Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Stein
Stein, der; -[e]s, -e und (als Maß- und Mengenangabe:) - [mittelhochdeutsch, althochdeutsch stein, wohl eigentlich = der Harte]:1. a) feste mineralische Masse (die einen Teil der Erdkruste ausmacht):
hart wie Stein;
ein Denkmal aus Stein;
etwas in Stein meißeln, hauen;
Ü er hat ein Herz aus Stein (gehoben; ist hartherzig, mitleidlos);
ihr Gesicht war zu Stein geworden, zu Stein erstarrt (gehoben; hatte einen starren Ausdruck angenommen);
In seinem Gesicht war das Entsetzen zu Stein geworden (Apitz, Wölfe 143);
b) mehr oder weniger großes Stück Stein (1 a), Gesteinsstück, das sich in großer Zahl in und auf der Erdoberfläche befindet:
runde, flache, spitze, dicke Steine;
ihm flog ein Stein an den Kopf;
Steine auflesen, sammeln;
er hatte einen Stein im Schuh;
mit Steinen werfen;
etwas mit einem Stein beschweren;
der Acker ist voller Steine;
nach dem langen Marsch schlief er wie ein Stein (umgangssprachlich emotional; sehr fest);
Sand und Steine wirbeln aus der Kuhle, die immer tiefer wird (Imog, Wurliblume 45);
Du hältst am dritten Tag vor meiner Tür, oder du karrst am vierten Dreck und Steine im Oderbruch (B. Frank, Tage 106);
»Erkälte dich nicht auf den kalten Steinen«, sagte er (Böll, Erzählungen 112);
R man könnte ebenso gut Steinen predigen (alle Worte, Ermahnungen o. Ä. treffen auf taube Ohren);
der Stein der Weisen (gehoben; die Lösung aller Rätsel, Probleme; alchemistenlateinisch lapis philosophorum [= arabisch al-iksīr, ↑ "Elixier"], die wichtigste magische Substanz der mittelalterlichen Alchemie, die Unedles edel machen sollte);
der Stein des Anstoßes (gehoben; die Ursache der Verärgerung; nach Jesaja 8, 14 u. a.; vgl. ↑ "Anstoß" [4]: Carepakete, neuester Stein des Anstoßes für den Hartl. Viele davon gingen an altbekannte Adressen [Kühn, Zeit 401]);
jemandem fällt ein Stein vom Herzen (jemand ist sehr erleichtert über etwas: Irgendwann ist er dann abgetorkelt Richtung Heimat, mir fiel ein Stein vom Herzen [Eppendorfer, St. Pauli 136]);
der Stein kommt ins Rollen (umgangssprachlich; eine [schon längere Zeit schwelende] Angelegenheit kommt in Gang);
es friert Stein und Bein (umgangssprachlich; es herrscht strenger Frost; zu ↑ "Bein" [5], eigentlich wohl = es friert so sehr, dass der Frost sogar in Steine und Knochen eindringt);
Stein und Bein schwören (umgangssprachlich; etwas nachdrücklich versichern; zu ↑ "Bein" [5], vielleicht ursprünglich = beim steinernen Altar und den Knochen eines Heiligen schwören);
den Stein ins Rollen bringen (umgangssprachlich; eine [schon längere Zeit schwelende] Angelegenheit in Gang bringen: Die Invasion, der 20. Juli, der Zusammenbruch der Mittelfront und die Paulus-Erklärung hatten den Stein ins Rollen gebracht [Leonhard, Revolution 264]);
jemandem [die] Steine aus dem Weg räumen (für jemanden die Schwierigkeiten ausräumen);
jemandem Steine in den Weg legen (jemandem bei einem Vorhaben o. Ä. Schwierigkeiten machen: Es wurde einmal am Familientisch das Schicksal eines Bekannten beklagt, dem die bösen Linken wegen seiner Nazivergangenheit … Steine in den Weg seiner Karriere gelegt hätten [Zorn, Mars 46]);
jemandem Steine geben statt Brot (gehoben; jemanden mit leeren [Trost]worten abspeisen, statt ihm wirklich zu helfen; nach Matthäus 7, 9);
weinen, dass es einen Stein erweichen könnte ([laut] heftig weinen);
den ersten Stein auf jemanden werfen (damit beginnen, einen anderen öffentlich anzuklagen, zu beschuldigen o. Ä.; nach Johannes 8, 7);
jemandem einen Stein in den Garten werfen (umgangssprachlich: 1. jemandem Schaden zufügen. 2. scherzhaft; jemandem eine Gefälligkeit erwidern).
2. Baustein (verschiedener Art):
Steine abladen, aufschichten;
Steine (Ziegelsteine) brennen;
Steine (Bruchsteine) brechen;
(Bauwesen; als Maßangabe:) eine zwei Stein starke Wand;
Entgegen allen Zusicherungen soll der Nordtrakt des Zürcher Hauptbahnhofs nicht Stein um Stein in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt … werden (NZZ 30. 8. 86, 29);
kein Stein bleibt auf dem anderen (es wird alles völlig zerstört; nach Matthäus 24, 2);
keinen Stein auf dem anderen lassen (etwas völlig zerstören).
3. Kurzform von ↑ "Schmuckstein" (b), ↑ "Edelstein":
ein echter Stein;
ein geschnittener Stein (Gemme, Glypte);
die Uhr läuft auf 12 Steinen (Rubinen in den Lagern);
Der Stein auf ihrer Hand funkelte in der Dämmerung (Remarque, Triomphe 143);
Sie (= die Uhr) ist weder aus Gold noch aus Silber, aber sie hat vierzehn Steine (Rubine) in den Lagern (Erné, Fahrgäste 46);
jemandem fällt kein Stein aus der Krone (↑ "Perle" [1 a]).
4. Kurzform von ↑ "Grabstein":
Claire stellte die grüne Plastekanne auf Totzkes Stein, sah zu den beiden Friedhofsarbeitern hinüber (-ky, Blut 25).
5. Kurzform von ↑ "Spielstein":
bei jemandem einen Stein im Brett haben (umgangssprachlich; jemandes besondere Gunst genießen; ursprünglich wohl = einen Spielstein bei bestimmten Brettspielen auf dem Felde des Gegners stehen haben [u. durch einen entsprechend geschickten Spielzug die Anerkennung des Gegners finden]: Der Unterscharführer war ein lustiger Mensch, und ich hab', wie man so sagt, ein Stein im Brett gehabt bei ihm [M. Walser, Eiche 81]).
6. hartschaliger Kern der Steinfrucht:
die Steine der Kirschen, Zwetschen, Aprikosen;
einen Stein verschlucken;
er spuckte die Steine auf den Boden.
7. (Rasenkraftsport) Quader aus Metall, mit dem beim Steinstoßen gestoßen wird.
8. Konkrement (z. B. Gallenstein, Nierenstein):
Steine bilden sich, gehen ab;
sie hat Steine in der Galle.
9. (landschaftlich) Bierkrug:
auf dem Schanktisch stehen die Steine aufgereiht;
(als Maßangabe:) der 22-Jährige … stemmte zwischen 20 und 24 Uhr … 20 »Stein« Bier (MM 3. 10. 70, 14).
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