Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Tag
1Tag, der; -[e]s, -e [mittelhochdeutsch tac, althochdeutsch tag, wahrscheinlich zu einem Verb mit der Bedeutung »brennen« und eigentlich = (Tages)zeit, wo die Sonne brennt]:1. Zeitraum etwa zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, zwischen Beginn der Morgendämmerung und Einbruch der Dunkelheit:
ein trüber, regnerischer Tag;
die Tage werden kürzer, länger, nehmen ab;
der Tag bricht an, graut, erwacht (gehoben; die Morgendämmerung tritt ein);
der Tag neigt sich, sinkt (gehoben; die Abenddämmerung tritt ein);
es wird, ist Tag;
wir müssen fertig werden, solange es noch Tag (hell) ist;
Tag und Nacht (ständig);
ein Unterschied wie Tag und Nacht (ein krasser Unterschied);
des Tag[e]s (gehoben; ↑ "tags" [1]);
am Tage;
bei Tag[e] (bei Tageslicht) sieht der Stoff ganz anders aus;
wir kamen noch bei Tag nach Hause;
bis in den Tag hinein schlafen;
[drei Stunden] vor Tag (gehoben; vor Tagesanbruch);
R es ist noch nicht aller Tage Abend (es kann sich noch vielerlei ändern); jetzt wird's Tag! (jetzt verstehe ich!); man soll den Tag nicht vor dem Abend loben (man soll erst den Ausgang von etwas abwarten, bevor man [positiv] urteilt, sich zu früh freut);
Guten/guten Tag/(umgangssprachlich:) Tag (Grußformel: [zu] jemandem Guten/guten Tag sagen; jemandem einen guten Tag wünschen);
[bei] jemandem Guten/guten Tag sagen (umgangssprachlich; bei jemandem einen kurzen Besuch machen);
etwas an den Tag legen (überraschend erkennen lassen, zeigen: er legte einen verdächtigen Eifer an den Tag);
etwas an den Tag bringen/ziehen (aufdecken, enthüllen);
an den Tag kommen (bekannt werden, sich herausstellen);
bei Tage besehen (genauer betrachtet);
unter Tags (während des Tages, tagsüber);
über, unter Tag[e] (Bergmannssprache; über, unter der Erdoberfläche: über Tage arbeiten);
zu Tage (vgl. ↑ "zutage": K sechsmal des Tages [am Tag; Mörike, Hutzelmännlein 124]).
2. a) Zeitraum von Mitternacht bis Mitternacht, Zeitraum von 24 Stunden, in dem sich die Erde einmal ganz um ihre Achse dreht:
ein schöner, ereignisreicher Tag;
der neue Tag;
ein halber Tag;
ein freier (arbeitsfreier) Tag;
ein schwarzer Tag (Unglückstag);
heute war ein rabenschwarzer Tag für sie;
die sieben Tage der Woche;
der Tag der Abreise naht;
der Tag X (noch unbestimmter Tag, an dem etwas Entscheidendes geschehen wird, durchgeführt werden soll);
heute ist sein [großer] Tag (ein bedeutender Tag für ihn);
der Tag hat 24 Stunden;
der Tag jährt sich heute zum zweiten Mal;
Tag und Stunde (Datum und Uhrzeit) des Treffens stehen fest;
sie hat heute ihren/einen guten, schlechten Tag (sie ist heute gut, schlecht gestimmt);
welchen Tag (welches Datum) haben wir heute?;
sich ein paar schöne Tage machen (sich ein paar Tage lang etwas gönnen);
wir verbrachten den Tag am Meer, einige Tage in den Bergen;
der Brief muss, kann jeden Tag (in Kürze) ankommen;
ich erwarte die Sendung jeden Tag (sie muss bald kommen);
wievielmal des Tages (veraltet; am Tage)?;
alle/(mitteldeutsch:) aller acht Tage;
dreimal am Tag (dreimal täglich);
früh, spät am Tag[e];
am Tag vorher;
auf/für ein paar Tage verreisen;
auf den Tag [genau];
Tag für Tag (täglich);
in den Tag hinein reden (viel Unüberlegtes reden);
in guten und bösen Tagen zusammenhalten;
in den nächsten Tagen;
heute in, vor drei Tagen;
heute über acht Tage (in acht Tagen);
den Tag über, über Tag (tagsüber);
sie denken nicht über den Tag hinaus (denken nicht über den gegenwärtigen Augenblick hinaus);
einen Tag um den anderen (jeden zweiten Tag);
es ging von Tag zu Tag (stetig) aufwärts;
von einem Tag auf den anderen (plötzlich);
jemanden von einem Tag auf den andern (fortlaufend) vertrösten;
Ü tun, was der Tag (die tägliche Pflicht) fordert;
