Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
vorziehen
vor|zie|hen [mittelhochdeutsch vor-, vürziehen = vorziehen, hervorholen; lieber mögen, bevorzugen, althochdeutsch furiziohan = vorziehen, hervorholen]:1. nach vorn ziehen:
den Schrank [einen Meter] vorziehen;
er hat mich am Arm an die, bis zur Brüstung vorgezogen;
ich habe dort nichts als einige im letzten Moment vorgezogene (Militär; ins Kampfgebiet geschickte) Flak- und Nebelwerferabteilungen … zu Gesicht bekommen (Plievier, Stalingrad 14).
2. vor etwas ziehen:
den Vorhang, die Gardinen vorziehen.
3. (umgangssprachlich) hervorziehen:
etwas hinter, zwischen etwas vorziehen;
er zog ein Heft [aus der Tasche] vor;
eine Säge unter dem Gerümpel vorziehen.
4. etwas für später Vorgesehenes früher ansetzen, beginnen, erledigen:
einen Termin [um eine Stunde] vorziehen;
die Betriebsversammlung wurde vorgezogen;
die Altersgrenze vorziehen;
diese Arbeiten müssen wir vorziehen;
der Arzt hat mich vorgezogen (umgangssprachlich; zuerst an die Reihe genommen, behandelt);
vorgezogene Wahlen;
Wie lange die Verfügbarkeit … gegeben sein wird, ist derzeit offen, da seitens der Bundesregierung eine vorgezogene Terminierung des Komplettverbots anvisiert wird (CCI 14, 1998, 24);
Frauen mit vorgezogener (vorzeitig gezahlter) Altersrente (Bundestag 188, 1968, 10152).
5. a) eine größere Vorliebe für jemanden, etwas haben als für eine andere Person oder Sache; lieber mögen:
ziehen Sie Kaffee oder Tee vor?;
ich ziehe ihn seinem Bruder vor;
ein gutes Buch ziehe ich jedem Film vor;
b) lieber mögen, besser behandeln als andere (und diese dadurch zurücksetzen):
das jüngste Kind wird [von den Eltern] oft vorgezogen;
keinen Schüler [den anderen] vorziehen;
Esaus vorgezogener Zwillingsbruder (Th. Mann, Joseph 68);
c) jemanden, etwas wählen, sich aussuchen; sich für jemanden, etwas entscheiden:
wir sollten die sicherere Methode [der kostengünstigeren] vorziehen;
ich hätte sie [den anderen Bewerberinnen] vorgezogen;
er zog es vor zu schweigen;
Die Gerste war … gleichzeitig mit dem Weizen gekommen und wurde wegen ihrer Widerstandsfähigkeit und ihres früheren Reifwerdens anfangs vorgezogen (André [Übers.], Essen 42);
Die Welt des Vergnügens habt ihr dem Reich Gottes vorgezogen (Ott, Haie 341);
Diesem Tod auf dem Schlachtfeld ist sogar noch der Heldentod vorzuziehen (Hacks, Stücke 210).
6. (Gartenbau) zunächst im Frühbeet, Treibhaus o. Ä. bis zu einer gewissen Größe wachsen lassen:
Pflanzen im Topf, im Frühbeet vorziehen.
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