Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Weg
Weg, der; -[e]s, -e [mittelhochdeutsch, althochdeutsch wec, verwandt mit 1"bewegen"]:1. etwas, was wie eine Art Streifen – im Unterschied zur Straße oft nicht befestigt – durch ein Gebiet, Gelände führt und zum Begehen [und Befahren] dient:
ein unbefestigter, geteerter, geschotterter, schlechter, steiniger, steiler, holpriger, aufgeweichter, schattiger, stiller Weg;
(auf Schildern:) privater Weg, verbotener Weg;
der Weg zum Strand;
der Weg gabelt sich, führt am Fluss entlang, schlängelt sich durch Wiesen;
einen Weg mit Kies bestreuen, asphaltieren, verbreitern;
zwischen den Beeten einen Weg anlegen, treten;
er bahnte sich einen Weg (Durchgang) durch das Gestrüpp;
er saß am Weg[e] (am Wegrand) und ruhte sich aus;
Ü unsere Wege (Lebenswege) haben sich mehrmals gekreuzt;
hier trennen sich unsere Wege (hier gehen unsere Ansichten, Anschauungen so weit auseinander, dass unsere Zusammenarbeit o. Ä. aufhört);
daran führt kein Weg vorbei (das ist unvermeidlich);
das ist der einzig gangbare Weg (die einzige Methode, die im gegebenen Fall zum gewünschten Ergebnis, Ziel führt);
den geraden Weg gehen, verfolgen (sich nicht beirren lassen);
krumme Wege gehen (etwas Unrechtmäßiges tun);
Die Wege sind geharkt, die Beete wie an der Schnur gezogen (Ossowski, Flatter 144);
Wir haben einen kleinen Weg bis zum Wasser ausgetreten (Nossack, Begegnung 46);
Da bog Stanislaus in den Wald ab und mied die öffentlichen Wege (Strittmatter, Wundertäter 119);
S der gerade Weg ist [immer] der beste (am besten wird ein Ziel mit Offenheit, Aufrichtigkeit verfolgt);
Weg und Steg (gehoben veraltend; das ganze Gelände, die ganze Gegend: Weg und Steg waren verschneit; sie kennt dort Weg und Steg);
weder Weg noch Steg (gehoben veraltend; kein Weg: es gab dort weder Weg noch Steg);
auf Weg und Steg (veraltend; überall);
jemandem, einer Sache den Weg/die Wege ebnen (die für jemandes Vorhaben, Vorankommen, für die erfolgreiche Entwicklung einer Sache bestehenden Hindernisse beseitigen; jemanden, etwas fördern: Und die Erfindung des Zeppelins im Jahr 1895 ebnete der zivilen Luftfahrt den Weg [MM 6. 10. 2009, 3]; dass mein Vater, Großvater und Urgroßvater mir die Wege geebnet haben [Th. Mann, Buddenbrooks 245]; Den Besprechungen … ebnete ich die Wege [Niekisch, Leben 52]).
2. a) Richtung, die einzuschlagen ist, um an ein bestimmtes Ziel zu kommen:
jemandem den Weg [zum Bahnhof] zeigen;
den [rechten] Weg verfehlen, verlieren;
ich habe denselben Weg;
wohin, woher des Weges/Wegs? (veraltet, noch scherzhaft; wo gehst du gerade hin, kommst du gerade her?);
jemanden nach dem Weg fragen;
[im Nebel] vom Weg abkommen;
Ü das ist der schnellste, sicherste Weg zum Erfolg;
neue Wege einschlagen, gehen (neue Methoden entwickeln, anwenden);
jemanden auf den rechten/richtigen Weg [zurück]bringen (gehoben; jemanden dazu anleiten, das Rechte zu tun, ihn vor [weiteren] Fehlern, Verfehlungen bewahren);
auf dem falschen, richtigen Weg sein (das Falsche, Richtige tun);
er ist, befindet sich auf dem Weg der Besserung (er erholt sich allmählich von seiner Krankheit);
jemandem einen Weg aus einem Dilemma zeigen;
den Weg allen/(auch:) alles Fleisches gehen (gehoben; sterblich sein, sterben; wohl nach 1. Mose 6, 12 f.);
den Weg alles Irdischen gehen (scherzhaft; sich abnutzen, defekt und unbrauchbar werden; entzweigehen: ihre Seidenstrümpfe waren längst den Weg alles Irdischen gegangen [Müthel, Baum 84]);
seinen [eigenen] Weg/seine eigenen Wege gehen (unbeirrt nach seiner eigenen Überzeugung entscheiden, handeln, leben);