etwas ist nur für den Tag geschrieben (ein schriftstellerisches Erzeugnis von nur aktueller Bedeutung);
jemandem den Tag (die Zeit) stehlen;
sich einen guten, faulen Tag machen (umgangssprachlich; es sich gut gehen lassen, faulenzen);
keinen guten Tag bei jemandem haben (gehoben; es nicht gut bei jemandem haben);
er faulenzt den lieben langen Tag (während des ganzen Tages);
der Herr Amtsvorsteher hatte einen leutseligen Tag (Kühn, Zeit 96);
Tag für Tag war ich unterwegs, um mir … genaue Unterlagen … zu besorgen (Jens, Mann 70);
In den Tagen vor Weihnachten 1875 beunruhigte … etwas den Schlaf des Holzhoftaglöhners (Kühn, Zeit 55);
R morgen ist auch noch ein Tag (es hat noch Zeit, hat keine Eile); heute ist nicht mein Tag! (heute geht alles schief, klappt nichts!);
der Jüngste Tag (Religion; der Tag des Jüngsten Gerichts; eigentlich = allerletzter Tag);
acht Tage (eine Woche);
der Tag des Herrn (gehoben veraltend; Sonntag: der Stadtposaunenchor …, der jeden Samstag von den Münstertürmen den Tag des Herrn ankündet [Basler Zeitung 2. 10. 85, 38]);
Tag der offenen Tür (Tag, an dem Betriebe, Verwaltungsstellen usw. vom Bürger besichtigt werden können);
viel reden, wenn der Tag lang ist (umgangssprachlich; [viele] Dinge sagen, die man nicht ernst nehmen muss, auf die kein Verlass ist);
eines Tages (an irgendeinem Tage, irgendwann einmal);
eines schönen Tages (künftig irgendwann einmal);
dieser Tage (1. in den nächsten Tagen: Hunderte von Fans … pilgern dieser Tage nach Urbana … zur großen Geburtstagsfeier von Hal [Woche 14. 3. 97, 25]. 2. in den letzten Tagen, neulich: Dieser Tag wurde die Transaktion von der ungarischen Vermögensagentur genehmigt [Standard 2. 10. 93, 25]);
auf meine, deine usw. alten Tage (in meinem, deinem usw. Alter noch: Schauspieler Paul Dahlke … hat auf seine alten Tage ein neues Hobby entdeckt [Hörzu 27, 1976, 20]);
in den Tag hinein leben (sorglos dahinleben);
b) Ehren-, Gedenktag:
der Tag des Kindes;
Tag der Deutschen Einheit (Bundesrepublik Deutschland seit 1990; 3. Oktober);
Tag der Republik (Nationalfeiertag der DDR; Jahrestag der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949);
c) (gehoben) Zeit, die jemand durchlebt, erlebt:
die Tage der Jugend;
es kommen auch wieder bessere Tage (Zeiten);
er hat schon bessere Tage gesehen (früher ging es ihm besser);
seine Tage (sein Leben) in Muße verbringen;
seine Tage beschließen (gehoben; sterben);
Erinnerungen aus fernen Tagen (aus ferner Vergangenheit);
noch bis in unsere Tage (bis in unsere Gegenwart);
er treibt noch Sport wie in seinen jungen Tagen (wie in seiner Jugend);
jemandes Tage sind gezählt (jemand wird nicht mehr lange leben);
jemandes Tage als etwas/irgendwo sind gezählt (jemand wird etwas/irgendwo nicht mehr lange sein, bleiben können: seine Tage als Kanzler, in der Firma sind gezählt);
die Tage von etwas sind gezählt (etwas wird nicht mehr lange andauern, existieren);
d) (umgangssprachlich verhüllend) [Tage der] Menstruation:
sie hat ihre Tage;
Ihre Tage bekommt sie (hat sie zum ersten Mal) mit 13 (Schwarzer, Unterschied 74);
e) Gerichtstag:
es sollen kaiserliche Kommissarien ernannt und ein Tag ausgesetzt werden, wo die Sache dann verglichen werden mag (Goethe, Götz I).
2Tag [tæg], der; -, -s [englisch tag, eigentlich = Schild, Etikett, (Kenn)zeichen; Anhänger, Anhängsel, ursprünglich = schmaler herabhängender Stoffstreifen an Kleidungsstücken der Schlitzmode, Herkunft ungeklärt] (Musik):
angehängter kurzer Schlussteil bei Jazzstücken.
3Tag [tæg], das; -s, -s [englisch tag, 2"Tag"] (EDV):
auf dem Bildschirm eines Computers dargestelltes sichtbares Zeichen zur Strukturierung z. B. eines Textes.
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