Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Wahn
Wahn, der; -[e]s, -e [mittelhochdeutsch, althochdeutsch wān = Meinung; Hoffnung; Verdacht, verwandt mit ↑ "gewinnen"]:1. (gehoben) Einbildung, irrige Annahme; falsche Vorstellung, die sich bei jemandem festgesetzt hat:
ein kurzer, schöner, eitler Wahn;
er ist in dem Wahn befangen, lebt in dem Wahn, er sei zu Außergewöhnlichem bestimmt;
sie ließ ihn in diesem Wahn;
wenn sie, wie jedes Genie, den Wahn der Persönlichkeitseinheit durchbrechen und sich … als ein Bündel aus vielen Ichs empfinden (Hesse, Steppenwolf 22);
in einer Zeit der naturwissenschaftlichen Ignoranz und des religiösen Wahns (Stern, Mann 116);
… wie anders sie Rolf betrachtete, nicht ohne Liebe, aber … frei von dem Wahn, ohne Rolf nicht leben zu können (Frisch, Stiller 322);
Täglich einmal jedenfalls kam der Moment, da mein Suchen sich in eine Sucht verkehrte, nah am Wahn (Handke, Niemandsbucht 886);
K im Wahn stehen (↑ "wähnen" [a]: Er steht im Wahn, dass die, die hier gesessen, Sybille, meine Mutter, sei gewesen [Kleist, Käthchen V, 9]).
2. (besonders Medizin) krankhafte, in der realen Umwelt nicht zu begründende zwanghafte Einbildung:
Wahn tritt bei verschiedenen Psychosen auf;
der Verfolgungswahn ist eine häufige Form des Wahns;
Der Beziehungswahn lässt ihn alle anderen Wahne und Wahnvorstellungen mit Entsetzen … an sich selbst entdecken (Brandstetter, Altenehrung 112).
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