Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
vertreten
ver|tre|ten [mittelhochdeutsch vertreten = niedertreten, zertreten; an jemandes Stelle treten, althochdeutsch fartretan = niedertreten, zertreten]:1. a) vorübergehend jemandes Stelle einnehmen und seine Aufgaben übernehmen:
einen erkrankten Kollegen vertreten;
jemanden bei einem Empfang, in seinem Amt, während seines Urlaubs vertreten;
sie lässt sich von ihrem Staatssekretär vertreten (schickt ihn an ihrer Statt);
Ü ein Pappkarton vertritt bei ihm den Koffer (dient ihm als Koffer);
wenn man selbst versucht, bei den Jungvögeln die Mutter zu vertreten … (Lorenz, Verhalten I, 175);
b) (als jemandes Vertreter, Beauftragter o. Ä.) jemandes Interessen, Rechte wahrnehmen:
die Gewerkschaften sollen die Interessen der Arbeiter vertreten;
der Abgeordnete vertritt seinen Wahlkreis im Parlament;
der Angeklagte lässt sich [in einem Prozess, vor Gericht] durch eine Anwältin vertreten;
das war die Forderung, die er vertreten und verlangen wollte (Plievier, Stalingrad 309);
Thaddäus … hat meine Sache vor dem Konzil von Lyon vertreten (Stern, Mann 30);
c) als Repräsentant o. Ä., in jemandes Auftrag tätig sein, eine bestimmte Tätigkeit ausüben:
eine Institution, ein Unternehmen, eine Firma vertreten;
er vertritt sein Land als Diplomat bei der UNO;
die Sportlerin vertritt ihr Land bei den Olympischen Spielen (tritt als Vertreterin ihres Landes auf);
Professorin Maier vertritt (lehrt) an der Universität das Fach Informatik;
d) als Handelsvertreter für eine Firma tätig sein:
er vertritt mehrere Verlage im süddeutschen Raum.
2.
a) (neben anderen) anwesend, zugegen sein:
bei der Preisverleihung waren auch einige Repräsentanten des Staates vertreten;
b) (neben anderen) vorhanden sein, vorkommen:
etwas ist [zahlenmäßig] stark, schwach vertreten;
Mehr als 300 amerikanische Künstler sind beim größten Kunstfestival Floridas mit ihren Arbeiten vertreten (a & r 2, 1997, 124);
wenn typische Pressuregroups … sich zu Parteien fortentwickeln und als solche in Landtagen, in Landesregierungen und im Bundestag vertreten sind (Fraenkel, Staat 271).
3. etwas besonders als Überzeugung, als Standpunkt o. Ä. haben und dafür einstehen; sich zu etwas bekennen und es verteidigen:
einen Standpunkt, eine Meinung, einen Grundsatz vertreten;
sie vertritt eine Politik der Mäßigung;
unsere Partei vertritt liberale Positionen;
wer hat diese Anordnung zu vertreten? (wer ist dafür verantwortlich?);
Die Autoren … vertreten die These, dass Verzicht nicht unbedingt mit einem Verlust von Lebensqualität einhergehen muss (natur 1, 1996, 26);
… durch dick und dünn zusammenhalten zu wollen, weil man eine gemeinsame Sache vertritt (Dönhoff, Ära 147).
4. sich durch ungeschicktes Auftreten, Stolpern o. Ä. eine Zerrung oder Verstauchung am Fuß zuziehen:
ich habe mir den Fuß vertreten;
er vertrat sich den Knöchel, verletzte sich eine Zehe (Gregor-Dellin, Traumbuch 139).
5. (landschaftlich) durch Begehen abnutzen:
Treppenstufen, den Teppich vertreten;
ein vertretener Läufer.
6. (landschaftlich) ↑ "austreten" (2 c) und in einen unansehnlichen, unbrauchbaren Zustand bringen:
seine Pantoffeln sehr schnell vertreten;
Er ging schnell die Straße hinunter, mager, krank, mit verbeulten Hosenbeinen und vertretenen Schuhen (Simmel, Affäre 29).
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