Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
vorgehen
vor|ge|hen [mittelhochdeutsch vorgān, vorgēn, althochdeutsch foragān]:1. nach vorn gehen:
an die Tafel, zum Altar vorgehen;
Zum Stürmen ist es jetzt manchmal Mode, nur mit Handgranaten und Spaten vorzugehen (Militär; gegen den Feind vorzurücken; Remarque, Westen 78).
2. a) (umgangssprachlich) vor jemandem gehen:
jemanden vorgehen lassen;
geh du vor, du kennst dich hier am besten aus;
b) früher als eine andere Person gehen [um sie später wieder zu treffen]:
Gehen Sie doch schon mal vor. Warten Sie nicht auf mich (Kemelman [Übers.], Mittwoch 85).
3. (von Messgeräten o. Ä.) zu viel, zu früh anzeigen, zu schnell gehen:
die Uhr geht ein paar Minuten vor.
4. a) (gegen jemanden) einschreiten, etwas unternehmen:
entschieden, mit aller Schärfe, gerichtlich [gegen die Schuldigen] vorgehen;
die Polizei ging gegen die Demonstranten mit Wasserwerfern vor;
Die USA sollten … bereit sein, militärisch gegen Länder vorzugehen, die den Terror unterstützen (Baselland. Zeitung 27. 3. 85, 2);
In einem anderen Fall ging eine kleine Herde von Wasserbüffeln gegen drei Löwen vor (Grzimek, Serengeti 119);
b) 1"verfahren" (1 a):
[bei etwas] systematisch, methodisch, zu plump, vorsichtig, geschickt, brutal, äußerst dreist vorgehen;
wie wollen wir vorgehen?;
man müsste 849 Prozesse anhängig machen, wenn man nach dem Gesetz vorgehen wollte (Feuchtwanger, Erfolg 643);
Doch wollen wir nicht abschweifen, sondern hübsch der Reihe nach vorgehen (alles der Reihe nach erzählen; Bamm, Weltlaterne 37).
5. in einer bestimmten Situation vor sich gehen, sich abspielen, sich zutragen:
was geht da [draußen] eigentlich vor?;
sie weiß nicht, was zwischen den beiden, hinter ihrem Rücken vorgeht;
mit ihm war eine Veränderung vorgegangen;
Seit drei Wochen gehen außergewöhnliche Dinge auf der Insel vor (Benrath, Konstanze 147);
Es geht deutlich etwas in mir vor, wenn ich fühle, und ich verändere auch meinen Zustand (Musil, Mann 1277).
6. als wichtiger, dringender behandelt, betrachtet werden als etwas anderes; Vorrang haben:
die Gesundheit geht [allem anderen] vor;
Der Dienst geht immer vor, das ist uns eingetrichtert worden (Kirst, 08/15, 178);
Regelungen durch Verkehrseinrichtungen gehen den allgemeinen Verkehrsregeln vor (Straßenverkehrsrecht, StVO 85).
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