Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
werfen
wẹr|fen [mittelhochdeutsch werfen, althochdeutsch werfan, eigentlich = drehen, winden, dann: mit drehend geschwungenem Arm schleudern]:1. a) etwas mit einer kräftigen, schwungvollen Bewegung des Arms durch die Luft fliegen lassen:
den Ball, einen Stein werfen;
er hat den Speer, den Diskus sehr weit geworfen;
lass mich auch mal werfen!;
er kann gut werfen, wirft fast 90 m weit;
b) etwas als Wurfgeschoss benutzen:
mit Steinen, Schneebällen [nach jemandem] werfen;
die Demonstranten warfen mit Tomaten;
c) (Sport) einen ↑ "Wurf" (1 b) ausführen:
die Fünfkämpfer müssen noch werfen;
hast du schon geworfen?;
im Werfen ist der Finne sehr gut;
d) (besonders Sport) durch Werfen (1 a), mit einem ↑ "Wurf" (1 b) erzielen:
die größte Weite, neuen Weltrekord werfen;
er hat schon drei Tore geworfen;
e) (Brettspiele) mit einem ↑ "Wurf" (1 d) erzielen:
eine Sechs werfen (würfeln).
2. a) mit Schwung irgendwohin befördern:
den Ball an die Latte, in die Höhe, ins Tor, gegen die Wand, über den Zaun werfen;
Müll auf einen Haufen werfen;
jemanden auf den Boden werfen;
das Pferd warf ihn aus dem Sattel;
die Kinder warfen Steine ins Wasser;
wütend die Tür ins Schloss werfen (zuschlagen);
die Kleider von sich werfen (sich hastig ausziehen);
Ü Bilder an die Wand werfen (umgangssprachlich; projizieren);
Truppen an die Front werfen;
Ware auf den Markt werfen (in den Handel bringen);
eine schwere Grippe warf sie aufs Krankenlager;
jemanden aus dem Zimmer werfen (umgangssprachlich; hinausweisen);
einen [kurzen] Blick in die Zeitung werfen;
eine Frage in die Debatte werfen (in der Debatte aufwerfen);
Sie warf Papiere und Bücher in einen Abfallsack (Handke, Frau 38);
Haugk zerriss die Maske und warf die Schnipsel in Richtung Papierkorb (H. Gerlach, Demission 167);
Der 25-jährige Linkshänder … warf jetzt einen Konkurrenten aus dem Wettbewerb (NZZ 13. 10. 84, 45);
so sage mir, wie es kommt, dass … die Scharlacheiche immergrün ist, ihr Laub also behält, die Korkeiche das ihre indessen periodisch von sich wirft (Stern, Mann 50);
Liebe und Freundschaft hatte er zum Alteisen geworfen (Erné, Fahrgäste 17);
b) besonders aus einer starken Gemütserregung o. Ä. heraus sich unvermittelt, ungestüm irgendwohin fallen lassen:
sich jemandem an die Brust, in die Arme werfen;
er warf sich (stürzte sich) wütend auf seinen Gegner;
sich aufs Bett, in einen Sessel werfen;
der Kranke warf sich schlaflos hin und her;
er wollte sich vor den Zug werfen (in selbstmörderischer Absicht überfahren lassen);
sich jemandem zu Füßen, vor jemandem auf die Knie werfen;
sich in andere Kleider werfen (sich rasch umziehen);
abends kam ein Sturm auf … Die Wellen warfen sich (brandeten) über die Uferstraße (Fels, Kanakenfauna 87);
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs haben sich die beiden Washingtoner Organisationen voll Eifer in ihre neue Mission geworfen (ihrer neuen Mission gewidmet; profil 39, 1993, 59);
c) (Ringen, Budo) (den Gegner) niederwerfen [sodass er mit beiden Schultern den Boden berührt]:
er hat den Herausforderer sehr schnell geworfen;
d) einen Körperteil o. Ä. ruckartig, mit Schwung in eine Richtung bewegen:
mit einer raschen Kopfbewegung warf er [sich] die Haare aus dem Gesicht;
den Kopf in den Nacken werfen (ihn zurückwerfen);
die Arme in die Höhe werfen;
die Tänzer warfen die Beine;
… von einem alten Sessel vom Fenster aus, wo er die Beine über die Seitenlehne werfen konnte (Kronauer, Bogenschütze 36).
3. a) (durch bestimmte natürliche Vorgänge) hervorbringen, bilden:
der Stoff wirft Falten;
der See warf leichte Wellen;
Dort brodelte ein zäher Brei, rumorte es in Röhren, wallte in Bauchflaschen auf, warf Blasen (Harig, Weh dem 86);
Die Bäume werfen lange Schatten, die Straßen sind staubig (Weber, Tote 262);
Halogenstrahler gibt es sogar …, die einen richtigen Lichtkegel werfen (Basler Zeitung 2. 10. 85, 27);
Ü die Genfer Drogenaufklärungsschrift …, die bis in die Deutschschweiz Wellen warf (Brückenbauer 11. 9. 85, 15);
b) (durch Feuchtigkeit, Kälte o. Ä.) uneben werden, sich krümmen, sich verziehen:
der Rahmen wirft sich;
das Holz hat sich geworfen.
4. (von Säugetieren) Junge zur Welt bringen:
die Katze hat [sechs Junge] geworfen;
(salopp, meist abwertend von Menschen:) Sie war dazu erzogen worden, einen … Spießbürger zu heiraten und … Kinder zu werfen (Perrin, Frauen 205).
5. (salopp) ausgeben, spendieren:
eine Runde werfen;
Da setzte er sich an meinen Tisch und warf ein paar Lagen. Bier und Schnaps (Weber, Tote 42).
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