Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Übung
Übung, die; -, -en [mittelhochdeutsch üebunge, althochdeutsch uobunga]:1.
a) das Üben:
das macht die Übung;
das ist alles nur Übung (Übungssache);
das erfordert [viel] Übung;
etwas zur Übung tun;
Dabei leistete mir eine lange spielerische Übung, die Handschrift meines Vaters nachzuahmen, vorzügliche Dienste (Th. Mann, Krull 42);
S Übung macht den Meister (durch fleißiges Üben lernt man etwas beherrschen);
b) durch häufiges Wiederholen einer bestimmten Handlung erworbene Fertigkeit; praktische Erfahrung:
keine, nicht genügend Übung haben;
außer Übung sein;
in der Übung sein, bleiben;
ich muss wieder Akt zeichnen, sonst komme ich aus der Übung. (Goldschmidt, Garten 18).
2. a) Material und Anleitung zum Üben von im Unterricht Gelerntem, Übungsaufgabe, ↑ "Übungsstück" (a):
Übungen zur Rechtschreibung, zur Bruchrechnung;
ein Lehrbuch, eine Grammatik mit Übungen;
b) ↑ "Übungsstück" (b):
Übungen für Flöte;
eine Übung immer wieder spielen, noch einmal wiederholen.
3. (besonders Sport) [zum Training häufig wiederholte] Folge bestimmter Bewegungen:
eine leichte, schwierige Übung am Stufenbarren;
eine gymnastische Übung zur Entspannung der Wirbelsäule;
eine Übung am Reck turnen;
er beendete seine Übung mit einem doppelten Salto;
während ich doch nach Träumerart körperlichen Übungen (sportlicher Betätigung) von jeher durchaus abhold gewesen war (Th. Mann, Krull 80).
4. als Probe für den Ernstfall durchgeführte Unternehmung:
an einer militärischen Übung teilnehmen;
die Feuerwehr rückt zu einer Übung aus.
5. Lehrveranstaltung an der Hochschule, in der etwas, besonders das Anwenden von Grundkenntnissen, von den Studierenden geübt wird:
eine Übung in Althochdeutsch, über Goethes Lyrik abhalten, ansetzen;
an einer Übung teilnehmen.
6. (katholische Religion) der inneren Einkehr dienende Betrachtung, ↑ "Meditation" (2) als Teil der Exerzitien:
der Mönch unterzieht sich den täglichen geistlichen Übungen.
7. a) (landschaftlich, besonders süddeutsch, österreichisch, schweizerisch) Brauch, Sitte, Gewohnheit:
Er machte Miene aufzustehen, um in alter Übung zwischen Schreibtisch und Fenster hin und her zu gehen (Bieler, Mädchenkrieg 363);
b) (besonders Rechtssprache) Art und Weise, etwas Bestimmtes regelmäßig zu handhaben, Gepflogenheit, ↑ "Praxis" (1 b):
tarifvertragliche Normen oder betriebliche Übungen müssen beim Abschluss eines Arbeitsvertrages beachtet werden (NJW 18, 1984, XI);
Das sind nach der tatsächlichen Übung aller Presseorgane nur seltene Ausnahmefälle (NJW 19, 1984, 1133);
Im Gegensatz zu der Übung beider Häuser des Kongresses, jeweils ad hoc Vermittlungsausschüsse … zu bilden, … (Fraenkel, Staat 237).
8. (besonders schweizerisch) ↑ "Unternehmen" (1), Unterfangen:
Vor einigen Tagen nun schien die ganze Übung plötzlich wieder infrage gestellt (Basler Zeitung 12. 5. 84, 11);
Die Schwierigkeiten und Kosten dieser Übung wurden aber unterschätzt (NZZ 30. 4. 83, 15).
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