Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
trennen
trẹn|nen [mittelhochdeutsch trennen, althochdeutsch in: en-, intrennen, eigentlich = [ab]spalten]:1. a) (durch Zerschneiden der verbindenden Teile) von etwas lösen; ↑ "abtrennen" (1):
das Futter aus der Jacke trennen;
die Knöpfe vom Mantel, den Kragen vom Kleid trennen;
bei dem Unfall wurde ihm der Kopf vom Rumpf getrennt;
b) ↑ "auftrennen" (1):
ein Kleid, eine Naht trennen.
2. a) etwas Zusammengesetztes, Zusammenliegendes o. Ä. in einzelne, in seine Bestandteile zerlegen:
ein Stoffgemisch trennen;
etwas chemisch, durch Kondensation trennen;
Fast 90 Prozent der Vaterstettener … trennen mittlerweile ihre Abfälle (bringen sie nach bestimmten Richtlinien für Abfallbeseitigung in verschiedenen Behältern unter; natur 6, 1991, 65);
b) die Verbindung (eines Stoffes o. Ä. mit einem anderen) auflösen; ↑ "isolieren" (1 b):
das Erz vom Gestein trennen;
das Eigelb vom Eiweiß trennen;
c) (Technik) zerteilen:
das Material lässt sich mit Spezialsägen trennen;
Verfahren zum Trennen duroplastischer Kunststoffe.
3. a) (Personen, Sachen) in eine räumliche Distanz voneinander bringen, auseinanderreißen, ihre Verbindung aufheben:
die beiden Waisen sollten nicht getrennt werden;
der Krieg hatte die Familie getrennt;
nichts konnte die Liebenden trennen;
die Grenze hat das Dorf in zwei ungleiche Teile getrennt;
sie waren lange voneinander getrennt gewesen;
b) absondern, von [einem] anderen scheiden; ↑ "isolieren" (1 a):
das Kind von der Mutter, Mutter und Kind voneinander trennen;
die männlichen Tiere wurden von den weiblichen getrennt;
die kranken Tiere müssen getrennt voneinander gehalten werden.
4.
a) von einer bestimmten Stelle an einen gemeinsamen Weg o. Ä. nicht weiter fortsetzen; auseinandergehen:
sie trennten sich an der Straßenecke, vor der Haustür;
nach zwei Stunden Diskussion trennte man sich;
Ü die Mannschaften trennten sich 0 : 0 (Sport; gingen mit dem Ergebnis 0 : 0 auseinander);
die Firma hat sich von diesem Mitarbeiter getrennt (verhüllend; hat ihn entlassen);
Er möge sich von dem in Berlin verbliebenen S. Fischer Verlag trennen (seine Bücher dort nicht mehr erscheinen lassen; Reich-Ranicki, Th. Mann 184);
b) eine Gemeinschaft, Partnerschaft auflösen, aufgeben:
sich freundschaftlich, in Güte trennen;
das Paar hat sich getrennt;
die Teilhaber des Unternehmens haben sich getrennt (ihr gemeinsames Unternehmen aufgelöst);
sie hat sich von ihrem Mann getrennt;
getrennt (nicht gemeinsam) leben, schlafen, wohnen;
getrennte Schlafzimmer, getrennte Kasse haben;
Deine Mutter und ich …, wir haben beschlossen, uns zu trennen (Rolf Schneider, November 130);
Wir bezahlen … überall getrennt (jeder für sich; Geiser, Wüstenfahrt 207);
c) etwas hergeben, weggeben, nicht länger behalten (obgleich es einem schwerfällt, es zu entbehren):
sich von Erinnerungsstücken nur ungern trennen, nicht trennen können;
sich von jeglichem Besitz trennen;
er ist ein guter Spieler, aber er kann sich nicht vom Ball trennen (Fußballjargon; spielt zu spät ab, ist zu ballverliebt);
sich von einem Gedanken, einer Vorstellung trennen;
sich von einem Anblick nicht trennen können;
es war zu schön, ich konnte mich nicht trennen (losreißen);
dass sich auch in Zukunft … nur sehr wenig Veba-Aktionäre von ihren Aktien trennen werden (Welt 24. 8. 65, 11);
Nachdem Mick und Andy schon lange mit kurzen Haaren rumliefen, trennte sich auch Brian endlich von seinen langen Zotteln (ließ sie sich abschneiden; Freizeitmagazin 12, 1978, 19).
5. unterscheiden, auseinanderhalten:
Begriffe klar, sauber trennen;
man muss die Person von der Sache trennen;
etwas ist nicht streng [von etwas] zu trennen;
… lässt sich die Erbpathologie von der Erbbiologie nicht scharf trennen (Medizin II, 82);
dass zwischen dem Zustand des Fühlens, seinen Ursachen und seinen Wirkungen deutlich getrennt werden könne (Musil, Mann 1255).
6. zwischen einzelnen Personen oder Gruppen eine Kluft bilden:
die verschiedene Herkunft trennte sie;
uns trennen Welten (wir sind auf unüberbrückbare Weise verschieden);
zwischen ihnen gibt es mehr Trennendes als Verbindendes;
dass sie (= die Sarazenin und Anna) … in Erscheinung und Wesensart weit mehr trennt als nur die Alpen (Stern, Mann 32).
7. a) eine Grenze [zu einem benachbarten Bereich] bilden, darstellen:
eine Stellwand trennt die beiden Bereiche des Raumes;
ein Zaun, eine hohe Hecke trennte die Grundstücke;
b) sich zwischen verschiedenen Bereichen o. Ä. befinden; etwas gegen etwas abgrenzen:
der Kanal trennt England vom Kontinent;
nur ein Graben trennte die Besucher des Zoos von den Tieren;
Ü nur noch wenige Tage trennen uns von den Ferien;
Als Cotta den letzten Anstieg überwand, der ihn noch von Trachilas Ruinen trennte (Ransmayr, Welt 233);
Zweitausend Meter … trennten ihn von dem großen grauen Gebäude (Plievier, Stalingrad 244);
es trennten ihn damals nur noch zwei Jahre vom eigenen Grab (Stern, Mann 239).
8. (eine telefonische oder Funkverbindung) unterbrechen:
die Verbindung wurde getrennt;
wir waren eben kurz getrennt (unsere Verbindung war eben kurz unterbrochen).
9. (Rundfunktechnik, Funkwesen) eine bestimmte Trennschärfe besitzen:
das Rundfunkgerät trennt gut, scharf, nicht genügend.
10. nach den Regeln der Silbentrennung zerlegen, abteilen:
ein Wort trennen;
»st« durfte früher nicht getrennt werden;
richtig, falsch trennen.
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