Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
üben
1üben [mittelhochdeutsch üeben, uoben = bebauen; pflegen; ins Werk setzen; beständig gebrauchen, althochdeutsch uoben = Landbau treiben; die Gewohnheit haben, etwas Bestimmtes zu tun, pflegen; verehren, eigentlich = (Feldarbeit, gottesdienstliche Handlungen) verrichten]:1. (in einem bestimmten Tätigkeitsbereich) sich für eine spezielle Aufgabe, Funktion intensiv ausbilden:
jeden Tag, mehrere Stunden, stundenlang üben;
du musst noch viel üben;
die Turnerin übt (trainiert) am Stufenbarren.
2. etwas sehr oft [nach gewissen Regeln] wiederholen, um es dadurch zu lernen:
eine Szene, einen Handgriff üben;
heute üben wir einparken/[das] Einparken;
mit einigen geübten Griffen;
weil ich für mein morgiges Examen mein Deutsch natürlich üben muss (Hofmann, Fistelstimme 52);
Wir haben uns im Training sehr viel Zeit für die Torhüter genommen, haben gerade Stellungsspiel und Herauslaufen geübt (Kicker 6, 1982, 37).
3. durch systematische Tätigkeit eine Fähigkeit erwerben, zu voller Entfaltung bringen, besonders leistungsfähig machen:
durch Auswendiglernen das Gedächtnis üben;
die Augen üben;
mit geübten Händen zupacken;
Übe deine Finger lieber im Nachschlagen deutscher Vokabeln (Stern, Mann 176);
das habe ich festgestellt mit dem geübten Blick des Friseurs (Hilsenrath, Nazi 258).
4. <üben + sich> möglichst große Geschicklichkeit in etwas zu erwerben, sich in etwas geschickt zu machen, zu vervollkommnen suchen:
sich in Rechtschreibung, im Schießen üben;
Ü sich in Geduld, Nachsicht üben;
Studenten der Zahnheilkunde üben sich an meinen Zähnen (Frisch, Montauk 174);
Anfangs durften wir die Kühe hüten … Wir übten uns als Cowboys (Fels, Kanakenfauna 8);
Du bist nicht geübt darin, deinen Weg nach den Sternen zu finden (Funke, Drachenreiter 26);
der Mensch muss sich in Zufriedenheit üben. (Kühn, Zeit 23);
Seit zwei Jahren üben sich im Schanzenviertel, Hamburgs Drogenmarkt Nummer zwei, Polizei und Drogenarbeit in friedlicher Koexistenz (Woche 19. 12. 97, 33).
5. (gehoben) ↑ "ausführen" (3 c):
den Kaiserschnitt üben;
die Legende …, dass die Römer den Kaiserschnitt … erfolgreich geübt hätten (Thorwald, Chirurgen 171).
6. a) (ein Musikinstrument) beherrschen lernen:
Geige üben;
sie übt [täglich zwei Stunden] Klavier;
Ich hatte von der Oberin die Erlaubnis, nach der Messe Orgel zu üben, wenn ich wollte (Remarque, Obelisk 40);
b) auf einem Musikinstrument spielen lernen:
eine Sonate, eine Etüde üben;
sie übten [Werke von] Haydn und Mozart;
die Kapelle übt einen Marsch.
7. (verblasst)
a) jemandem gegenüber sich in seinem Verhalten, Urteilen einer bestimmten Tugend befleißigen:
Barmherzigkeit, Gnade, Großmut, Gerechtigkeit, Geduld, Nachsicht üben (barmherzig, gnädig, großmütig, gerecht, geduldig, nachsichtig sein);
Man umzingelte sein Haus, zündete es an, holte ihn heraus, doch nicht, um an ihm christliche Milde zu üben, sondern um ihn im Triumph durch die Straßen zu schleppen (Thieß, Reich 323);
b) etwas durch ein entsprechendes Tun zur Ausführung kommen lassen:
Einfluss, Kritik, Rache, Solidarität, Vergeltung üben;
Verrat üben (gehoben; etwas, jemanden verraten);
Danach sollte bei den Stichwahlen … Wahlenthaltung geübt werden (Kühn, Zeit 153);
Wir üben Solidarität (Brot und Salz 276).
2üben [zu 1"über"] (landschaftlich):
drüben:
dort üben hinter dem Wald steht sein Haus.
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