seines Weges/seiner Wege gehen (gehoben; weitergehen, fortgehen [ohne sich um das, was um einen herum geschieht, zu kümmern]);
lange Wege gehen (Sport; im Spiel viel laufen);
b) Strecke, die zurückzulegen ist, um an ein bestimmtes Ziel zu kommen:
der nächste, kürzeste Weg zum Flughafen;
bis zum nächsten Ort ist es ein Weg von zwei Stunden/sind es zwei Stunden Weg;
wir haben noch einen Weg von fünf Kilometern/noch fünf Kilometer Weg vor uns;
einen weiten, langen, kurzen Weg zur Schule haben;
den Weg abkürzen (eine Abkürzung nehmen);
jemandem den Weg vertreten, verlegen (sich so vor jemanden stellen, dass er nicht vorbeigehen, nicht weitergehen kann), freigeben (zur Seite treten, um ihn vorbeizulassen);
ein gutes Stück Weg/(gehoben:) Weg[e]s haben wir schon zurückgelegt;
des/seines Weg[e]s kommen (gehoben; daherkommen);
das liegt an/auf meinem Weg (ich komme daran vorbei);
auf halbem Weg umkehren;
wir kamen uns auf halbem Weg entgegen;
du bist/stehst mir im Weg! (hinderst mich am Weitergehen, nimmst mir den Platz, den ich zum Hantieren o. Ä. brauche);
er stellte sich, trat mir in (vertrat mir) den Weg;
R bis dahin ist [es] noch ein weiter Weg (bis zur Verwirklichung dessen muss noch viel geschehen, dauert es noch lange); damit hat es/das hat noch gute Wege (noch Zeit); viele Wege führen nach Rom (es gibt vielerlei Methoden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen; Herkunft ungeklärt, wohl nach der Vorstellung, dass Rom der [geistige] Mittelpunkt der Welt ist); alle Wege führen nach Rom (münden in die katholische Kirche);
seinen Weg machen (im Leben vorwärtskommen: und jedem unter ihnen schien es ein Versprechen zu sein, dass es auch ihm einmal gelingen könnte, seinen Weg zu machen [Lederer, Bring 100]);
den Weg des geringsten Widerstand[e]s gehen (allen Schwierigkeiten möglichst ausweichen);
jemandem den Weg abschneiden (jemandem, den man verfolgt, stellen, indem man eine Abkürzung nimmt: Da erschien vor ihm Fredo auf der Bildfläche, der seinen Plan durchschaut hatte und ihm, nachdem er das Haus von der anderen Seite umrundet hatte, den Weg abschnitt [Kramp, Grenze, o. S.]);
den Weg zwischen die Beine nehmen (veraltet; sich beeilen);
auf dem besten Weg[e] [zu etwas] sein (oft ironisch; durch sein Verhalten einen bestimmten [nicht wünschenswerten] Zustand bald erreicht haben: er ist auf dem besten Weg, sich zu ruinieren; Diese Rohstoffe … sind … auf dem besten Wege, der Kohle ihren Rang abzulaufen [Kosmos 3, 1965, 113]);
sich auf halbem Weg[e] treffen (einen Kompromiss schließen: Man hat sich auf halbem Wege getroffen – dies war der Kommentar eines … Beamten zu jenem Gespräch zwischen Adenauer und de Gaulle [Dönhoff, Ära 122]);
jemandem auf halbem Weg[e] entgegenkommen (jemandes Forderungen o. Ä. teilweise nachgeben);
auf halbem Weg[e] stehen bleiben/umkehren (etwas in Angriff Genommenes mittendrin abbrechen);
etwas auf den Weg bringen (dafür sorgen, dass etwas stattfindet, entsteht, verwirklicht wird: eine Reform, ein Gesetz auf den Weg bringen);
jemandem, einer Sache aus dem Weg[e] gehen (jemanden, etwas als unangenehm Empfundenes meiden: sie gehen sich [gegenseitig] aus dem Weg; Es ist ihm nicht mehr möglich, dem unseligen Schicksal aus dem Wege zu gehen [Penzoldt, Mombour 18]);
etwas aus dem Weg[e] räumen (etwas, was einem bei der Verwirklichung eines angestrebten Zieles o. Ä. hinderlich ist, durch entsprechende Maßnahmen beseitigen: alle Hindernisse, Schwierigkeiten, Probleme aus dem Weg räumen);
