Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache
spritzen
sprịt|zen [16. Jahrhundert, entrundet aus mittelhochdeutsch sprützen, eigentlich = hervorschießen, verwandt mit 2"sprießen"]:1. (eine Flüssigkeit) in Form von Tropfen, Spritzern irgendwohin gelangen lassen:
jemandem Wasser ins Gesicht spritzen;
versehentlich Tinte, Farbe auf den Boden spritzen;
er hat mir etwas Soße auf die Hose gespritzt;
die Kinder planschten und spritzten;
spritz doch nicht so!;
mit Wasser spritzen;
wie er als Kind Wasser gegen den glühenden Ofen spritzte (Ott, Haie 85);
es ist kein Kinderspiel, im Ozean zu fischen … wenn da die Brandung spritzt (Frisch, Stiller 60);
Ü die Gasthausräume … wo das Bier besonders … am Freitag, am Zahltag, über die Theke spritzt (Fischer, Wohnungen 24).
2. durch Druck in Form eines Strahls aus einer engen Öffnung, einer Düse o. Ä. hervorschießen, hervortreten [und irgendwohin gelangen] lassen:
Wasser, Löschschaum in die Flammen spritzen;
Beton in die Verschalung spritzen;
Sahne auf eine Torte spritzen;
mit dem Gartenschlauch in die Flammen spritzen.
3. (derb) ejakulieren:
Ihr Loch ist so eng, dass ich gleich beim Hineingleiten spritze (Kinski, Erdbeermund 112);
da denkt man im Grunde genommen, hoffentlich spritzt er bald (Fichte, Wolli 184).
4.
a) durch Bespritzen in einen bestimmten Zustand versetzen:
er hat mich ganz nass gespritzt;
b) (umgangssprachlich) bespritzen, nass spritzen:
Mama, sie spritzt mich immer!
5. a) sich in Form von Spritzern, Tropfen in verschiedenen Richtungen hin verteilen, gespritzt (1, 2) werden:
das Fett spritzt;
Vorsicht, es spritzt!;
Ü die Räder drehten durch, dass der Kies, Dreck nur so spritzte;
Sabina bürstete sich die Haare, dass die Tropfen nur so spritzten (Thor [Übers.], Ich 45);
Unter spritzenden Steinen ist er zu seinem Schreibtischsessel … vorgedrungen (Jelinek, Lust 47);
b) irgendwohin spritzen (5 a):
das Wasser spritzte ihm ins Gesicht;
Fett spritzte nach allen Seiten;
Das Blut, das aus dem Hals des Huhns spritzte, ließ Josefine erstaunen (Alexander, Jungfrau 82);
… Von der Deckenwölbung spritzte der Kalk (Geissler, Nacht 120);
c) (umgangssprachlich) leicht regnen:
es spritzt [nur] ein wenig.
6.
a) durch Spritzen (2) befeuchten, bewässern; sprengen:
den Rasen, den Hof spritzen;
der Tennisplatz muss mal wieder gespritzt werden;
b) mit einem Pflanzenschutzmittel o. Ä. besprühen:
Obstbäume, Reben spritzen;
er spritzt seinen Kohl mit E 605, gegen Schädlinge;
die Trauben sind garantiert nicht gespritzt;
gespritztes Obst;
c) mithilfe einer Spritzpistole o. Ä. mit Farbe, Lack o. Ä. besprühen:
ein Auto [neu] spritzen;
ein gelb gespritztes Fahrzeug.
7. (ein [alkoholisches] Getränk) mit Selterswasser, Limonade o. Ä. verdünnen:
Apfelsaft spritzen;
ein gespritzter Wein.
8.
a) injizieren:
ein Kontrastmittel, Hormone spritzen;
der Arzt spritzte ihm ein Schmerzmittel [in die Vene];
Mittel …, die … einfach irgendwo in die Muskeln gespritzt werden (Grzimek, Serengeti 199);
jede Spritze bringt Linderung, die ich ummünze in Hoffnung … bis zum viehischen Verrecken in gespritzter Hoffnung (Frisch, Gantenbein 227);
b) (umgangssprachlich) jemandem eine Injektion verabreichen:
der Arzt hat ihn gespritzt;
der Diabetiker muss sich täglich einmal spritzen;
er hatte gespritzt (sich Rauschgift injiziert);
im Staate Washington wird es dem Todeskandidaten selbst überlassen zu entscheiden, ob er »gespritzt« (mit einer Injektion getötet) oder gehängt werden will (NZZ 9. 12. 82, 7);
Am Main spritzen sich die meisten Rauschgiftsüchtigen zu Tode, vergangenes Jahr 124 (Spiegel 12, 1980, 136).
9.
a) durch Spritzen (2) erzeugen, herstellen:
eine Eisbahn spritzen;
er spritzte eine Blume aus Sahne auf die Torte;
b) (Fertigungstechnik) im Spritzguss herstellen:
gespritzte Kunststoffartikel.
10. (umgangssprachlich)
a) schnell [irgendwohin] laufen:
zur Seite, um die Ecke spritzen;
er spritzte zum Telefon;
Einstweilen spritzt Kantorek hin und her wie ein aufgescheuchtes Wildschwein (Remarque, Westen 127);
b) diensteifrig laufen, um jemandes Wünsche zu erfüllen:
Die Kellner spritzten nur so (Schnurre, Bart 138);
Irgendein Sonderabzeichen an der Uniform und Ausweise, bei denen alles spritzt? (Kempowski, Tadellöser 429).
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