Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Theorie
The|o|rie, die; -, -n [spätlateinisch theoria < griechisch theōri̓a = das Zuschauen; Betrachtung, Untersuchung, zu: theōreĩn = zuschauen, zu: theōrós = Zuschauer (zu: théā = das Anschauen; Schau) und horãn = sehen]:1. a) System wissenschaftlich begründeter Aussagen zur Erklärung bestimmter Tatsachen oder Erscheinungen und der ihnen zugrunde liegenden Gesetzlichkeiten:
eine unbeweisbare, kühne Theorie;
die zahlreichen Theorien über die, zur Entstehung der Erde;
eine Theorie entwickeln, vertreten, ausbauen, beweisen;
nach jenem aufregenden Jahrhundert, das so viele politische und soziale Theorien ersonnen hatte (Dönhoff, Ära 48);
… müssen zunächst die Fundamente gelegt werden, auf denen neue Theorien aufbauen können (Gruhl, Planet 23);
Die europäischen Gelehrten haben die scharfsinnigsten und geistreichsten Theorien aufgestellt (Bamm, Weltlaterne 99);
b) Lehre über die allgemeinen Begriffe, Gesetze, Prinzipien eines bestimmten Bereichs der Wissenschaft, Kunst, Technik:
die Theorie des Romans;
am Konservatorium Theorie (Musiktheorie) lehren.
2.
a) rein begriffliche, abstrakte [nicht praxisorientierte oder -bezogene] Betrachtung[sweise], Erfassung von etwas:
das ist alles reine Theorie;
die Theorie in die Praxis umsetzen, mit der Praxis verbinden;
Von der beliebten Theorie, es gebe ein gutes und ein böses Deutschland, will er also nichts wissen (Reich-Ranicki, Th. Mann 90);
graue Theorie sein (bildungssprachlich; nicht der Wirklichkeit entsprechen, sich in der Praxis nicht durchführen lassen; nach Goethes »Faust«, wo es in der Schülerszene heißt: »Grau, teurer Freund, ist alle Theorie«);
b) wirklichkeitsfremde Vorstellung; bloße Vermutung:
sich in Theorien versteigen.
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