Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
winden
1wịn|den [mittelhochdeutsch winden, althochdeutsch wintan, eigentlich = drehen, wenden, flechten]:1. (gehoben)
a) durch Schlingen, Drehen, Flechten o. Ä. an, in etwas befestigen, zu etwas verbinden:
Blumen in einen Kranz winden;
sie wand dem Kind Schleifen ins Haar;
die Frauen wanden Zweige und Blumen zu Girlanden;
b) durch Schlingen, Drehen, Flechten o. Ä. herstellen, anfertigen:
aus Blumen Kränze winden;
sie wand bunte Girlanden aus Papier;
c) um etwas legen, binden, knüpfen, durch Darumlegen, -binden anbringen, befestigen:
sie windet ein Band um das Buch;
das Kind wand (selten; legte, schlang) seine Arme um den Hals der Mutter;
sie wand sich, dem Kind ein Tuch um den Kopf;
Die Friseurin nimmt eine Rundbürste aus der Tasche und strählt und föhnt und windet ihr kunstvoll das Haar um den Kopf (Frischmuth, Herrin 46);
d) sich um etwas herumschlingen; um etwas gelegt, geschlungen sein:
die Bohnen winden sich um die Stangen;
die Zöpfe wanden sich kranzförmig um ihren Kopf.
2. (gehoben) durch heftige drehende Bewegungen aus den Händen reißen, gewaltsam wegnehmen:
einem Angreifer den Stock, die Waffe aus der Hand winden;
sie wanden der weinenden Mutter das Kind aus den Armen.
3.
a) sich in schlangenartigen Bewegungen, in einer Schlangenlinie gleitend fortbewegen:
die Schlange windet sich im Sand;
Karl sitzt am Fenster und sieht hinunter, wie sich der Zug da durch die Straßen windet (Kempowski, Zeit 284);
die wie graue Raupen sich durch den Schnee windenden Infanteriekolonnen (Plievier, Stalingrad 106);
b) sich krümmen, krampfhafte Bewegungen machen:
sich in Krämpfen winden;
sie wand sich vor Schmerzen, vor Weinen und Schluchzen;
er wand sich vor Verlegenheit, vor Scham, vor Lachen;
Ü eine gewundene (nach Ausflüchten klingende) Erklärung abgeben;
gewundene (umständlich gedrechselte, verschlungene) Sätze;
sich sehr gewunden (umständlich und gekünstelt) ausdrücken;
zwei Körbe schöner Fische, von denen sich einige immer noch wanden (Ransmayr, Welt 280);
Der windet sich (sucht nach Ausflüchten) und muss es schließlich zugeben (Remarque, Westen 69);
Ravens, der frühere Lehrmeister, dreht und windet sich, bis er endlich einem Gehalt zustimmt (Bieler, Bär 41).
4.
a) sich durch etwas irgendwohin ↑ "schlängeln" (2):
er versuchte sich durch die Menge zu winden;
er wand sich durch die Absperrung nach vorn;
b) in einer unregelmäßigen Schlangenlinie, in unregelmäßigen Bogen irgendwo verlaufen; sich ↑ "schlängeln" (1 b):
ein schmaler Pfad windet sich bergaufwärts;
eine gewundene Treppe;
ein gewundener Flusslauf;
bei dieser letzten Kehre, mit der sich die Straße aus der Ortschaft wand (Kronauer, Bogenschütze 223);
an dem sich windenden Band der Spree entlang (Plievier, Stalingrad 104).
5. [zu ↑ "Winde" (1)] mit einer ↑ "Winde" (1) irgendwohin befördern:
eine Last aufs Baugerüst, nach oben winden;
die Netze aus dem Meer winden.
2wịn|den [spätmittelhochdeutsch winden, zu ↑ "Wind"]:
1. (seltener) (vom Wind) spürbar, mit einer gewissen Heftigkeit wehen:
Ich lebte in den Seealpen, auf jenen kahlen Höhen, wo es immer windet (Widmer, Kongreß 109);
ihr Rossschwanz wollte einfach nicht hinten bleiben, so windete es (Frisch, Homo 127).
2. (Jägersprache) (vom Wild und von Hunden) Witterung nehmen; ↑ "wittern" (1 a):
das Reh, der Hund windet mit gehobener Nase.
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