Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
verletzen
ver|lẹt|zen [mittelhochdeutsch verletzen, zu ↑ "letzen" in der älteren, besonders landschaftlichen Bedeutung »quälen, schädigen«]:1. [durch Stoß, Schlag, Fall o. Ä.] eine Stelle am, im Körper beschädigen:
einen Menschen, sich verletzen;
ich habe mich mit der Schere, beim Holzhacken verletzt;
bei dem Unfall wurde er lebensgefährlich verletzt;
ich habe mich am Kopf verletzt;
ich habe mir das Bein verletzt;
sie war schwer, leicht verletzt;
Er war ein Herr mit kurzen grauen Haaren, er … schien aber tüchtig verletzt zu sein, wenigstens floss Blut aus dem Munde (Hesse, Steppenwolf 218);
Ü Ein Ausspruch, der mich getroffen hat wie ein Messer, ist überhaupt nie gefallen; alle bezeugen es. Ich verletze mich an einem Wahn (Frisch, Montauk 140);
Ein freundlicher heller Raum mit lustiger, leider an einigen Stellen durch verirrte Gewehrkugeln verletzter Tapete (Grass, Blechtrommel 275).
2. jemanden durch etwas kränken:
jemanden, jemandes Gefühle verletzen;
seine Bemerkung hat sie tief verletzt;
er fühlte sich in seiner Ehre verletzt;
verletzende Worte;
sich in verletzender Form äußern;
verletzter Stolz, verletzte Eitelkeit, verletzte Eigenliebe;
in seiner Ehre verletzt sein;
verletzt schweigen;
Es verletzt die Würde, sich zuzugeben, dass man misshandelt worden ist (Domin, Paradies 126);
Wenn jemand, den sie liebt, an sich selber spart, so verletzt es ihre Liebe (Frisch, Montauk 182);
Sollte er besser gleich umkehren, nach dieser verletzend kameradschaftlichen Vertraulichkeit? (Kronauer, Bogenschütze 411).
3. a) gegen etwas verstoßen:
ein Gesetz, die Grundrechte, das Briefgeheimnis verletzen;
den Anstand verletzen;
dieses Bild verletzt den guten Geschmack, meinen Schönheitssinn;
… ich darf doch nicht die einfachsten Regeln der Gastfreundschaft verletzen (Bieler, Bonifaz 165);
Aufgabe des Gerichts ist es, zu klären, … ob Regierungsrat Brombach seine »Dienstobliegenheiten« als Beamter und seine »Verschwiegenheitspflicht« durch Weitergabe von Informationen verletzt hat (Dönhoff, Ära 38);
Lafontaines quirlige Intelligenz verletzte die Spielregeln (natur 10, 1991, 41);
Herr Müller unterstellt den Ärzten maßlose Forderungen … sich an leidenden Mitmenschen zu bereichern und damit ihre ärztlichen Ideale zu verletzen (Freie Presse 14. 2. 90, 5);
b) illegal überschreiten, in etwas eindringen:
die Grenzen eines Landes, den Luftraum eines Staates verletzen.
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