jemanden aus dem Weg[e] räumen (salopp; jemanden, der einem bei der Verwirklichung eines Vorhabens o. Ä. hinderlich ist, ausschalten, umbringen);
jemandem, einer Sache nichts in den Weg legen (jemanden, etwas nicht behindern; jemandem, einer Sache keine Schwierigkeiten machen);
jemandem in den Weg treten/sich jemandem in den Weg stellen (jemandem Widerstand leisten, sich jemandem entgegenstellen);
etwas in die Wege leiten (etwas vorbereiten und in Gang bringen);
jemandem im Weg[e] stehen/sein (jemanden [durch seine bloße Existenz] an der Verwirklichung seiner Pläne o. Ä. hindern: ich will dir nicht im Wege stehen/sein);
sich selbst im Weg[e] stehen (sich selbst behindern: mit seinem Drang nach Perfektion steht er sich manchmal selbst im Wege);
einer Sache im Weg[e] stehen (bewirken, dass etwas nicht durchführbar ist; etwas verhindern: seiner Teilnahme an dem Seminar steht nichts im Wege; Der Unmut über diejenigen, die den eigenen Ideen, Plänen und Wünschen im Wege stehen [Dönhoff, Ära 114]);
jemandem nicht über den Weg trauen (jemandem in keiner Weise vertrauen);
jemandem, sich über/(auch:) in den Weg laufen (jemandem, sich begegnen: in einem so kleinen Ort könntet ihr euch über den Weg laufen, was peinlich wäre [Saarbr. Zeitung 14. 3. 80, 27/29]);
etwas zu Wege bringen (etwas zustande bringen; ↑ "zuwege").
3. a) 1"Gang" (2), ↑ "Fahrt" (2 a) mit einem bestimmten Ziel:
mein erster Weg führte mich zu ihm;
einen schweren, unangenehmen Weg vor sich haben;
seinen Weg fortsetzen (nach einer Unterbrechung weitergehen, -fahren);
sich auf den Weg machen (aufbrechen);
einen Brief auf den Weg schicken (abschicken);
er ist, befindet sich auf dem Weg nach Berlin;
ich traf sie auf dem Weg zur Schule;
Ü jemandem gute Lehren, Ratschläge mit auf den Weg (für sein weiteres Leben) geben;
jemanden auf seinem letzten Weg begleiten (gehoben verhüllend; an jemandes Beerdigung teilnehmen);
Auf dem Weg ins Unheil wurde Hitler die treibende Kraft (R. v. Weizsäcker, Deutschland 22);
b) (umgangssprachlich) 1"Gang" (2) irgendwohin, um etwas zu besorgen, zu erledigen:
ich muss noch einen Weg, einige Wege machen, erledigen;
jemandem einen Weg abnehmen;
ich … besorgte Wege für Hausfrauen (Hilsenrath, Nazi 32);
tagsüber hat er Wege mit dem Auto (Chotjewitz, Friede 82).
4. Art und Weise, in der jemand vorgeht, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen; Möglichkeit, Methode zur Lösung von etwas:
dieser Weg steht dir noch offen, scheidet für mich aus;
einen anderen, besseren Weg suchen, finden;
ich sehe nur diesen einen, keinen anderen Weg;
etwas auf schriftlichem, diplomatischem Weg[e] regeln;
einen Streit auf friedlichem Weg[e] beilegen;
sich auf gütlichem Weg[e] einigen;
das muss auf schnellstem Weg[e] (so schnell wie möglich) erledigt werden;
auf diesem Weg[e] danken wir allen, die uns geholfen haben;
etwas auf dem Weg[e] eines Vergleichs (durch einen ↑ "Vergleich" (3)) entscheiden;
etwas im Wege von (durch) Verhandlungen regeln;
… und dann wird sich ein Weg finden oder auch nicht (Dierichs, Männer 187);
Er weist den Weg des westlichen, demokratischen Sozialismus zurück und spricht von einem dritten Weg (Spiegel 27, 1981, 98);
Diese Orientierung auf einen dritten Weg legt die demokratischen und humanistischen Quellen und Inhalte unserer Tradition … frei (Gysi, Einspruch 25);
auf kaltem Weg[e] (umgangssprachlich; sich über die übliche Vorgehensweise ohne Skrupel hinwegsetzend: etwas auf kaltem Weg erledigen).
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