Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
verschlafen
1ver|schla|fen [mittelhochdeutsch verslāfen, althochdeutsch farslāfan]:1. nicht pünktlich aufwachen und so den zum Aufstehen festgesetzten Zeitpunkt versäumen:
ich bin heute Morgen zu spät gekommen, weil ich verschlafen habe;
ich habe mich gestern verschlafen.
2. a) schlafend verbringen:
den ganzen Vormittag, sein halbes Leben verschlafen;
er würde froh sein, einen Heuschober auf den Wiesen zu finden, wo er das Osterfest verschlafen konnte (Wiechert, Jeromin-Kinder 330);
Ü Man verschlief hier die Revolution von 1918 (merkte gar nichts davon; Koeppen, Rußland 7);
Nach Auffassung des Fraktionsvorsitzenden … dürften die riesigen Chancen der Gentechnologie als einer wegweisenden Zukunftstechnik nicht verschlafen … werden (Nds. Ä. 22, 1985, 44);
Nach einer verschlafenen ersten Halbzeit der Gastgeberinnen konnten sie sich zwar in der zweiten Hälfte steigern (Freie Presse 15. 2. 89, 4);
b) (umgangssprachlich) an etwas, was zeitlich festgelegt ist, nicht denken, es vergessen:
einen Termin, eine Verabredung verschlafen;
Sie hatte bei Bekannten in Cristobal gefeiert und die Abfahrt glatt verschlafen (Konsalik, Promenadendeck 254).
3. durch Schlaf überwinden; so lange schlafen, bis etwas (besonders etwas Unangenehmes) vorbei ist:
seinen Kummer verschlafen;
Regina hat ihren Groll verschlafen (Waggerl, Brot 76);
er begann munter: »Na, den Schreck verschlafen? Ausgezeichnet!« (Loest, Pistole 89).
2ver|schla|fen :
noch vom Schlaf benommen, schlaftrunken:
ein verschlafenes Gesicht;
sie war noch ganz verschlafen;
Ü ein verschlafenes (ruhig-langweiliges) Städtchen;
Hinter den Theken der unsäglich traurigen Stundenhotels schüttelten verschlafene Nachtportiers misstrauisch die Köpfe (Simmel, Stoff 350);
Das Traumschloss in der Nähe des verschlafenen Fischerdorfs (a & r 2, 1997, 6);
Im Mittelalter lagen dort einige verschlafene Klöster (Fest, Im Gegenlicht 343).
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