Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
überwinden
über|wịn|den [mittelhochdeutsch überwinden, überwinnen, althochdeutsch ubarwintan, ubarwinnan, zu mittelhochdeutsch winnen, althochdeutsch winnan = kämpfen, sich abmühen, erobern, volksetymologisch angelehnt an 1"winden"]:1. (gehoben) besiegen:
er hat seinen Gegner nach hartem Kampf überwunden;
der Stürmer überwand den gegnerischen Torhüter (Ballspiele Jargon; erzielte gegen ihn ein Tor);
Ü … sprechen die Götter aus dem Mund der Priester und verkünden, was zu tun sei, um eine Krankheit zu überwinden. (natur 5, 1991, 81).
2. a) durch eigene Anstrengung mit etwas, was ein Hindernis darstellt, was Schwierigkeiten bietet, fertigwerden; meistern:
einen hohen Zaun, eine Mauer, eine Barriere, eine Hürde, ein Hindernis überwinden;
mit einem Mountainbike kannst du praktisch jede Steigung überwinden;
die Bergsteiger hatten eine schwierige Wand zu überwinden;
Ü Schwierigkeiten, Probleme überwinden;
seinen Widerwillen, seine Angst, seine Schüchternheit, seine Bedenken, sein Misstrauen überwinden;
der TGV überwindet die Distanz Lausanne–Paris in drei viertel Stunden (NZZ 30. 8. 86, 28);
De Jongh … überwand seine Hemmungen und betrat das FKK-Deck (Konsalik, Promenadendeck 271);
wenn sie, die Schamhaftigkeit überwindend, willig meiner Perversion nachgab (Stern, Mann 77);
b) im Laufe einer Entwicklung [indem man sie vorantreibt] hinter sich lassen:
ein überlebtes System, die Teilung des Landes, die Apartheid, den Imperialismus, den Kapitalismus überwinden;
die Gotik, den Kubismus überwinden;
die Krise ist jetzt überwunden;
Diese Strategie ziele darauf ab, den Status quo … schrittweise abzuwandeln und zu überwinden. (W. Brandt, Begegnungen 78);
nur übernehmen sie leider nicht die heutigen, sondern die gestrigen, die also dort längst überwundenen Standpunkte (Reich-Ranicki, Th. Mann 126).
3. <überwinden + sich> etwas, was einem widerstrebt, schwerfällt, schließlich doch tun:
sich [dazu] überwinden, etwas zu tun;
zu einer Entschuldigung konnte er sich nicht überwinden;
Aus Liebe zu Giovanna überwindet er sich und fährt in das Bergdorf (Chotjewitz, Friede 190).
4. (mit einer seelischen Belastung, Erschütterung o. Ä.) fertigwerden; verarbeiten, verkraften:
er musste erst einmal den Schock überwinden;
mein Vater … hat … den Tod unserer Mutter nie ganz überwunden (Wimschneider, Herbstmilch 120);
Helmcke … hatte überraschend schnell den ersten Schrecken überwunden (Prodöhl, Tod 34);
Dass Klaus Mann sein Gründgens-Erlebnis vielleicht verdrängen, doch nicht überwinden konnte (Reich-Ranicki, Th. Mann 195).
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