Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
Stand
Stạnd, der; -[e]s, Stände [mittelhochdeutsch stant = das Stehen, Ort des Stehens, althochdeutsch in: firstand = Verstand, urstand = Auferstehung, zu mittelhochdeutsch standen, althochdeutsch stantan = stehen, ↑ "stehen"]:1.
a) das aufrechte Stehen [auf den Füßen]:
einen, keinen sicheren Stand auf der Leiter haben;
vom Reck in den Stand springen (Turnen; auf dem Boden in aufrechter Haltung zum Stehen kommen);
Ü keinen guten Stand bei jemandem haben (umgangssprachlich; es schwer bei jemandem haben);
bei jemandem, gegen jemanden einen harten, schweren, keinen leichten Stand haben (umgangssprachlich; sich nur schwer behaupten, durchsetzen können);
Das Wasser, wenn es um die Waden strömt, ist kalt, und einmal verliert er beinah den Stand (Frisch, Montauk 97);
aus dem Stand [heraus] (umgangssprachlich; ↑ "Stegreif": Wie viele Prozesse … derzeit gegen ihn laufen, weiß er aus dem Stand nicht zu sagen [Spiegel 14, 1979, 98]);
b) das Stillstehen, das Sich-nicht-Bewegen:
aus dem Stand (ohne Anlauf) auf die Bank springen;
aus dem Stand spielen (Fußball; sich den Ball zuspielen, ohne die Position zu ändern);
den Motor im Stand laufen lassen;
die neue Partei hat aus dem Stand [heraus] (gleich bei ihrer ersten Teilnahme an einer Wahl) über sieben Prozent erreicht, die Fünfprozenthürde genommen.
2. a) Platz zum Stehen; Standplatz:
der Stand eines Schützen, Jägers, Beobachters;
der Bergsteiger schlägt sich einen Stand in das Eis;
ein Stand für Taxen;
Wild hat einen bestimmten Stand (Jägersprache; Platz, an dem es sich am liebsten aufhält);
Franz hatte seinen Stand an Paulinchens Seite genommen (A. Kolb, Daphne 51);
b) Kurzform von ↑ "Schießstand":
warum warst du gestern nicht auf dem Stand?;
c) Kurzform von ↑ "Führerstand":
Fahrgäste dürfen den Stand des Lokführers nicht betreten.
3. a) [für eine begrenzte Zeit] entsprechend her-, eingerichtete Stelle (z. B. mit einem Tisch), an der etwas [zum Verkauf] angeboten wird:
ein Stand mit Blumen, Gemüse, Käse, Fisch, Gewürzen;
die Händler fingen schon an, ihre Stände abzubauen;
der Bäcker hat auch einen Stand auf dem Wochenmarkt, in der Markthalle;
kommen Sie doch auf der Messe zu unserem Stand, an unseren Stand;
ein Stand mit Informationsmaterial;
während des Wahlkampfes hatten alle Parteien Stände in der Fußgängerzone;
b) kleiner, abgeteilter Raum eines Stalls; Box.
4.
a) im Ablauf einer Entwicklung zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichte Stufe:
der damalige Stand der Entwicklung, der Technik, der Wissenschaft, der Forschung;
der augenblickliche, jetzige Stand der Geschäfte lässt das nicht zu;
das Lexikon ist nicht [mehr] auf dem neuesten Stand;
etwas auf den neuesten Stand, den Stand von 1999 bringen;
bei diesem Stand der Dinge würde ich davon abraten;
wir werden Sie laufend über den Stand der Verhandlungen, des Spiels, des Wettkampfs informieren;
… ginge ich davon aus, dass beim gegebenen und vorausschaubaren Stand ein russischer Angriff nicht zu vermuten sei (W. Brandt, Begegnungen 155);
b) Beschaffenheit, Verfassung, Zustand, in dem sich jemand, etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt befindet:
das Auto, das Haus, die Wohnung ist gut im Stand[e]/in gutem Stand[e];
etwas wieder in den alten, in einen ordnungsgemäßen Stand [ver]setzen;
jemanden in den vorigen Stand zurückversetzen (Rechtssprache; jemandem aufgrund eines Gerichtsbeschlusses o. Ä. einen ihm vorher aberkannten Rechtsstatus wieder zuerkennen);
den Stand der Unschuld hat der Mensch … verloren (Gruhl, Planet 29);
außer Stand[e] (↑ "außerstand"[e]);
im Stand[e] (↑ "imstande");
in Stand (↑ "instand");
in den [heiligen] Stand der Ehe treten (gehoben; heiraten);
zu Stand[e] (↑ "zustande");
c) zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichter Wert, gemessene Menge, Größe, Höhe o. Ä.:
der letzte, neue, derzeitige Stand des Kontos;
der Stand der [Wert]papiere, der Aktien[kurse], des Dollars ist gut;
den Stand des [Kilometer]zählers, Thermometers ablesen;
den Stand des Motoröls, des Wassers im Kessel kontrollieren;
den Stand der Kasse, der Finanzen prüfen;
das Hochwasser hatte seinen höchsten Stand noch nicht erreicht;
es richtet sich nach dem Stand der Sonne, des Mondes, der Sterne [am Himmel].
5. a) Kurzform von ↑ "Familienstand":
bitte Namen und Stand angeben;
b) Kurzform von ↑ "Berufsstand":
der Stand der Arbeiter;
dem Stand der Kaufleute, der Handwerker angehören;
das schädigt den Stand der Angestellten (Fallada, Mann 69);
c) gegenüber anderen verhältnismäßig abgeschlossene Gruppe, Schicht in einer hierarchisch gegliederten ↑ "Gesellschaft" (1):
der Stand des Adels, der Geistlichkeit;
der geistliche Stand;
die unteren, niederen, höheren Stände;
einen Stand bilden;
Leute gebildeten Standes;
sie hat unter ihrem Stand geheiratet;
ein Mann von Stand (Adliger);
der arbeitende Stand sollte sich nicht »fein machen« – nicht nach städtisch bürgerlichem Vorbild (Th. Mann, Krull 218);
Sie war besser angezogen, als es ihrem Stand zukam (Baum, Paris 89);
Dieser Hitler – … Plebejer, nicht von Stand (nicht adlig; K. Mann, Wendepunkt 251);
der dritte Stand (Geschichte; das Bürgertum neben Adel und Geistlichkeit; nach französisch le tiers état);
d) Vertreter der Stände (5 c) in staatlichen, politischen Körperschaften des Mittelalters und der frühen Neuzeit:
eine Versammlung der Stände.
6. (schweizerisch) Kanton.
7. (Jägersprache) Bestand an Wild im Revier.
8. Kurzform von ↑ "Blütenstand".
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