Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
wiegen
1wie|gen [aus den flektierten Formen »wiegst, wiegt« von ↑ "wägen"]:1. ein bestimmtes Gewicht haben:
das Paket wiegt 5 Kilo, mindestens seine 25 Pfund;
er wiegt knapp zwei Zentner;
sie wiegt zu viel, zu wenig (hat Über-, Untergewicht);
er wiegt doppelt so viel wie ich;
die Tasche wog schwer, leicht (gehoben; war schwer, leicht);
Ü ihr Wort, Urteil, Rat wiegt [nicht] schwer, viel (hat [kein] großes Gewicht, [keinen] großen Einfluss);
die geklauten Zigaretten in seiner Hosentasche wogen immer schwerer (schienen ihm immer schwerer zu werden; Fels, Sünden 71);
etwas, was mehr wiegt (was mehr Bedeutung, größeren Wert hat) als Güte (Seghers, Transit 140);
Und was noch schwerer wog (noch wichtiger war) – er war offensichtlich glücklich, »zu Hause« zu sein (H. Weber, Einzug 279);
Er wusste, das wog als Anklage (kam einer Anklage gleich), in solchem Tone gesprochen (A. Zweig, Claudia 108);
Der … am schwersten wiegende (schwerwiegendste) Einwand (Lorenz, Verhalten I, 286).
2. a) mithilfe einer Waage das Gewicht (von etwas, jemandem) feststellen:
ein Paket, Zutaten, einen Säugling wiegen;
die Patienten wurden alle gewogen;
sie wiegt sich jeden Tag;
die Verkäuferin hat großzügig gewogen;
Ü Die Byzantiner … waren in den Teilen des Volkes, die von der Geschichte gewogen (beachtet, für wichtig befunden) werden, Philosophen und Ärzte (Stern, Mann 102);
R gewogen und zu leicht befunden (geprüft und für zu schlecht, für ungenügend befunden; nach Daniel 5, 27 im Alten Testament, wo sich die Worte »Man hat dich gewogen und zu leicht befunden« als Deutung des Wortes »Tekel« aus der warnenden Schrift an der Wand finden; vgl. ↑ "Menetekel");
b) etwas in die Hand nehmen und sein Gewicht schätzen:
er wog den Beutel mit den Nuggets in/auf der Hand;
Meysenbug … wog die 180 Schreibmaschinenseiten des Manuskripts in den Händen (B. Vesper, Reise 231).
2wie|gen [zu ↑ "Wiege"]:
1. a) (ein kleines Kind, besonders in der Wiege) sanft schwingend hin- und herbewegen:
ein Kind [in der Wiege, in den Armen] wiegen;
sein Kind in den Schlaf wiegen (durch Wiegen zum Schlafen bringen);
b) sanft hin- und herbewegen, in schwingende, schaukelnde Bewegung bringen:
die Wellen wiegen den Kahn;
der Wind wiegt die Ähren [hin und her];
[zweifelnd] den Kopf wiegen (ihn langsam [wiederholt] von einer Seite zur anderen neigen);
Ü So gelang es ihm, Baldini in der Illusion zu wiegen (gehoben; ihm vorzutäuschen), es gehe letzten Endes alles doch mit rechten Dingen zu (Süskind, Parfum 121);
c) sich leicht schwingend hin- und herbewegen:
sich im Tanz, im Takt, zu den Klängen der Musik wiegen;
das Boot wiegt sich sanft auf den Wellen (wird von den Wellen gewiegt 1 b);
die Halme wiegen sich im Wind (werden vom Wind hin- und hergewiegt);
die Äste wiegen im Wind;
einen wiegenden Gang haben;
ich wiege mich in der Hoffnung (gehoben; hoffe zuversichtlich), dass bald eine entscheidende Wende eintreten wird;
Er nähert sich lässig, wiegt sich in den Hüften (Koeppen, Rußland 53);
rasch verrinnende Spuren eines schnaubenden gleichwohl wiegenden Galopps (Stern, Mann 82).
2. mit einem Wiegemesser zerkleinern:
Petersilie [fein] wiegen;
fein gewiegte Kräuter;
200 g grob gewiegte Geflügelreste (Horn, Gäste 174).
3. (beim Kupferstich die Platte) mit einem Wiegestahl aufrauen.
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