;
soviel ich weiß, ist er verreist;
er weiß alles, wenig, [rein] gar nichts;
wenn ich nur wüsste, ob er kommt;
jemanden etwas wissen lassen (jemanden von etwas benachrichtigen);
ich weiß ein gutes Lokal (ich weiß, wo es ein gutes Lokal gibt);
er weiß es nicht anders (er hat es in seinem Leben nicht anders gelernt);
was weiß denn der überhaupt? (er hat doch gar keine Kenntnis von diesen Dingen!);
ich weiß, was ich weiß (aufgrund meiner Kenntnis, meiner Erfahrungen bleibe ich bei meinem Standpunkt);
ich weiß, dass ich nichts weiß;
er weiß immer alles besser (ironisch; er hat immer noch überflüssige Ratschläge zu erteilen);
sie weiß, was sie will (sie geht mit festem Willen auf ihr Ziel zu);
ihr wisst [auch] nicht, was ihr wollt (bald entscheidet ihr euch für dies, bald für jenes);
du musst wissen (dir im Klaren darüber sein), was du zu tun hast;
ich weiß nicht (bin unsicher, unentschlossen hinsichtlich dessen), was ich tun soll;
ich weiß, wovon ich rede (ich kann mich bei dem, was ich sage, auf Tatsachen o. Ä. stützen);
ich wüsste nicht (mir ist keineswegs bekannt, ich habe nie die Erfahrung gemacht), dass er mir je die Unwahrheit gesagt hat;
ich möchte nicht wissen, wie viel Geld das alles gekostet hat (das war alles sicher sehr teuer und als Ausgabe kaum zu verantworten);
vielleicht ist er schon wieder geschieden, was weiß ich (umgangssprachlich; ich weiß es nicht, und es interessiert mich auch nicht);
weißt du [wạs] (ich schlage vor), wir fahren einfach dorthin;
bei dem weiß man nie (umgangssprachlich; man kann nie wissen, voraussagen, wie er reagieren wird, was er vorhat);
er wollte wissen (er wusste angeblich, er sagte), dass die Entscheidung bereits gefallen sei;
nicht, dass ich [etwas davon] wüsste (davon ist mir nichts bekannt);
mit einem wissenden (gewisse Kenntnis ausdrückenden) Lächeln, Blick;
gewusst, wie! (umgangssprachlich; man muss nur wissen, wie es richtig gemacht werden muss);
Gegen Ameisen, ja, da weiß ich was (Brot und Salz 327);
Er ist wichtig, weiß dauernd Neuigkeiten (Fels, Kanakenfauna 56);
Was Sie schon immer über Wirtschaft wissen wollten (Neue Solidarität 25. 7. 85, 9);
als sie ihm verriet, dass sie alle seine Briefe auswendig wusste (kannte), wandte er sich ab (Bieler, Mädchenkrieg 506);
Die wussten genau, wo sie einen packen können (Kühn, Zeit 55);
Ich wüsste der Zeitung eine neue Schlagzeile (schweizerisch; hätte eine neue Schlagzeile für die Zeitung, könnte ihr eine nennen), die … auf den geschilderten Fall eher zutreffen würde (Ziegler, Kein Recht 187);
Möchte nicht wissen, wer mit der Arbeit von Knastis außerdem noch seinen Schnitt macht (es gibt davon mit Sicherheit einige, eine ganze Menge; Eppendorfer, Kuß 24);
Weiß ich (ugs.; kann ich wissen), wie oft du schon mit dem Sattelschlepper hier warst oder auf anderen Kippen? (Prodöhl, Tod 206);
Sie lässt dich zwar vorläufig in Ruhe. Aber man kann nie wissen (man kann nichts voraussagen und muss daher vorsichtig sein; Hilsenrath, Nazi 305);
die Frau Mutter steht wissend (die Situation genau kennend), weil eigenes Leid erinnernd, mit ihren Tüchern bereit (Stern, Mann 349);
S was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß (wenn man von unangenehmen, unerfreulichen Dingen nichts erfährt, braucht man sich wenigstens nicht darüber aufzuregen);
von jemandem, etwas nichts [mehr] wissen wollen (an jemandem, etwas kein Interesse [mehr] haben: Hat sich in eine Marokkanerin verknallt, aber die will nichts von ihm wissen [Ziegler, Labyrinth 152]);
sich mit etwas viel wissen (gehoben veraltet; sich auf etwas etwas einbilden, auf etwas stolz sein);
es wissen wollen (umgangssprachlich; bei etwas seine Fähigkeiten energisch unter Beweis stellen wollen: Als … Rugbyspieler hat Howard gelernt, gegen Niederlagen anzukämpfen: »Ich wollte es unbedingt noch einmal wissen« [Hörzu 43, 1978, 22]).
2. über jemanden, etwas unterrichtet sein; sich einer Sache in ihrer Bedeutung, Tragweite, Auswirkung bewusst sein:
um jemandes Nöte, von jemandes Schwierigkeiten wissen;
Wir wissen um die sehr große Bedeutung der Erfassung von Sekundärrohstoffen (Freiheit 21. 6. 78, 5);
Könige wissen voneinander (Stern, Mann 412).
3. (gehoben) davon Kenntnis haben, sicher sein, dass sich jemand, etwas in einem bestimmten Zustand, an einem bestimmten Ort o. Ä. befindet, sich etwas in bestimmter Weise verhält:
jemanden zu Hause wissen;
Haus und Garten in guter Obhut wissen;
sich in Sicherheit, geborgen, krank wissen;
seine Kinder bei jemandem in guten Händen wissen;
er wollte diese Äußerung ganz anders verstanden wissen;
Wenn ich es aus Versehen trotzdem tue, so weiß ich mich im Unrecht (Frisch, Montauk 119);
Werner Siemens wusste sich von konjunkturellen Schwankungen unabhängig (Delius, Siemens-Welt 8).
4. in der Lage sein, etwas zu tun:
sich zu benehmen, zu behaupten wissen;
etwas zu schätzen wissen;
sich zu helfen wissen;
nichts mit jemandem anzufangen wissen;
sie weiß etwas aus sich zu machen;
er wusste manches zu berichten (konnte manches berichten, berichtete manches);
Diese wusste das Vertrauen zu rechtfertigen und erreichte in drei von vier Disziplinen Noten von deutlich über Neun (Vaterland 1. 8. 84, 18);
Niemand von den Zuschauern wusste zu sagen, wer diese Leute waren (Fest, Im Gegenlicht 236).
5. (umgangssprachlich) in verstärkenden, floskelhaften Einschüben:
so tun, als ob die Angelegenheit wer weiß wie (als ob sie äußerst) wichtig sei;
dies und noch wer weiß was alles (u. noch alles Mögliche) hat er erzählt;
dies und ich weiß nicht was noch alles;
Da war es geschehen, dass er einen Vormittag über alle Einzelheiten eines Gesuchs … geredet hatte, die Verträglichkeit des Klimas, des Essens, als ginge es um wer weiß was (um etwas ungeheuer Wichtiges; Kronauer, Bogenschütze 128).
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